"Alarmierende Margen-Erosion im Asset Management"
Wie eine aktuelle Studie der Strategie- und Managementgesellschaft zeb zeigt, steht die Asset-Management-Industrie in Europa nach Jahrzehnten ungebrochenen Wachstums vor großen strukturellen Herausforderungen. Dies gelte insbesondere in den Bereichen Innovationskraft, Produktgestaltung und Vertriebsmanagement. Analysiert wurden 46 europäische Asset Manager mit starkem Geschäft in Europa, die mit insgesamt 29,3 Billionen Euro rund einen Drittel der global verwalteten institutionellen Vermögen betreuen.
Laut Studie waren neben den spezialisierten Asset Managern, die sich über Themen oder Anlageklassen von ihren Mitbewerbern differenzieren, insbesondere die kleineren Anbieter erfolgreich, die Teil eines starken, eigenständigen Vertriebsnetzes sind. Am schwächsten entwickelten sich mittelgroße Akteure mit einer vergleichsweise hohen Cost-/Income-Ratio und einem weit unterdurchschnittlichen Neugeldzufluss. Vor allem jene Unternehmen, die versuchten, nahezu alle Anlagethemen oder jede Anlageklasse abzudecken und dabei keine signifikanten Skaleneffekte erzielten, zeigten unterdurchschnittliche Ergebnisse. Norman Karrer, zeb-Studienmitautor bestätigt: „Insgesamt erzielten im Berichtszeitraum nur wenige Asset Manager ein profitables Wachstum, also eine Steigerung der Profitabilität bei gleichzeitiger Gewinnung von Neukunden. Die Top-Liga der Asset Manager zeichnet sich vor allem durch ein überdurchschnittliches Wachstum, eine überdurchschnittliche Profitabilität und ein sinkendes Aufwand- und Ertragsverhältnis aus.“
Angesichts der im Vergleich zum institutionellen Geschäft höheren Gebührenstruktur wird häufig angenommen, dass die Ausweitung des Retail-Geschäfts zu einem profitableren Geschäftsmodell führt. Dies konnte in der Studie nicht bestätigt werden, da kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Anteil des Retailgeschäfts am gesamten verwalteten Vermögen eines Anbieters und seiner Gewinnmarge zu erkennen war. Auch eine Korrelation zwischen dem Anteil höherpreisiger, nicht traditioneller Anlagestrategien an der Vermögensbasis eines Asset Managers und seinen Gewinnmargen war nicht nachzuweisen.
Die absoluten Kosten der Asset Manager sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Das Kostenproblem der Branche wurde aber weitestgehend durch die im Untersuchungszeitraum stark gestiegenen Aktien- und Rentenmärkte verdeckt, sodass die Kostenmargen weitestgehend konstant blieben. In der Studie durchgeführte Simulationen mit differenzierten Annahmen über das Marktwachstum machen die Anfälligkeit der Asset Manager deutlich. Demgegenüber sind in derselben Zeit die Preise der Asset-Management-Produkte über fast alle Anlageklassen sowohl im Retail- als auch im institutionellen Geschäft gesunken. Die Gründe sind neben dem andauernden Niedrigzinsumfeld vor allem unterdurchschnittliche Leistungen aktiver Manager, höhere Kostentransparenz, beispielsweise durch Einführung von MiFID II und ein zunehmender Wettbewerbsdruck, getrieben vor allem durch kostengünstige passive Investment-Strategien.
Die Verschiebung vom aktiven zum passiven Asset Management hat sich in den vergangenen Jahren weiter akzentuiert. Insbesondere das starke Wachstum der ETF zeige, wie attraktiv passive Strategien inzwischen für Anleger geworden sind. Während passive Investments inzwischen nahezu kostenlosen Zugang zur Marktperformance bieten, weisen aktive Strategien oft hohe Produktgebühren auf und zeigen in der Breite eine unterdurchschnittliche Performance. Dies verschafft passiven Strategien einen Wettbewerbsvorteil und wird weiterhin einen hohen Druck auf die Gebühren für aktive Produkte ausüben. „Viele Anbieter bieten inzwischen passive Strategien an und werden am Wachstum dieser Strategien überproportional partizipieren, sofern sie in der Lage sind, diese kostengünstig zu produzieren“, kommentiert Wittrock.
Quelle: Pressemitteilung zeb
Die zeb.rolfes.schierenbeck.associates GmbH (zeb) wurde 1992 gegründet und zählt zu den führenden Strategie- und Managementberatungen für Financial Services in Europa. An 18 Standorten sind international 1.000 Mitarbeiter für die Unternehmensgruppe tätig. In Deutschland unterhält zeb Büros in Frankfurt, Berlin, Hamburg, München und Münster (Hauptsitz). Internationale Standorte befinden sich in Amsterdam, Kiew, Kopenhagen, London, Luxemburg, Mailand, Moskau, New York City, Oslo, Stockholm, Warschau, Wien und Zürich. Zu den Kunden gehören europäische Groß- und Privatbanken, Regionalbanken sowie Versicherungen. (JF1)