Assekurata: Corona lässt Neugeschäftszahlen der Lebensversicherer in anderem Licht erscheinen
Zu Jahresbeginn hat die Ratingagentur Assekurata die Teilnehmer ihrer Marktstudie zu Überschussbeteiligungen und Garantien zu ihren Einschätzungen der Geschäftslage und -erwartung befragt. Diesmal hat sich – allen Marktwidrigkeiten zum Trotz – das Stimmungsbarometer erneut verbessert. Auf einer Skala von minus zwei (sehr negativ) bis plus zwei (sehr positiv) pendelt sich die aktuelle Geschäftslage im Schnitt bei plus 0,63 Punkten ein. Damit liege sie nicht nur über der vorjährigen Erwartung (0,33), sondern sogar auf dem höchsten Wert seit zehn Jahren. Zum Vergleich: 2015 hegte die Branche insgesamt noch eine negative Geschäftserwartung von minus 0,36 Punkten.
Diese optimistische Branchenwahrnehmung korrespondiere mit den hohen Wachstumsraten für das zurückliegende Geschäftsjahr 2019. So vermeldete der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) jüngst auf seiner Jahresmedienkonferenz in Berlin ein „überraschend hohes Wachstum in der Lebensversicherung“. Zum Beitragsplus von rund elf Prozent hätten dabei vor allem die Verträge mit modifizierten Garantien beigetragen, die inzwischen mehr als 60 Prozent des Neugeschäfts ausmachten.
Generell bestätigten die Zahlen einen Trend, der bereits seit einigen Jahren an Dynamik gewonnen habe. Die Anbieter reagierten mit neuen Produktofferten auf die Zinsmisere am Kapitalmarkt, indem sie ihren Kunden Alternativen zur klassischen Lebensversicherung bereitstellen. Offenbar finden die neuen Produkte auf Kundenseite laut Assekurata vermehrt Abnehmer.
Im Zuge der dramatischen Auswirkungen von Corona sei allerdings aktuell davon auszugehen, dass die zu Jahresanfang geäußerten Geschäftserwartungen der Versicherer schon nach wenigen Wochen Makulatur geworden sind. Aus Sorge um Ansteckung werden die meisten Menschen derzeit Kontakte möglichst meiden, was insbesondere die Arbeit der Versicherungsvermittler deutlich erschweren dürfte, zumal die tagesaktuelle Berichterstattung die Auseinandersetzung mit der eigenen Altersvorsorge in den Hintergrund rücken dürfte. Für die Erfolgsrechnungen der Lebensversicherer bedeute dies nichts Gutes. Corona werde die Wachstumspotenziale mindestens in diesem Jahr deutlich schmälern. In Anbetracht der heftigen Verwerfungen an den Zins- und Aktienmärkten gelte dies zugleich auch für die Ertragspotenziale aus der Kapitalanlage.
Andererseits könnten nun die Stimmen aus dem Verbraucherschutzumfeld wieder leiser werden, die vehement Aktien- beziehungsweise ETF-Anlagen als universell geeignete Vorsorgeform für die Bevölkerung propagierten. Hierfür gebe es zwar objektiv gute Gründe, in Zeiten eines erlebten Börsencrashs und drastischer Einschnitte im öffentlichen Leben rücke aber das psychologische Momentum erfahrungsgemäß in den Vordergrund. Die Menschen werden laut Assekurata nun (wieder) zunehmend darauf bedacht sein, ihre Altersvorsorge auf stabilisierenden Elementen aufzubauen, die größeren Marktschocks standhalten kann. An dieser Stelle könnten Lebensversicherungen typischerweise punkten. Wenn Kunden perspektivisch stärker nach Sicherheit streben, könnte dies dem Absatz von Lebensversicherungen zugutekommen – allerdings erst, wenn wieder Normalität Einzug in den Alltag erhalten hat. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressmitteilung Assekurata
Die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH ist eine Ratingagentur, die sich auf die Qualitätsbeurteilung von Versicherungsunternehmen aus Kundensicht spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde 1996 gegründet und hat seinen Sitz in Köln.