Schifffahrtsmarktbericht Q2/2017 der Ernst Russ AG

Logo Ernst Russ

Gesamtwirtschaftlicher Ausblick

In den meisten Ländern kann weiterhin eine positive wirtschaftliche Grundstimmung festgestellt werden. Der von IHS Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex (wirtschaftlicher Frühindikator) für die Eurozone weist nach wie vor ein gutes Wachstum aus, auch wenn der Juni-Wert mit 55,7 Punkten etwas hinter dem Rekordwert aus Mai mit 57 Punkten zurückblieb. Trotzdem verzeichnete das zweite Quartal das stärkste Wachstum seit sechs Jahren, so dass die Unternehmen positiv in die Zukunft sehen. Es wird erwartet, dass die Unternehmen ihre Kapazitäten weiter ausweiten, um die steigende Nachfrage zu bedienen. Im Gegensatz hierzu zeichnet sich in den USA ein Abkühlen der Erwartungswerte seit Mai ab. Außerdem hat der Internationale Währungsfonds (IWF) die Wachstumsprognose des US-BIP von 2,3 Prozent auf 2,1 Prozent für das Jahr 2017 gesenkt, begründet vor allem mit Unsicherheiten in der US-Politik und einer weiter auf hohem Niveau wachsenden Staatsverschuldung.

Am 25. Mai fand in Wien eine OPEC-Sitzung statt. Thema der Sitzung war die Verlängerung oder das Einstellen der Fördermengenkürzung, welche auf der Sitzung im November 2016 für ein halbes Jahr beschlossen wurde. Nachdem der Rohölpreis für Brent nach der Novembersitzung sprunghaft angestiegen ist und dann über einen längeren Zeitraum auf einem Niveau von rund 55 US-Dollar pro Barrel verharrte, kam es ab März 2017 wieder zu einem Abfall des Ölpreises. Grund des Verfalls waren unter anderem ein starker Anstieg der Inbetriebnahme von Ölförderanlagen in den USA und hohe US-Lagerbestände. Die Meldungen aus den USA weckten Zweifel am Markt, ob die Förderkürzung der OPEC-Länder eine ausreichende Maßnahme ist. Um den weiteren Verfall des Ölpreises zu stoppen, wurde auf der OPEC-Sitzung im Mai die Verlängerung der Fördermengenkürzung um neun Monate beschlossen. Dies verschaffte dem Ölpreis einen kurzen Auftrieb, konnte die Marktteilnehmer aber nicht nachhaltig überzeugen, so dass der Ölpreis wieder absackte. Aktuell liegt der Preis für Brentöl bei rund 50 US-Dollar pro Barrel.

Containermarkt

Die Angebotsseite: Das Flottenwachstum

Per Ende Juni 2017 besteht die Containerschiffsflotte aus 5.119 Schiffen beziehungsweise rund 20,4 Millionen TEU. Das Orderbuch umfasst 362 Einheiten beziehungsweise 2,8 Millionen TEU Gesamtkapazität. Dies entspricht einem Anteil der bestehenden Flotte von rund 13,7 Prozent. Weiterhin werden für 2017 Ablieferungen von rund 1,36 Millionen TEU beziehungsweise 191 Schiffen erwartet, wobei in diesen Werten bereits die Verschiebung von Ablieferungen in Folgejahre berücksichtigt ist (voraussichtlich 18 Schiffe beziehungsweise 130.000 TEU). Hiergegen steht eine erwartete Verschrottung von Tonnage von rund 600.000 TEU. Somit wird für 2017 ein Flottenwachstum von 3,7 Prozent (beziehungsweise 758.000 TEU) erwartet.

Die Nachfrageseite: Der Containerumschlag

Für 2017 wird ein Containerumschlagswachstum von rund 4,8 Prozent (plus 8,8 Millionen TEU) prognostiziert, das gesamte Containerhandelsvolumen beläuft sich auf rund 190,4 Millionen TEU. Somit erreicht das Wachstum des Containerumschlags, nach zwei schwachen Jahren, wieder deutlich höhere Wachstumswerte. Unsicherheiten bezüglich des UK-Brexit und des aufkommenden Protektionismus der USA könnten im weiteren Jahresverlauf belastend wirken. Das größte Wachstum wird weiterhin im asiatischen Binnenhandel mit 6,6 Prozent über das gesamten Jahr 2017 erwartet, gefolgt von den Haupthandelsstrecken Ost-West mit einem Wachstum von 4,9 Prozent. Der ISL-Containerumschlags-Index ist im Mai um 1,8 Punkte auf 127,2 Punkte (Jahr 2010=100 Punkte) angestiegen und markierte damit einen neuen Höchststand. Dies weist auf eine deutliche Ausweitung des Welthandels hin.

