Ein Jahr MiFID II - Marktbereinigung und Budgetkürzungen im Aktienresearch
Im Jahr nach Einführung der Finanzmarktrichtlinie MiFID II (Markets in Financial Instruments Directive) Anfang 2018, hat im Bereich Aktienresearch eine Marktbereinigung begonnen. Im Zuge der neuen Vorschriften stellen Vermögensverwaltungen ihre Research-Bedarfe zunehmend um. Das ergibt eine aktuelle Umfrage des CFA Institute, dem Berufsverband für Investmentmanager und professionelle Investoren, unter knapp 500 Portfoliomanagern, Analysten und weiteren Investment-Fachleuten in Europa. Die Umfrage verdeutlicht die Auswirkungen von MiFID II auf die Kosten, Qualität und Abdeckung im Investment Research.
Laut Umfrage wirkt sich MiFID II auf die Nachfrage nach Aktien-Research aus. Der Wettbewerbsdruck auf Research-Anbieter steigt; die Zahl der Sell-side Aktienanalysten geht zurück. 57 Prozent der Befragten auf Käuferseite geben an, seit Inkrafttreten von MiFID II weniger Research bei Investmentbanken einzuwerben.
Research Budgets sind geschrumpft, wobei die größten Unternehmen auch die größten Einsparungen vornehmen. Im Durchschnitt wurden Budgets um rund 6,3 Prozent gekürzt, wobei jedoch Unternehmen mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 250 Milliarden Euro im Schnitt um elf Prozent reduziert haben, während solche mit weniger als eine Milliarde Euro Assets under Management die Budgets kaum verändert haben.
Befragte auf Käuferseite sehen mehrheitlich keine Veränderung in der Qualität der Aktienanalyse. Auf der Verkäuferseite ist die Einschätzung negativer: Dort bemängeln 44 Prozent der Befragten einen allgemeinen Qualitätsverlust. Insbesondere bei Small- und Mid-Cap-Aktien sehen 44 Prozent der Sell-side Befragten einen Rückgang. Auf beiden Seiten des Markts glauben weniger als zehn Prozent der Befragten an eine Qualitätssteigerung im Research.
Auch hinsichtlich der Research-Abdeckung sind die Umfrageteilnehmer kritisch. 47 Prozent auf Käuferseite und 53 Prozent auf Verkäuferseite berichten, dass Analysen von Small- und Mid-Caps zurückgehen. 54 Prozent der Befragten auf der Sell-Side sind der Ansicht, dass die Zahl der Aktienanalysten sinkt.
Insgesamt sehen die Befragten einen stärkeren Wettbewerb im Markt für Aktienresearch. Diese Einschätzung teilen 39 Prozent der Befragten, gegenüber 25 Prozent, die den Markt für weniger kompetitiv halten.
Quelle: Pressemitteilung CFA
Die CFA Society Germany ist ein Berufsverband für Finanzexperten in Deutschland und zählt mehr als 2.700 Einzelmitglieder. (JF1)