Impact Investing: Ein in Deutschland unterschätzter Markt

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In ihrer Studie „Impact Investing in Deutschland 2020 - Ein dynamischer Wachstumsmarkt“, durchgeführt vom Centrum für soziale Investitionen und Innovationen (CSI) der Universität Heidelberg, untersucht die Bundesinitiative Impact Investing (Biii) die Potentiale, Entwicklungen und Trends des deutschen Impact-Investing-Markts. Die wichtigste Erkenntnis der Studie: Der Markt wird nach wie vor unterschätzt, ist aber größer als erwartet und vor allem in den vergangenen fünf Jahren dynamisch gewachsen.

Unter Impact Investing oder wirkungsorientiertem Investieren versteht man Investitionen in Unternehmen, Organisationen und Fonds mit der Absicht, neben einer positiven finanziellen Rendite messbare, positive Auswirkungen auf die Umwelt oder die Gesellschaft zu erzielen. „Impact Investing ist heute keine visionäre Idee einer kleinen Gruppe von Innovatoren mehr, sondern ein ausdifferenzierter Milliardenmarkt mit großem Wachstumspotential und hoher Dynamik“, sagt Dr. Frank Niederländer, Erster Vorsitzender der Bundesinitiative Impact Investing und Vorstand der BMW Foundation Herbert Quandt.

In einem weiten Verständnis gemäß dem Kapitalspektrum der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) beträgt das Marktvolumen rund 6,5 Milliarden Euro. Nach einem engeren Verständnis umfasst der Markt circa 2,9 Milliarden Euro. Betrachtet man die Assets under Management mit Bezug zu Impact, wie Investoren beziehungsweise Intermediäre sie im weitesten Sinne selbst angeben, lässt sich sogar von einem Gesamtvolumen von 17,3 Milliarden Euro sprechen (in Eigenkapital und Fremdkapital). Zum Vergleich: Der Marktreport 2016 der Bertelsmann Stiftung identifizierte für Ende 2015 ein Marktvolumen von 69 Millionen Euro (nach 24 Millionen Euro für 2012) und prognostizierte für 2016 ein Wachstum um sieben bis acht Millionen Euro. Dieser Report folgte allerdings einer engeren Definition von Impact Investing.

Die Studie räumt auch mit gängigen Vorurteilen auf. So erwirtschaften wirkungsorientierte Geschäftsmodelle durchaus marktübliche Renditen und es wird in allen Anlageklassen wirkungsorientiert investiert. Als Innovationsträger des Marktes werden Stiftungen und Family Offices ausgemacht. Sie investieren mehr als ein Viertel des Gesamtvolumens nach einem engen Verständnis von Impact Investing. Vom vorgenannten Gesamtinvestitionsvolumen von 6,5 Milliarden Euro (weites Verständnis von Impact Investing) entfallen mehr als die Hälfte, nämlich 3,6 Milliarden Euro (das entspricht 56 Prozent) auf Stiftungen und Family Offices. Banken und Asset Manager haben stark aufgeschlossen und halten nun große Anteile.

Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) spielen als weltweiter Referenzrahmen für Impact Investoren eine immer wichtigere Rolle. Sie decken die komplette Bandbreite der globalen Herausforderungen ab und geben somit Orientierung. Beim Blick in die Zukunft sehen die Marktteilnehmer den größten globalen Bedarf bei Klimaschutz (SDG 13), Gesundheit und Wohlergehen (SDG 3), bezahlbare und saubere Energie (SDG 7) sowie hochwertiger Bildung (SDG 4). Fragt man nur nach dem größten Bedarf für Impact Investing in Deutschland, sind wiederum Klimaschutz, saubere (erneuerbare) Energie, demografischer Wandel und Bildung die Top-Themen, für die ein großer Investitionsbedarf gesehen wird.

Zu den wesentlichen Entwicklungshemmnissen für Impact Investment nicht nur in Deutschland gehören nach wie vor fehlende einheitliche Methoden der Wirkungsmessung, mangelnde Expertise der Marktteilnehmer und die geringe Markttransparenz. Entsprechend werden die Verbesserung der Informationslage und Markttransparenz sowie der erhöhte Druck auf der Kapitalgeberseite als wesentlichste Triebkräfte der Entwicklung des Marktes genannt.

Grundlage der Studie bildeten Daten, die seit Oktober 2019 durch eine Online-Befragung (an der sich 122 Marktteilnehmer beteiligten) sowie im Rahmen von Stakeholderdialogen/Workshops mit Investoren, Intermediäre und Investees erhoben wurden. Zudem wurde die einschlägige Sekundärstudie ausgewertet.

