Geldfluss einmal andersherum: Saudi-Arabien will Kapital für eigene Wirtschaft sammeln
Der Ölstaat öffnet laut Bloomberg 2015 seine Börse dem Westen. Anleger sollen für gute Geschäfte zukünftig in die Wüste gehen.
Saudi-arabische Aktien waren bisher nur für Investoren aus dem Heimatland und aus sechs befreundeten Staaten vom Golf handelbar. So zum Beispiel die Aktie von Sabic, dem weltweit größten Unternehmen der Petrochemie. Sie war Anlegern aus dem Westen bisher verschlossen. Einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge hat der Ölstaat nun aber eine Liberalisierung des eigenen Aktienmarktes eingeleitet. Ab dem ersten Halbjahr 2015 erhalten ausländische Großanleger vermutlich Zugang zur Börse Tadawul in Riad. Die Details der Liberalisierung sollen von der saudischen Kapitalmarktaufsicht erarbeitet werden.
Die seit Jahren beabsichtigte Liberalisierung rückte einen Aktienmarkt ins Blickfeld, der mit einem augenblicklichen Marktwert von rund 400 Milliarden Euro weitaus größer ist als die Börsen in anderen Golfstaaten. Hinter der Öffnung des saudischen Aktienmarktes verbirgt sich die Hoffnung auf ausländisches Kapital zur weiteren Entwicklung der saudischen Wirtschaft. Die Regierung hat bereits angekündigt, rund 100 Milliarden Euro in Unternehmen außerhalb der Ölbranche zu investieren. Weitere Gelder wären sicherlich willkommen. Andere Staaten in der Region haben schon vor längerer Zeit begonnen, ihre Wirtschaft von der Ölbranche unabhängig zu machen.
Die arabische Suche nach westlichem Kapital ist neueren Datums, denn in der jüngeren Vergangenheit liefen die Kapitalströme eher in die umgekehrte Richtung: Spätestens seit der lateinamerikanischen Schuldenkrise vor rund drei Jahrzehnten gelten die Golfstaaten als eine Region, die westlichen Ländern Geld aus ihren Ölverkäufen zur Verfügung stellt. Arabische Investoren sind seit Jahren an deutschen Industrieunternehmen beteiligt. So hatte im Jahre 1974 die Familie Quandt einen Anteil von 14 Prozent an Daimler an Kuwait verkauft. Und vor wenigen Wochen sorgte ein Investor aus Qatar mit einer Beteiligung an der Deutschen Bank für Gesprächsstoff.
Quelle: www.faz.net