Ein Plädoyer für mehr Private Equity im Privatanleger-Depot

Julien Zornig
Julien Zornig

Gastbeitrag von Julien Zornig, Astorius Capital. Er hält ein Plädoyer für mehr Private Equity im Privatanleger-Depot:

Die Mehrheit der deutschen Anleger haben ihre Depots seit jeher auf Sicherheit, Solidität und Planbarkeit ausgerichtet. Die guten Renditen im festverzinslichen Markt der letzten Jahrzehnte führten zu einem traditionell hohen Anteil von Unternehmens- und Staatsanleihen in den Portfolien sowohl institutioneller als auch privater Investoren. Zum festverzinslichen Teil kamen im geschlossenen Fondsmarkt Produkte mit einem starken Fokus auf vermeintlich kalkulierbare Ausschüttungsrenditen, die das Sicherheits- und Planungsbedürfnis der Kunden befriedigen sollten.

Seit einigen Jahren ist – verursacht durch die Niedrigzinspolitik der Notenbanken – ein Paradigmenwechsel zu beobachten: „Vom risikofreien Zins zum zinsfreien Risiko“. Die tradierte Allokation mit einem Übergewicht in Zinspapieren ist damit de-konstruiert worden. Die Fakten des Kapitalmarkts wurden zwar noch einige Zeit kosmetisch verkleidet; Kursgewinne auf Langläufer leisteten dazu einen Beitrag. Insgesamt ist der Ausblick auf dieses große Standbein deutscher Investments aber trübe. Der Gesetzgeber kann bestimmte Investorengruppen nur noch per Gesetz zu festen Quoten von Staatsanleihen zwingen, ökonomisch sind diese Papiere für die Renditeansprüche beispielsweise von Versicherungen nicht mehr zielführend. Privatanleger sind zwar nicht gesetzlich, aber offenbar emotional an die gewohnten Anlageinstrumente gebunden. Bereits in der Vergangenheit haben Anleger häufig verzögert auf Marktveränderungen reagiert. Das Niedrigzinsumfeld begleitet uns nun aber schon mehrere Jahre. So verwundert es, dass die heutigen Allokationen das neue Marktumfeld zu wenig widerspiegeln. Der verzweifelte Versuch, Anleihenquoten nun einfach mit höher rentierlichen Papieren zu füllen, erinnert sowohl von Berater- als auch von Anlegerseite an den vielzitierten greisen General, der immer mit der Taktik des letzten Kampfes in eine neue Schlacht zieht.

Privatanleger, denen das Angebot am Anleihen- und Immobilienmarkt doch zu unattraktiv erscheint, türmen immer mehr Liquidität auf, um bessere Anlagemöglichkeiten abzuwarten. Da Negativzinsen vielfach nicht durchsetzbar sind, führt dieser Cashbestand bei den Banken zu erhöhtem Margendruck. Wenn Banken auf die Gesamteinlagen eine bestimmte Marge erzielen wollen, auf einen wichtigen Teil aber Negativzinsen in Kauf nehmen müssen, müssten die „aktiven“ Teile entsprechend höheren Ertrag bringen. Das scheint im heutigen Fintech-Zeitalter aber nicht durchsetzbar. Statt innovative Produkte umzusetzen, schwenken viele Vermögensberater daher auf das Vermögensverwaltungsmodell um. In Zeiten von steigenden oder Seitwärtsmärkten wird gute Beratung aber weniger honoriert, weshalb das entscheidende Wettbewerbsmerkmal die Gebühren sind. Außerdem ist der Handlungsspielraum bei Vermögensverwaltungen oft eingeschränkt im Vergleich zu flexibleren Beratungsmandaten.

Institutionelle Investoren, deren Allokationen freier gestaltbar sind, haben seit vielen Jahren Private Markets (Private Equity, Private Debt, Infrastruktur) als langfristig hochrentable und administrativ weniger aufwändige Investitionen schätzen gelernt. In der Tiefzinsphase wurden die Quoten entsprechend der absoluten Stärke der Investments und der relativen Stärke gegenüber den Alternativen am Markt schrittweise ausgebaut. Private Investoren hängen dieser Entwicklung viele Jahre hinterher. Privatkunden sind dabei weder durch mangelnde intellektuelle Belastbarkeit benachteiligt noch widersprechen ihre Anlageziele denen des langfristigen, unternehmerischen, produktiven Investierens. Privatkunden und ihre Berater müssen sich vielmehr von den Gewohnheitsmechanismen in der strategischen Allokation lösen. Es gibt attraktive Möglichkeiten, einen Teil des festverzinslichen Portfolios durch Private Equity zu substituieren. Diese Anlageform wurde zwar einst durch die von Franz Müntefering angestoßene Heuschrecken-Diskussion an den Pranger gestellt. Eigentlich bedeutet Private Equity aber unternehmerisches Investieren „nach alter Väter Sitte“. Viele Finanzinstrumente, an die sich die Investoren über die Jahre gewöhnt haben, sind mit ihren Börsenlistings, Derivateinsatz bei Zertifikaten oder beispielsweise der neuen Mode der Cryptowährungen ungleich exotischer als privates Beteiligungskapital.

Sobald der Investor das Vertrauen in langfristiges, unternehmerisches Investieren zurückgewonnen hat, ist der reduzierte Einfluss auf das Investment-Objekt nach unserer Erfahrung kein negativ besetzter Aspekt mehr. Fungibilität bringt eine Verantwortung und tägliche innere Unruhe mit sich, Entscheidungen jederzeit umsetzen zu können. Market Timing in liquiden Titeln wird aber wohl auf längere Sicht eine der schwersten Disziplinen im Bereich Geldanlage bleiben. Die Investoren, genauso aber auch die Investmentberater, sind daher gut beraten, sich der Anlageart unternehmerische Beteiligungen weiter zu öffnen. Auch in den Jahren nach der Finanzkrise hat Private Equity bewiesen, einen stabilisierenden Faktor mit attraktiven Renditechancen im Portfolio darzustellen.

EXXECNEWS-Autor Julien Zornig ist Partner bei Astorius Capital, Hamburg. Der Gastbeitrag ist zuerst erschienen in EXXECNEWS Ausgabe 23/2017.

www.astoriuscapital.com

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