Umfrage: Finanzbranche in Deutschland hat ein Vertrauensproblem
Die Deutschen misstrauen Finanzdienstleistern. Zu diesem Ergebnis kommt das jährlich erscheinende „Edelman Trust Barometer“ seit einigen Jahren. Doch was sind die Gründe für das fehlende Vertrauen? Im Rahmen der „Financial Services Consumer Perception Study 2024“ liefert Edelman Smithfield erstmals Antworten. Für die Umfrage wurden in Zusammenarbeit mit Censuswide rund 2.000 Erwachsene in Deutschland befragt.
Das fehlende Vertrauen der Deutschen in den Finanzsektor sei alarmierend: „Im Vergleich zu anderen Branchen bekommt die Finanzbranche hierzulande regelmäßig besonders schlechte Noten“, sagt Holger Nacken, Managing Director bei Edelman Smithfield. „Da läuft offensichtlich etwas schief.“ Eine aktuelle Umfrage von Edelman Smithfield bringt die wichtigsten Kritikpunkte ans Licht: Die Preise seien zu intransparent, sagen 38 Prozent der Befragten in Deutschland. 36 Prozent sind der Ansicht, dass sich die Unternehmen nicht um ihre Kunden kümmern würden, und 30 Prozent mahnen zu riskante Produkte an. Gut ein Viertel (26 Prozent) beklagt sich generell über zu komplizierte Produkte, die schwer zu verstehen seien.
Banken: Gebühren und Sparzinsen bemängelt
Banken würden an versteckten Gebühren verdienen, lautet der Hauptvorwurf der Befragten in Deutschland. Immerhin jeder Zweite (49 Prozent) ist laut Umfrage dieser Ansicht. Fast ebenso viele Befragte (46 Prozent) glauben, dass Banken die gestiegenen Zinsen nicht oder nicht ausreichend an ihre Kunden weitergereicht hätten. Ein Drittel der Befragten ist zudem unzufrieden, weil weiterhin Filialen geschlossen werden. Auch beim Thema Kundenservice schneiden Banken gemäß der Umfrage schlecht ab: 38 Prozent der Befragten attestieren ihnen einen mangelhaften Service.
Asset Manager kämpfen mit mangelndem Vertrauen
In Bezug auf Vermögensverwalter kritisieren 34 Prozent der Befragten, dass es sehr schwer sei zu beurteilen, ob ein Produkt tatsächlich so nachhaltig ist wie angegeben. „32 Prozent werfen Asset Managern zudem vor, nur auf Gewinn, nicht aber auf eine positive Wirkung auf die Gesellschaft abzuzielen“, sagt Holger Nacken. Es sei deshalb ratsam, durch das eigene Handeln und entsprechende Kommunikation Vertrauen aufzubauen. Die Wunschliste der Verbraucher fällt Asset Managern gegenüber klassisch aus: Laut Umfrage steht an erster Stelle eine bessere Performance der Produkte (43 Prozent). Geringere Gebühren empfehlen 41 Prozent und eine bessere Beratung von Bestandskunden ebenfalls 41 Prozent.
Misstrauen schlägt auch Finanz- und Vermögensberatern entgegen. „Der Hauptvorwurf lautet, Vermögensberater seien nicht wirklich unabhängig und würden bevorzugt die Produkte verkaufen, an denen sie am besten verdienen. Das sagen 43 Prozent der Befragten. 41 Prozent beklagen zu hohe Kosten und 33 Prozent versteckte Gebühren“, weiß Holger Nacken. Im internationalen Vergleich fällt auf, dass die Beratungsleistung in Deutschland als viel schlechter bewertet wird als in anderen Ländern. Bei der Frage, was sich verbessern sollte, stehen niedrigere Gebühren (48 Prozent), Transparenz (47 Prozent) und bessere Beratung (42 Prozent) ganz oben auf der Liste. (DFPA/mb1)
Edelman ist eine international tätige Kommunikationsagentur, die im Jahr 1952 von Daniel J. Edelman in Chicago gegründet wurde.