„Für den Erfolg wird neben der Performance auch die Transparenz entscheidend sein“
Der Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland (VuV) hat die aufgekommene Diskussion über die mögliche Bedrohung der individuellen Betreuung durch die Digitalisierung aktiv aufgegriffen. Im Rahmen des jährlich durch den Verband ausgerichteten Marketingseminars wurden die sich ergebenden Chancen und Risiken für die Branche der Vermögensverwalter herausgearbeitet.
Andreas Grünewald, Vorstandsvorsitzender des VuV, steht einer virtuelle Vermögensverwaltung auf Basis von Algorithmen aufgeschlossen gegenüber: „Auch wenn viele dieser Robo-Advisors noch in den Kinderschuhen stecken, dürfen virtuelle Lösungen keinesfalls unterschätzt werden. Für den Erfolg wird neben der Performance auch die Transparenz entscheidend sein. Abzuwarten bleibt zudem insbesondere, wie gut Algorithmen bei Strukturbrüchen, komplexen Anforderungen und in turbulenten Marktphasen funktionieren. Finanzmärkte halten sich nicht an Vorgaben mathematischer Modelle – Emotionen, Motivationen und Herdentrieb sind Schlagworte, die es zu berücksichtigen gilt. Finanzmärkte sind soziale Systeme und somit interaktiv und reflexiv.“
Der Erfolg der Fintechs spiegele einerseits ein Bedürfnis der Kunden nach Integration etwa der digitaler Kommunikationswege wieder, andererseits beklagten viele Kunden eine mangelnde persönliche Bindung zwischen Berater und Kunde bei den stationären Banken. Hierbei aber könne im direkten Vergleich die traditionelle Vermögensverwaltung ihre Stärke ausspielen. „Im Vorfeld der Vermögensverwaltung bedarf es mehrerer, oftmals sehr ausführlicher Gespräche zwischen Mandant und Vermögensverwalter. Die konkrete Vermögenssituation, persönliche Anlageziele, individuelle Risikobereitschaft und bisherige Anlageerfahrungen müssen systematisch erfasst werden“, erklärte Grünewald. „ Im persönlichen Gespräch erleben wir es öfters, dass sich der Mandant diesbezüglich über- oder auch unterschätzt. Außerdem werden gemeinsam das passende Chance-Risiko-Profil sowie die angedachte Zusammenstellung und Ausrichtung der Investments besprochen. Zudem wird der Mandant umfassend über die Risiken und die entstehenden Kosten aufgeklärt, bevor alle wesentlichen Faktoren inklusive der individuellen Anlagerichtlinien schriftlich fixiert und dokumentiert werden. Die ausführliche Erstberatung ist somit ein sehr komplexer und individueller Vorgang, den die digitalisierte Vermögensverwaltung nicht ausreichend abbilden kann. Analog zur Medizin braucht es eine umfassende Anamnese, treffsichere Diagnose und anschließend eine sachgerechte ‚Behandlung‘ – und das im persönlichen, individuellen Austausch.“
Quelle: Pressemitteilung VuV
Der Verband unabhängiger Vermögensverwalter Deutschland e.V. (VuV) versteht sich als Interessenvertretung bankenunabhängiger Finanzportfolioverwalter. Dem 1997 gegründeten Verband gehören rund 250 Mitglieder mit einem Gesamtvolumen der Assets under Management von mehr als 70 Milliarden Euro an. (AZ)