Marktkommentar: "Steigende Zinsen läuten das Ende der Tech-Rallye ein"
Die erhöhte Volatilität an den Aktienmärkten ist Ausdruck zunehmender Zinsängste. Jahrelang haben die großen Notenbanken die Hausse mit unnatürlich niedrigen Zinsen befeuert, jetzt wird die Politik der exzessiven Liquiditätszufuhr beendet. Das schreibt Dr. Eduard Baitinger, Head of Asset Allocation beim Investmenthaus Feri-Gruppe, in einem Marktkommentar und stützt sich auf die jüngsten Aussagen von Jerome Powell. Der Präsident der Fed hatte die Finanzmärkte auf mittelfristig spürbar höhere Leitzinsen eingestimmt. Die Märkte zeigten sich von der Ankündigung beeindruckt und gaben auf breiter Front nach, auch der Verbalangriff von Trump auf die Unabhängigkeit der Fed habe nicht zu Beruhigung der Lage beigetragen.
Besonders anfällig für steigende Zinsen sei der Tech-Sektor mit seinen überaus hoch bewerteten Aktien. Die Bewertung vieler Internet- und Technologieunternehmen ist laut Baitinger nicht fundamental begründet, sondern stütze sich auf Wachstumsversprechen in der ferneren Zukunft. Ein Großteil der Cash-Flows werde dort erst nach vielen Jahren erwartet. Bei steigenden Zinserwartungen, müssten zukünftige Gewinne mit einem höheren Zinssatz abdiskontiert werden. Dies führe, wie auch bei Anleihen mit sehr langer Laufzeit, zu einer Neubewertung und starken Kursabschlägen. Dass zahlreiche Technologiewerte bewertungstechnisch aufgebläht sind, spielte bei anhaltend niedrigen Zinsen keine Rolle, schreibt Baitinger. Von diesem bisherigen Bild sollten Anleger sich aber nun verabschieden. Entgegen generell positiver Erwartungen sei der globale Tech-Sektor bei steigenden Zinsen ein logischer Kandidat für scharfe Korrekturen. Chinesische Technologiewerte hätten bereits den Anfang gemacht und 2018 stark verloren. Aktuell folge der US-amerikanische Tech-Sektor mit einem spürbaren Anstieg der Volatilität. Das Ende der Rallye in hoch kapitalisierten Technologiewerten werde damit zunehmend wahrscheinlich, heißt es in dem Marktkommentar.
Die aktuellen Entwicklungen von der US-Zinsfront seien ein ernstzunehmender Risikofaktor. Denn Wirtschaft und Finanzmärkte der USA seien noch immer global tonangebend. Die Gemengelage aus einem spätzyklischen Makrobild und einer zunehmend restriktiveren Geldpolitik legen den Schluss nahe, dass die USA mittelfristig auf einen klassischen zinsinduzierten Abschwung zusteuern, der auf andere Märkte übergreifen wird und sich voraussichtlich 2019/20 an den harten Daten ablesen lässt. Da die Aktienmärkte solche Entwicklungen üblicherweise mit deutlichem Vorlauf einpreisten, dürften trotz der aktuell noch tragfähigen Fundamentaldaten negative Renditen schon bald wahrscheinlicher werden, schließt Baitinger.
Quelle: Marktkommentar Feri-Gruppe
Die 1987 gegründete Feri-Gruppe mit Sitz in Bad Homburg ist in den Geschäftsfeldern Vermögensberatung und -verwaltung sowie Wirtschaftsforschung tätig. Seit 2006 gehört die Unternehmensgruppe zum MLP-Konzern. Zusammen werden Vermögen in Höhe von 34 Milliarden Euro betreut. (JF1)