Bund der Versicherten: "Falsche Versprechen bei Generali-Run-Off"
Mit zusätzlichen Garantieversprechen machte der Vorstandsvorsitzende der Abwicklungsplattform Viridium, Dr. Heinz-Peter Roß, Werbung für den Verkauf der Generali-Verträge an sein Unternehmen. So würde er garantieren, dass Kunden nach dem Verkauf stets zehn Prozent „der Kosten“ ausgezahlt bekämen. Betroffen sind etwa vier Millionen Verträge, darunter Lebensversicherungen, private Rentenversicherungen und Riester-Renten. Nach Ansicht des Bund der Versicherten (BdV) ist dies jedoch weder technisch noch aktuariell seriös möglich. Deshalb prüft der BdV nun rechtliche Schritte, um die Unterlassung derartiger Behauptungen klären zu lassen.
In einem Interview mit der FAZ am Sonntag erklärte Roß am 25. Juli 2018: „Wir garantieren den Kunden…, dass wir zehn Prozent der Kosten einsparen. Diese zehn Prozent bekommt jeder Kunde“. Nach intensiver Analyse des Sachverhalts durch den BdV konfrontierte dieser Roß mit einem Fragenkatalog. „Eine derartige Garantie würde dazu führen, dass zusätzlich umfangreiche aktuarielle Berechnungen anzustellen wären, eine entsprechend komplexe EDV einzurichten sei und zusätzliche aufsichtsrechtliche Anforderungen erfüllt werden müssten. Das ist alles sehr teuer“, erklärt Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des BdV. Der Versicherungsmathematiker weiter: „Daher ist es einer Abwicklungsplattform schlichtweg nicht seriös möglich, eine solche Garantie auszusprechen.“
Ohne befriedigende schriftliche Antworten durch Roß geht der BdV nun davon aus, dass mit dem Garantieversprechen nur dafür gesorgt werden soll, dass die Generali-Kunden ihr Kündigungsrecht nicht ausüben und Viridium so als Abwicklungsplattform mehr Gewinne erzielen kann. „Dieses Garantieversprechen ist ein Bauernfängertrick, um Kundinnen und Kunden gegenüber zu verschleiern, dass ein Run-Off auf einer solchen Abwicklungsplattform keine Vorteile, sondern eher Nachteile hat“, erläutert Kleinlein.
Die Aufforderung, schriftlich zu erklären, zukünftig eine Äußerung dieses Garantieversprechens zu unterlassen, kamen Roß und Viridium nicht nach. „Anscheinend wollen sich Roß und Viridium vorbehalten, auch weiterhin mit solchen Aussagen die Kundinnen und Kunden zu falschen Entscheidungen zu ermutigen“, erklärt Kleinlein. „Wir prüfen deshalb jetzt weitere rechtliche Schritte."
Nach Ansicht des BdV ist eine Schlechterstellung der Versicherten bei einem Run-Off auf einer Abwicklungsplattform stets zu befürchten. „Für Abwicklungsplattform sind die Versicherten nur eine Ware, aus der möglichst viel Rendite herausgepresst werden soll“, erläutert Kleinlein. Deshalb habe der Sachverhalt rund um den Verkauf der Generali-Verträge an Viridium eine Ausstrahlung auf die gesamte Lebensversicherungsbranche.
Quelle: Pressemitteilung BdV
Der Bund der Versicherten e.V. (BdV) ist eine unabhängige und gemeinnützige Verbraucherschutzorganisation. Der Verein wurde 1982 gegründet und zählt mehr als 50.000 Mitglieder. (JF1)