Für EXXECNEWS kommentiert Hans-Jürgen Dannheisig, Vorstandsvorsitzender des Münchener Impact Investors Nixdorf Kapital, die Ergebnisse der Marktstudie der Biii:

Die Bundesinitiative Impact Investing hat ihre Marktstudie 2020 vorgelegt. Mit Unterstützung von der BMW Foundation Herbert Quandt, der Bertelsmann Stiftung und des Bundesverbands Deutscher Stiftungen wurde in einem aufwendigen Prozess der Status des Marktsegmentes „Impact Investing“ ermittelt. Das in der Studie im Dialog mit Investoren und Intermediären ermittelte Marktvolumen von 17,3 Milliarden Euro ist dabei weiterhin deutlich zu gering wahrgenommen. Unter Einbeziehung von einer Vielzahl von Investmentfeldern und Initiativen, die hier nicht betrachtet werden, gehe ich eher bereits von einem Marktvolumen von mehr als 50 Milliarden Euro für das Marktsegment in Deutschland aus. Insbesondere die großvolumigen Investitionen in Sozialimmobilien, wie zum Beispiel Pflegeheime, und in Erneuerbare Energie werden nach meiner Wahrnehmung im Marktvolumen noch nicht ausreichend einbezogen. Noch vor fünf Jahren wurde übrigens in einer Vorgängerstudie das Marktvolumen von Impact Investments noch auf nur 69 Millionen Euro definiert.

Die gute Nachricht lautet also: Es geht mit großen Schritten voran. Impact Investing ist in aller Munde und die professionelle Umsetzung nachhaltiger Investitionen.

Das Centrum für soziale Investitionen und Innovationen der Universität Heidelberg (CSI), das unter der Leitung von Dr. Volker Then die Studie durchgeführt hat, konnte vor allem ein deutlich gewachsenes einheitliches Verständnis von der Bedeutung von Impact Investing feststellen. Heute ist man über die definitorische Unsicherheit hinaus und startet nun in die konkrete Implementierung. Und das ist auch gut so, denn nachhaltiges Investment ist – so ähnlich wie nett sein und der Oma über die Straße helfen – generell gut. Professionell umgesetzt und in den Portfolien der großen Investoren implementiert werden kann mehr Nachhaltigkeit und Wirkung aber nur mit anerkannten Methoden und Prozessen des Impact Investment.

Insbesondere einheitlich anerkannte Methoden zur Zielsetzung und Messung von Wirkung der Investments sind jetzt bei Investoren und Dienstleistern – unterstützt von führenden wissenschaftlichen Einrichtungen – in der Entwicklung und werden weitere Schritte der Professionalisierung vorwärtstreiben. Die allgemeine Anerkennung der SDGs kann uns da eine einheitliche Sprache geben.

Die vorliegende Studie ist für die Biii auch ein Startschuss für ihre Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Sie kann der Kristallisationspunkt für die notwendigen Diskussionen und für die Kommunikation mit Politik und Öffentlichkeit sein. Als fokussierter Initiator und Investor, der sich zu 100 Prozent dem Impact Investing verschrieben hat, begrüßen wir als Nixdorf Kapital AG die Aktivitäten der Biii und bringen uns dort in Arbeitskreisen für Family Offices und Institutionelle Investoren aktiv ein. Wir freuen uns jetzt bereits auf die Veröffentlichung der Langversion der Studie. (TH/JPW)

Die Bundesinitiative Impact Investing e.V. (Biii) ist die Kompetenzplattform für Impact Investing in Deutschland. Sie verfolgt das Ziel, den Impact Investing Markt zu entwickeln und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Geschäftsstelle der Biii ist in Berlin. Mitglieder der Initiative können natürliche oder juristische Personen werden, die die Ziele der Biii unterstützen.

www.bundesinitiative-impact-investing.de

Die Nixdorf Kapital AG ist ein Vermögensverwalter mit Sitz in München. Das Unternehmen entwickelt verantwortungsvolle Fondskonzepte und werteorientierte Anlagestrategien, die neben der Rendite auch ethische und soziale Kriterien berücksichtigen, sowohl für von Nixdorf Kapital initiierte Fonds als auch für Dritte.

www.nixdorf-kapital.de

Der Artikel ist zuerst erschienen in EXXECNEWS Ausgabe 14/2020.

www.exxecnews.de

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