Dr. Klein: Bauzinsen im Sinkflug
Drohendes Brexit-Chaos, alte und neue Handelskonflikte, Schuldenberge, Konjunkturflaute: die Vielzahl der aktuell ungelösten wirtschaftlichen und politischen Probleme macht deutlich, warum die europäischen Währungshüter zunehmend besorgt sind. Bereits mehrfach wurden die Wirtschaftsaussichten für das Jahr 2019 nach unten korrigiert. Die EU-Kommission senkte die Prognose für das Wirtschaftswachstum der Euro-Zone zuletzt von 1,9 Prozent auf 1,3 Prozent – und viele Experten halten sogar diese Korrektur für zu optimistisch. Selbst das deutsche Finanzministerium rechnet wegen der abflauenden Konjunktur mit einem Haushaltsloch von 25 Milliarden bis 2023, so heißt es in einem Zinskommentar der Dr. Klein Privatkunden AG.
Besonders problematisch seien die düsteren Konjunkturaussichten allerdings für diejenigen Länder, die es trotz lockerer Geldpolitik und Niedrigzinsen nicht geschafft haben, ihren Schuldenberg abzubauen. Für Italien, den Staat mit der höchsten Schuldenquote Europas, prognostiziert die EU-Kommission ein Wachstum von 0,2 Prozent in 2019. „Die Refinanzierungsbedingungen der italienischen Banken werden sich deutlich verschlechtern“, meint Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender von Dr. Klein Privatkunden. „Allein um den Schuldendienst leisten zu können, ist Italien daher auf anhaltend niedrige Zinsen angewiesen. Sollte die aktuelle Regierung weiterhin für Unsicherheit sorgen und wichtige politische Reformen aufschieben, dann könnte der drittgrößten europäischen Volkswirtschaft mittelfristig sogar eine handfeste Schuldenkrise drohen.“
Eine Normalisierung der Geldpolitik rücke wegen der schwächelnden Wirtschaft und des weiter nachlassenden Preisdrucks in weite Ferne. „Ich sehe definitiv keinen Zinsschritt in diesem Jahr“, erklärt Neumann. „Viele Staaten sind weiterhin auf die niedrigen Zinsen angewiesen und der Druck auf die EZB, an der lockeren Zinspolitik festzuhalten, bleibt hoch“, erklärt Neumann. „Befürworter einer restriktiveren Geldpolitik – die sogenannten Falken – finden daher aktuell kaum eine Mehrheit.“
Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe erreicht im Februar erneut einen Tiefstand und ist mit 0,09 Prozent so niedrig wie seit 2016 nicht mehr. Der Bestzins zehnjähriger Hypothekendarlehen zieht nach und bewegt sich seit Anfang Februar wieder unter der Ein-Prozent-Marke. „Ich rechne in den nächsten Monaten mit einer Seitwärtsbewegung der Bauzinsen. Vom aktuellen Niveau aus betrachtet, dürfte es bis zum Jahresende hin einen marginalen Aufwärtstrend geben“, so die Prognose Neumanns. Immobilienkäufer sollten die weiterhin niedrigen Zinsen für eine möglichst hohe Tilgung nutzen und eine lange Zinsbindung wählen, mit der sie sich das aktuelle Zinsniveau langfristig sichern.
Quelle: Pressemitteilung Dr. Klein Privatkunden
Die Dr. Klein Privatkunden AG mit Sitz in Lübeck ist ein unabhängiger Anbieter von Finanzdienstleistungen für Privatkunden und Unternehmen. Über das Internet und in mehr als 200 Filialen beraten rund 550 Spezialisten. Dr. Klein ist eine hundertprozentige Tochter des an der Frankfurter Börse gelisteten internetbasierten Finanzdienstleisters Hypoport AG. (mb1)