Studie: 78 Prozent der Banken setzen KI produktiv ein
Die deutsche Finanzbranche hat den digitalen Wendepunkt erreicht: Fast acht von zehn Instituten nutzen Künstliche Intelligenz (KI) inzwischen produktiv. 2023 waren es nur gut die Hälfte der Institute (52 Prozent). Das zeigt eine Studie der Unternehmensberatung Cofinpro gemeinsam mit der VÖB-Service, für die 317 Experten aus deutschen Finanzinstituten befragt wurden.
„Die Branche hat den Wendepunkt erreicht. KI ist vom Hype zum unverzichtbaren Werkzeug avanciert", erklärt Michael Heck, Director bei Cofinpro. „Wir erleben gerade den Übergang vom Hype zur Realität - mit allen Chancen und Herausforderungen." Am häufigsten kommt KI bei der Automatisierung manueller Prozesse (59 Prozent) und der intelligenten Informationsbeschaffung (59 Prozent) zum Einsatz. Auch im Kundenservice, Marketing und bei der Betrugserkennung gewinnt die Technologie an Bedeutung. Gleichzeitig nutzen bereits 57 Prozent der Bankmitarbeiter Tools wie Chat GPT oder Microsoft Copilot im Arbeitsalltag.
Während hochwertige Daten (53 Prozent), Know-how (47 Prozent) und klare Use Cases (46 Prozent) zentrale Erfolgsfaktoren für den KI-Einsatz bleiben, hat sich die größte Barriere verschoben: 55 Prozent der Institute kämpfen mit Compliance-Problemen - deutlich mehr als 2023 (41 Prozent).
„Der EU AI Act stellt Banken vor enorme Herausforderungen", sagt Dr. Stefan Hirschmann, Mitglied der Geschäftsleitung der VÖB-Service. „Die Compliance wird komplexer, parallel steigt der Innovationsdruck. Das führt zu Verunsicherung." Die Zahlen belegen den Handlungsdruck: Nur 23 Prozent der Institute fühlen sich gut auf den EU AI Act vorbereitet, fast die Hälfte arbeitet noch an der Umsetzung.
Trotz vieler Pilotprojekte fehle es an übergreifender Steuerung: 70 Prozent der KI-Initiativen laufen isoliert, ohne strategische Koordination. „Experimente und Pilotprojekte sind gut", betont Hirschmann. „Darüber hinaus müssen die Institute mehr zur systematischen KI-Integration übergehen - sonst verpuffen die Investitionen." Die Bedeutung sei unbestritten: 92 Prozent der Befragten erwarten massive Wettbewerbsnachteile für Banken ohne KI. Gleichzeitig sieht sich nur jedes fünfte Institut besser als der Branchendurchschnitt aufgestellt. 89 Prozent der Befragten sehen besonderes Potenzial für generative KI im Prozessmanagement. „Prozessmanagement ist der schlafende Riese der KI-Potenziale", sagt Heck. „Wer ihn weckt, kann Effizienzsprünge realisieren, die weit über klassische Digitalisierung hinausgehen." (DFPA/mb)
Die Cofinpro AG unterstützt Finanzdienstleister bei der Verbesserung von Geschäftsprozessen. Zu den Kunden zählen große Privatbanken, Landesbanken und der genossenschaftliche Sektor sowie die führenden Kapitalverwaltungsgesellschaften. Gegründet 2007 als mitarbeitergetragene Aktiengesellschaft beschäftigt die Unternehmensberatung inzwischen 250 Bank- und Technologieexperten.