Finanzmärkte mit geopolitischem Reality Check
Nachdem viele Finanzmärkte zwischenzeitlich neue Allzeithochs markiert haben, ist nun eine Phase der Fragilität eingetreten, in der gegensätzliche Kräfte auf die Märkte einwirken, schreibt Dr. Eduard Baitinger, Head of Asset Allocation beim Investmenthaus Feri-Gruppe, in einem Marktkommentar. Niedrige Zinserwartungen und akkomodierende Notenbanken in Kombination mit schwächeren, aber immer noch tragfähigen Fundamentaldaten, schafften eine grundsätzlich günstige Konstellation für Risikoanlagen („Sweet Spot“). Die zuletzt schlechten Nachrichten aus der geopolitischen Sphäre hätten jedoch gezeigt, wie verletzlich dieser „Sweet Spot“ in Wirklichkeit sei.
Die Verschärfungen von US-Präsident Trump im Handelsstreit zwischen den USA und China und im Iran-Konflikt haben die geopolitischen Risiken, die von den Finanzmärkten lange wohlwollend ignoriert wurden, schlagartig auf die Agenda zurückgebracht. Die grundsätzliche Richtung der Märkte ist damit stark abhängig vom Ausgang der gegenwärtigen geopolitischen Konflikte, so Baitinger.
Im Falle Chinas gehöre die kontrollierte Eskalation zur bekannten Verhandlungstaktik von Trump, um das jeweilige Gegenüber zu größeren Zugeständnissen zu zwingen. Allerdings berge diese Strategie die Gefahr, dass die chinesische Administration ihrerseits auf Stärke setzt, um das Gesicht zu wahren. So könnte der Konflikt ungewollt eskalieren und letztlich beiden Seiten schaden, meint Baitinger. Beim Iran gehe die Trump-Administration noch eine Stufe weiter und wendet eine Doktrin des maximalen Drucks mit extrem harten Sanktionen an. Damit soll der Iran zur Kooperation oder gleich zum Regimewechsel gezwungen werden. Baitinger: „Schlägt diese Strategie fehl, oder wird sie sogar noch weiter verschärft, könnten bestehende Konflikte in der Region unkontrollierbar eskalieren, mit deutlichen Risiken für den Ölpreis.“
An den Finanzmärkten verstärkten diese geopolitischen Risiken die Neigung zu schnellen Stimmungswechseln, was hohe Komplexität und Szenario-Reagibilität impliziere. Sollten sich die geopolitischen Problemfelder günstig entwickeln, käme das „Sweet Spot“-Umfeld Baitinger zufolge erneut zur Entfaltung und könnte weitere Kursavancen auslösen. Auf der anderen Seite könnte eine Eskalation der geopolitischen Konflikte sehr deutliche Korrekturen nach sich ziehen. Nach den starken Kursgewinnen in diesem Jahr sei die Bereitschaft vieler Investoren für Gewinnmitnahmen hoch. „Anleger sollten deshalb jederzeit hellwach sein, um auf plötzliche Änderungen im Anlageszenario flexibel reagieren zu können“, so Baitinger abschließend.
Quelle: Pressemitteilung Feri-Gruppe
Die Feri-Gruppe mit Sitz in Bad Homburg ist in den Geschäftsfeldern Vermögensberatung und -verwaltung sowie Wirtschaftsforschung tätig. Seit 2006 gehört die 1987 gegründete Unternehmensgruppe zum MLP-Konzern. Zusammen werden Vermögen in Höhe von 34,5 Milliarden Euro betreut, darunter acht Milliarden Euro alternative Assets. (JF1)