Das Aufkommen einer neuen Assetklasse

Sven Hildebrandt
Dr. Sven Hildebrandt

Anfang des Jahres veröffentliche die CFA Institute Research Foundation ein mehr als 60 Seiten starkes Manuskript mit dem Titel „Cryptoassets. The guide to Bitcoin, Blockchain, and Cryptocurrency for investment professionals“, das mit einem von vielen Teilnehmern des klassischen Finanzmarktes immer noch eher unerwarteten Statement schließt. So heißt es: „Eines ist sicher: Das Aufkommen einer neuen Assetklasse und eines neuen Finanz-Ökosystems ist ein seltenes Ereignis. Das Potenzial von auf Blockchains beruhenden Kryptoassets im Hinblick auf weltweite Veränderungsprozess ist überaus spannend.“ Wenn das CFA Institute, ein globaler Berufsverband der Investmentbranche mit mehr als 165.000 Mitgliedern in über 163 Ländern und Regionen, von einer neuen Assetklasse und sogar von einem neuen Finanz-Ökosystem spricht, lohnt sich eine Analyse. Dafür sprach EXXECNEWS mit Dr. Sven Hildebrandt, CEO der einzigen Blockchain-Spezialberatung für semiprofesionelle und professionelle Finanzmarktakteure.

EXXECNEWS: Sie sind bereits seit einigen Jahren in der Blockchain-Szene aktiv und waren zuvor bei einer Kapitalverwaltungsgesellschaft tätig. Warum haben Sie sich dazu entschieden, sich mit der DLC Distributed Ledger Consulting GmbH selbstständig zu machen?

Hildebrandt: Zunächst sei gesagt, dass mir die Entscheidung durchaus schwergefallen ist – da ich gern bei meinem ehemaligen Arbeitgeber beschäftigt war. Irgendwann war der Wunsch, im Bereich Blockchain stärker gestalten zu können, allerdings dann doch größer. Und diesen Schritt habe ich bislang keine Sekunde bereut.

EXXECNEWS: Hauck & Aufhäuser gründet eine eigene KVG für die Verwaltung von digitalen Assets, die Universal-Investment startet mit Enlyte gleich ein ganzes Ökosystem. Zeitgleich lässt der große Erfolg von Security-Token – also Wertpapieren auf Blockchainbasis – noch auf sich warten. Wie schätzen Sie die aktuelle Marktlage ein?

Hildebrandt: Es ist etwa so wie beim Aufkommen des Internets – wobei sich die Finanzbranche ganz gut mit den damaligen Verlagen vergleichen lässt. Und auch die Zipperlein der neuen Technologie sind fast exakt dieselben: So sind insbesondere öffentliche Blockchains für viele Anwendungsfälle noch zu langsam. Genauso wie das Internet im Jahr 1994. Erst erscheint der Change-Prozess nur stockend voranzugehen, und dann gibt es auf einmal einen sehr großen Entwicklungsschritt – bei dem dann diejenigen verlieren werden, die sich nicht frühzeitig bewegen.

EXXECNEWS: Das müssen Sie als Berater natürlich sagen. Doch konkret: Welche Finanzmarktteilnehmer müssen die neue Technologie am meisten fürchten?

Hildebrandt: Zentralverwahrer und Verwahrer, wobei zumindest erstere politisch geschützt werden, Wertpapierabwicklungsunternehmen, Kapitalverwaltungsgesellschaften, Asset Manager und zuvorderst natürlich jedes Unternehmen, das im Bereich Datenabgleich und -austausch tätig ist. Besonders spannend ist, dass durch die Technologie ganz neue Aufgabenzusammenschnitte ermöglicht werden und daher jetzt entschieden wird, welcher Unternehmenstyp sich durchsetzt. Mich wundert, dass die Verteilungskämpfe noch nicht mit viel schärferem Schwert geführt werden.

EXXECNEWS: Können Sie das genauer erläutern?

Hildebrandt: Im Kern beruht die Struktur des globalen Finanzmarktes immer noch auf Mechanismen, die zu Zeiten der Tempelritter eingeführt wurden. Das ist natürlich nicht mehr zeitgemäß, aber alle verdienen gutes Geld, und bislang musste man sich gegenseitig auch nicht weh tun. Jetzt werden durch Technologie allerdings Dinge möglich, die man sich vor zehn Jahren noch nicht vorstellen konnte. Die Facebooks und Amazons des Finanzsystems werden in den nächsten Jahren auf Basis von Blockchain-Technologie geschaffen werden, da bin ich mir sicher.

EXXECNEWS: Gesetzt dem Fall, mein Unternehmen könnte von dem Veränderungsprozess betroffen sein – wie würden Sie vorgehen?

Hildebrandt: Grundsätzlich gibt es immer die Make-or-Buy-Entscheidung, wobei ich an dieser Stelle natürlich nur die Buy-Variante empfehlen kann. Scherz beiseite: Wenn Sie als Finanzmarktteilnehmer noch kein Team haben, das sich intensiv mit Blockchain beschäftigt, sind Sie vergleichsweise spät dran. Sollten Sie diesen Prozess mit externen Beratern beschleunigen wollen, würde ich darauf achten, dass diese einen holistischen Ansatz wählen. Und ich würde fragen, ob ich den Berater auch in Bitcoin bezahlen kann.

EXXECNEWS: Warum denn das?

Hildebrandt: Ganz einfach: Alle, die wirklich Ahnung von der Materie haben, werden diese Option dankend annehmen. Und gleichzeitig würde ich mich nicht von jemandem beraten lassen wollen, der augenscheinlich kein ‚Skin-in-the-Game‘ hat. Denn das ist schlicht unglaubwürdig.

Dr. Sven Hildebrandt ist geschäftsführender Gesellschafter der DLC Distributed Ledger Consulting GmbH in Hamburg. Das Unternehmen bietet semiprofessionellen und professionellen Finanzmarktakteuren vollumfängliche Beratungsdienstleistungen rund um Distributed-Ledger-Technologien wie beispielsweise Blockchains.

www.distributed-ledger-consulting.de

Das Interview ist zuerst erschienen in EXXECNEWS Ausgabe 04/2021.

www.exxecnews.de

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