Betriebliche Altersversorgung: DAX-Konzerne haben 2019 Niedrigzins gut aufgefangen
Den DAX-Konzernen ist es im Jahr 2019 gelungen, die Belastungen durch Niedrigzinsen bei der betrieblichen Altersversorgung in den Bilanzen einzugrenzen. So lautet das Halbzeitergebnis der jährlichen Studie des Dienstleistungs- und Beratungsunternehmens Aon Hewitt. Analysiert wurden bisher die Bilanzen von 15 der 30 DAX-Unternehmen.
Wie zu erwarten, seien die Belastungen der Unternehmen durch Rückstellungen für die betriebliche Altersversorgung auch 2019 gewachsen. Ursache dafür sei der Rechnungszins, der im Durchschnitt von 2,0 Prozent (2018) auf 1,1 Prozent weiter gesunken ist. Je niedriger der Rechnungszins ist, umso mehr Kapital müssten Unternehmen rechnerisch aufbringen, um künftige Rentenansprüche abzudecken. So stiegen die Bilanzwerte der Pensionsverpflichtungen der untersuchten DAX-Unternehmen um durchschnittlich rund 13 Prozent. Dabei sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen laut Aon groß: bei Infineon ist ein Anstieg um 23 Prozent zu konstatieren. Dort mache sich bemerkbar, dass der Rechnungszins zum Bilanzstichtag im September mit 0,6 Prozent besonders niedrig lag. Bei Unternehmen wie Henkel (Rechnungszins 1,3 Prozent) und BASF (Rechnungszins 1,1 Prozent) sind die Verpflichtungen nur um sieben Prozent gestiegen; beide haben einem Bilanzstichtag zum Jahresende.
Die Möglichkeit, inflationsabhängige Bewertungsparameter nach unten zu korrigieren, nutzten Unternehmen nicht. Sowohl bei den Durchschnittswerten für die Rentendynamik (2019: 1,64 Prozent; 2018: 1,64 Prozent) als auch für den Gehaltstrend (2019: 2,69 Prozent; 2018: 2,74 Prozent) sind laut Bericht keine wesentlichen Anpassungen an das niedrige Zinsniveau und eine damit verbundene niedrigere Inflationserwartung wahrnehmbar. Entlastung käme von anderer Seite: Das zur Sicherung der Pensionsverpflichtungen speziell reservierte Deckungsvermögen (Planvermögen) ist durchschnittlich um elf Prozent gestiegen. Unternehmen wie Infineon, Henkel und Merck konnten mit 13 Prozent eine überdurchschnittliche Rendite erzielen. Gewachsen ist das Planvermögen auch bei Adidas; allerdings wurde hier wie in den Vorjahren das Deckungsvermögen aufgestockt, diesmal um rund 115 Millionen Euro. Lediglich Vonovia konnte beim Deckungsvermögen keinen Zuwachs verbuchen, weil dieses ausschließlich aus Rückdeckungsversicherungen besteht. Durch die guten Anlageergebnisse ist der Deckungsgrad (Verhältnis von Planvermögen zu Pensionsverpflichtungen) mit 66 Prozent (Vorjahr 67 Prozent) annähernd gleich geblieben. „Im vergangenen Jahr konnten die Konzerne die höheren Belastungen noch gut verarbeiten“, erläutert Fred Marchlewski, Geschäftsführer bei Aon, das Ergebnis der Studie. „Kennzahlen wie Bilanzsumme oder Eigenkapital sind ähnlich gestiegen wie die Pensionsverpflichtungen. In 2020 wird das allerdings deutlich schwieriger. Der Rechnungszins ist bislang gesunken und gleichzeitig sind die Anlagemärkte aktuell durch die Corona-Krise eingebrochen. Die Unternehmen (nicht nur im DAX-Segment) sollten daher abwägen, wie sie die Altersversorgung flexibel auf die veränderte Situation anpassen können. Auch dürfte es sinnvoll sein, den Einstieg in moderne Versorgungskonzepte weiter zu forcieren.“ (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung Aon Hewitt
Die Aon Hewitt GmbH ist ein globales Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen, das Lösungen zu den Themen Risiko, Altersversorgung, Mitarbeitervergütung und Gesundheit anbietet. Weltweit arbeiten für Aon 50.000 Mitarbeiter in 120 Ländern. In Deutschland sind rund 1.650 Mitarbeiter an zwölf Standorten für das Unternehmen tätig.