Auflieger und Verschrottung

Nachdem durch den anziehenden Markt Ende März viele unbeschäftigte Schiffe aus dem Markt genommen wurden, hat sich mit dem Abkühlen der Erholung und sogar einem geringen Rückgang der Charterraten auch die Anzahl der unbeschäftigten Schiffe wieder leicht erhöht. Mitte Juni waren rund 195 Schiffe ohne Beschäftigung. Dies entspricht einer Aufliegerquote von rund 2,6 Prozent beziehungsweise 0,54 Millionen TEU. Einige von diesen aufliegenden Schiffen stehen dem Markt jedoch nicht kurzfristig zur Verfügung, da zum Beispiel kalt aufliegende Schiffe eine Reaktivierungszeit benötigen, um wieder einsatzfähig zu sein. Einzig im Bereich der Schiffe über 7.500 TEU gab es einen leichten Rückgang der Aufliegerquote. Hierbei ist zu beachten, dass in diesem Größensegment nur noch drei Schiffe nicht beschäftigt sind und somit nahezu keine Schiffe mehr aufliegen. In allen anderen Größenklassen sind aufliegende Schiffe hinzugekommen. Allgemein kann jedoch festgestellt werden, dass die Anzahl spontan verfügbarer Schiffe in den meisten Größenklassen weiterhin recht gering ist. Dies ist auch in der Anzahl der aufliegenden Schiffe im Vergleich zum Jahresanfang ersichtlich: Anfang 2017 lagen 351 Schiffe auf gegenüber 195 am 12. Juni 2017. Ein Grund für den Einhalt des Aufschwunges aus März 2017 könnte auch ein deutlicher Rückgang in den verschrotteten Schiffen sein, da somit weniger als erwartet Tonnage aus dem Markt genommen wird. Zudem scheint die Neuorganisation der Linienreeder einen erheblichen Anteil am Aufschwung im März gehabt zu haben. Durch höhere Verkaufswerte und bessere Verdienstaussichten nehmen viele Schiffseigner Abstand vom Verschrotten. Für 2017 wird daher nur noch von einer Verschrottung von 600.000 TEU ausgegangen.

Zeitcharterraten

Nachdem in der zweiten Märzhälfte die Charterraten sprunghaft angestiegen sind, haben sich diese eine Zeit lang seitwärts bewegt, um seit Mai wieder leicht sinkende Tendenzen auszuweisen. Der New Contex ist von seinem Hoch im Mai von rund 409 Punkten auf 388 Punkte am 22. Juni 2017 gefallen. Hierin kann man deutlich die seitwärts beziehungsweise leicht fallenden Aussichten wiedererkennen. Nahezu in allen Größenklassen haben sich die abzuschließenden Charterraten reduziert. Besonders hat es jedoch die Schiffsgrößen getroffen, welche von dem Anstieg im März/April besonders profitiert haben, wie zum Beispiel die 4.000 TEU-Schiffe. Die Charterraten dieser Schiffe sind besonders angestiegen, so dass teilweise Abschlüsse von bis zu 10.500 US-Dollar pro Tag möglich waren. Aktuell sind meistens kurze Charterlaufzeiten zu Raten zwischen 7.000 US-Dollar pro Tag und 8.500 US-Dollar pro Tag zu beobachten. Schiffe mit 2.700 bis 3.500 TEU konnten Charterraten von bis zu 9.500 US-Dollar pro Tag erreichen, aktuell haben sie sich jedoch bei 8.500 US-Dollar pro Tag eingependelt. Dieses Segment profitiert momentan noch von einer geringen Anzahl an freien Schiffen. Ähnlich entwickelt es sich auch in der Größenklasse 2.000 TEU bis 2.700 TEU. Die Charterraten halten sich auf dem erhöhten Niveau von rund 8.700 US-Dollar pro Tag. Besonders die Schiffe herkömmlicher Bauweise müssen jedoch bei jedem Abschluss darum ringen, nicht weiter an Boden zu verlieren. In den Größenklassen unter 1.700 TEU ergab sich lediglich ein leichter Anstieg der Charterraten für 1.100 TEU Schiffe von 6.100 US-Dollar pro Tag im Januar auf 6.400 US-Dollar pro Tag per Ende Juni. Der nur langsam anziehende Markt bei den 1.000 bis 1.200 TEU-Schiffen und den unter 800 TEU-Schiffen könnte auf einen weiter bestehenden Überhang von freien Schiffen zurückgeführt werden.

