Analyse: Profi-Investoren rechnen mit weiteren Preissteigerungen auf den Immobilienmärkten
Laut einer von dem Fondsdienstleister Universal-Investment durchgeführten Umfrage investieren institutionelle Anleger mangels Alternativen weiter stark in Immobilien. Im Fokus stehen wieder stärker Immobilien in Deutschland, aber auch Nordamerika gewinnt an Bedeutung. Wohnimmobilien steigen weiter in der Investorengunst, während Einzelhandelsimmobilien bei Neuinvestitionen kaum noch eine Rolle spielen. Dafür liegen neue Nutzungsarten wie Co-Living, Gesundheitsimmobilien und Gebäude der Öffentlichen Hand im Trend.
Die Preisentwicklung für die Immobilien sehen die Investoren mit zunehmender Sorge. Viele Preise seien deutlich zu hoch und nicht mehr akzeptabel. ESG bleibt ein Kernthema und beschäftigt nahezu alle Investoren stark bis sehr stark. An der mittlerweile neunten Umfrage beteiligten sich institutionelle Investoren mit einem Gesamtvermögen von 65,1 Milliarden Euro und einem Immobilienportfolio von rund 14,8 Milliarden Euro.
Mit 61,7 Prozent (Vorjahr: 51,4 Prozent) legen fast zwei Drittel der Befragten den Investitionsschwerpunkt auf Deutschland. Andere europäische Länder haben im Vergleich mit nur noch 14,8 Prozent (Vorjahr: 28,8 Prozent) spürbar verloren. Dafür ist das Interesse an Neuinvestitionen in Nordamerika mit 12,6 Prozent (Vorjahr: 8,8 Prozent) deutlich gestiegen. Die Region Asien/Pazifik hat hingegen aktuell etwas an Attraktivität verloren. Nur noch 4,6 Prozent der Befragten wollen dort Neuinvestitionen tätigen (Vorjahr: 10,9 Prozent). Die Mehrheit der Befragten äußert sich kritisch bis sehr kritisch zur Immobilienpreisentwicklung. In Deutschland halten nur noch 6,2 Prozent (Vorjahr: 7,1 Prozent) die Preise für akzeptabel. 75 Prozent finden die hiesigen Preise zu hoch, aber gerade noch akzeptabel (Vorjahr: 85,7 Prozent). Für 18,8 Prozent ist die Schmerzgrenze überschritten und sind die Preise nicht mehr akzeptabel (Vorjahr: 7,2 Prozent). Die Gefahr einer Blasenbildung sehen inzwischen immerhin 25 Prozent der Befragten (Vorjahr: 7,1 Prozent).
Seit der ersten Umfrage im Jahr 2013 haben Einzelhandelsimmobilien deutlich an Interesse verloren. Inzwischen wollen die institutionellen Anleger nur noch 5,2 Prozent ihrer Mittel in diesem Segment neu investieren (Vorjahr: 8,6 Prozent, im Jahr 2013: 70,6 Prozent). Weiter unangefochten auf Platz eins liegt die Nachfrage im Wohnsegment. 41,4 Prozent wollen neu investieren (Vorjahr: 34,1 Prozent). Die geplanten Büroinvestitionen bleiben trotz Bedenken im Rahmen der Pandemie sehr stabil und sind sogar leicht auf 33,5 Prozent gestiegen (Vorjahr: 31,6 Prozent). Offenbar im Zusammenhang mit den explodierenden Preisen für Logistikimmobilien wollen nur noch 9,2 Prozent der Befragten in diesem Sektor neu investieren (Vorjahr: 17,4 Prozent). Das Interesse an Hotels ist mit 0,2 Prozent erwartungsgemäß nahezu komplett eingebrochen (Vorjahr: 4,3 Prozent).
Über die klassischen Sektoren Wohnen, Büro und Einzelhandel hinaus wollen viele Anleger auch in neuere Nutzungsarten investieren. An der Spitze liegen hier für Neuinvestitionen Gebäude der Öffentlichen Hand, wie Schulen, Kindergärten oder auch Behördensitze. 59,3 Prozent der Befragten wollen in den nächsten zwölf Monaten investieren (Vorjahr: 57,1 Prozent). Gesundheitsimmobilien haben nochmals an Beliebtheit gewonnen. 58,2 Prozent wollen in nächster Zeit Immobilien in diesem Segment einkaufen (Vorjahr: 50 Prozent). Interessant ist der Sprung im Bereich Co-Living. Rund 50 Prozent wollen dort investieren (Vorjahr: 14,3 Prozent). Die Nachfrage beim Co-Working ist hingegen auf null eingebrochen (Vorjahr: 14 Prozent), ähnlich der für Unternehmensimmobilien mit nur noch 8,3 Prozent (Vorjahr: 35,7 Prozent). Nach wie vor voll im Trend liegen dafür Seniorenresidenzen mit 41,7 Prozent (Vorjahr: 42,9 Prozent).
Der größte Teil der Investoren will seinen Immobilienanteil weiter erhöhen. Die Mehrheit der Befragten will ihn sogar auf mehr als 20 Prozent heben (22,8 Prozent gegenüber 15,3 Prozent im Vorjahr) und das trotz weiter sinkender Renditeerwartungen. (DFPA/mb1)
Die Universal-Investment-Gesellschaft mbH mit Sitz in Frankfurt am Main bietet Dienstleistungen rund um die Fonds- und Wertpapieradministration für Asset Manager, Banken und unabhängige Vermögensverwalter an.