Ausblick

Zusammengefasst kann momentan eine Seitwärtsbewegung mit leicht schwächer werdenden Tendenzen im Chartermarkt beobachtet werden. Jedoch lassen sich an dem neuen Höchststand des ISL-Containerumschlag-Index sowie dem weiterhin steigenden Shanghai Container Index (918,18 Punkte am 30. Juni 2017 gegenüber 827,27 Punkten eine Woche vorher) positive Signale für die Zukunft ableiten. Außerdem ist die Anzahl der aufliegenden Schiffe nach wie vor relativ niedrig und somit stehen in manchen Schiffsgrößen nur wenige freie Schiffe zur Verfügung. All dies könnte zu wieder steigenden Raten Ende des Sommers führen.

Der vollständige Schifffahrtsmarktbericht Q2/2017 umfasst neben dem Container- auch das Bulker- und das Tankersegment. Er ist erschienen in der aktuellen Ausgabe von Investor‘s Quarterly, dem vierteljährlichen Newsletter der Ernst Russ AG zu den Themen Schifffahrt, Wirtschaft und Finanzen. Eine Download-Möglichkeit finden Sie auf dem Internetauftritt des Unternehmens unter:

www.ernst-russ.de/de/news/investors-quarterly

Zurück

Top-Storys

Datenschutzeinstellungen

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern.
In dieser Übersicht können Sie, einzelne Cookies einer Kategorie oder ganze Kategorien an- und abwählen. Außerdem erhalten Sie weitere Informationen zu den verfügbaren Cookies.
Gruppe Essenziell
Name Contao CSRF Token
Technischer Name csrf_contao_csrf_token
Anbieter
Ablauf in Tagen 0
Datenschutz
Zweck Dient zum Schutz der Website vor Fälschungen von standortübergreifenden Anfragen . Nach dem Schließen des Browsers wird das Cookie wieder gelöscht
Erlaubt
Gruppe Essenziell
Name PHP SESSION ID
Technischer Name PHPSESSID
Anbieter
Ablauf in Tagen 0
Datenschutz
Zweck Cookie von PHP (Programmiersprache), PHP Daten-Identifikator. Enthält nur einen Verweis auf die aktuelle Sitzung. Im Browser des Nutzers werden keine Informationen gespeichert und dieses Cookie kann nur von der aktuellen Website genutzt werden. Dieses Cookie wird vor allem in Formularen benutzt, um die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen. In Formulare eingegebene Daten werden z. B. kurzzeitig gespeichert, wenn ein Eingabefehler durch den Nutzer vorliegt und dieser eine Fehlermeldung erhält. Ansonsten müssten alle Daten erneut eingegeben werden.
Erlaubt
Gruppe Analyse
Name Google Analytics
Technischer Name _gat,_ga_gid
Anbieter Google
Ablauf in Tagen 1
Datenschutz https://policies.google.com/privacy
Zweck Tracking
Erlaubt
Gruppe Essenziell
Name Contao HTTPS CSRF Token
Technischer Name csrf_https-contao_csrf_token
Anbieter
Ablauf in Tagen 0
Datenschutz
Zweck Dient zum Schutz der verschlüsselten Website (HTTPS) vor Fälschungen von standortübergreifenden Anfragen. Nach dem Schließen des Browsers wird das Cookie wieder gelöscht
Erlaubt
Gruppe Essenziell
Name FE USER AUTH
Technischer Name FE_USER_AUTH
Anbieter
Ablauf in Tagen 0
Datenschutz
Zweck Speichert Informationen eines Besuchers, sobald er sich im Frontend einloggt.
Erlaubt