Jackson Hole: Drohender Schmerz durch bedingungslose Inflationsbekämpfung

Jackson Hole Economic Symposium 2022
Jackson Hole Economic Symposium 2022

Vom 25. bis zum 27. August 2022 veranstaltete die Federal Reserve Bank von Kansas City, eine von 12 regionalen Zentralbanken innerhalb des US-Notenbanksystems, ihr 45. Economic Policy Symposium in Jackson Hole (Wyoming). Im Fokus der Konferenz stand in diesem Jahr das Thema „Reassessing Constraints on the Economy and Policy“. In Jackson Hole treffen sich einmal jährlich rund 120 Zentralbanker, Finanzmarktteilnehmer, Politiker, Wirtschaftswissenschaftler und Journalisten aus aller Welt zum Gedankenaustausch.

Nach der Rede von Fed-Präsident Jerome Powell beim Wirtschaftssymposium geht Thomas Hempell, Chefvolkswirt bei Generali Investments, von weiteren Zinsstraffungen auch von Seiten der EZB aus: „Was für einen Unterschied ein Jahr macht. Auf dem letztjährigen Treffen in Jackson Hole versprach der Fed-Vorsitzende Powell, die maximale Beschäftigung anzustreben, und tat die Inflation als vorübergehend ab. In diesem Jahr bekräftigten die Zentralbanker ihr unbedingtes Engagement für die Eindämmung der Inflation - und bereiteten sich auf drohende Schmerzen in ihrem Kampf vor. Der Preisdruck hält angesichts steigender Löhne in den USA und explodierender Energiekosten in Europa an. Die 1970er-Jahre lehren, dass die Zentralbanken frühzeitig und energisch handeln müssen, damit steigende Inflationserwartungen den Preisdruck nicht weiter verstärken. So bereitete Powell die US-Amerikaner trotz steigender Rezessionsrisiken auf ‚einige Schmerzen‘ (schwächere Wirtschaft und weniger Arbeitsplätze) vor, während EZB-Chef Isabel Schnabel ein größeres ‚Opfer‘ zur Eindämmung des Preisdrucks vorhersagte als in früheren Straffungsphasen. Für September bedeutet dies, dass sowohl für die EZB (8. September) als auch für die Fed (21. September) Zinserhöhungen um 50 Basispunkte das Minimum zu sein scheinen - wobei sogar Schritte um 75 Basispunkte in Frage kämen.

Zinsänderungen wirken sich mit einer beträchtlichen Verzögerung auf die Realwirtschaft aus und bergen das Risiko einer Überstraffung. Der sich abzeichnende Konjunkturabschwung, der nachlassende Druck auf die Lieferketten und die schwächeren Rohstoffpreise könnten es den Zentralbanken immer noch ermöglichen, ihr Straffungstempo im Herbst zu drosseln. Die steile Anpassung der Zinserwartungen (die Fed rechnet nun mit einer Anhebung um 135 Basispunkte bis zum Jahresende, die EZB mit 155 Basispunkten) ist bereits weit fortgeschritten. Doch angesichts der festen Zusage der Zentralbanken, ihre derzeitige restriktive Haltung beizubehalten, scheint eine schnelle Umkehr der Erwartungen wenig wahrscheinlich.“

Sandra Holdsworth, Head of Rates bei Aegon Asset Management, kommentiert Powells Rede in Jackson Hole wie folgt: „Der Vorsitzende Powell sprach heute in Jackson Hole, wo er die hawkische Haltung der US-Notenbank gegenüber dem derzeit hohen Inflationsniveau beibehielt und bekräftigte. In einer kurzen und prägnanten Rede ging er auf mehrere Punkte ein: Erstens zeige die Wirtschaft nach wie vor eine starke Grunddynamik und insbesondere der Arbeitsmarkt sei nach wie vor unausgewogen. Zweitens, dass die Zinssätze weiter auf einen restriktiven Kurs ansteigen und vor allem für einige Zeit dort bleiben werden. Dies liegt zum Teil daran, dass die Fed der Ansicht ist, dass es Zeit braucht, bis die Inflationskräfte nachlassen, aber auch daran, dass es in früheren Inflationsphasen ein Fehler war, die Politik zu früh zu lockern. Kurzum, die Rede war aggressiv, und wir erwarten, dass die Renditen von Staatsanleihen weiter steigen werden.“

Morgane Delledonne, Head of Investment Strategy für Europa von Global X: „Die Priorität der Fed ist klar: Die Inflation soll auf zwei Prozent zurückgeführt werden, selbst wenn dies zu einer Verlangsamung der Wirtschaft führt. Die Fed sieht die meisten Risiken in einer verfrühten Beendigung der Straffung und ist entschlossen, die Inflation unter Kontrolle zu bringen. Wir bei Global X rechnen mit weiteren Zinserhöhungen um 75 Basispunkte, bis das erreicht ist. Des Weiteren rechnen wir mit einer Stabilisierung des Dollarkurses gegenüber anderen Währungen, da auch andere Zentralbanken ihre Maßnahmen und Botschaften zur Inflationsbekämpfung verstärken dürften.“

Nicolas Forest, Global Head of Fixed Income bei Candriam, erwartet nach Powells Rede die Rückkehr aller Gefahren für Anleger: „Jay Powell hat das Hauptanliegen der Fed in einer ‚hawkischen‘ Rede zur Inflation bestätigt: Die Kosten der geldpolitischen Straffung seien zwar für Haushalte und Unternehmen unglücklich, doch die Bekämpfung der Inflation habe absolute Priorität, denn die Geschichte warne vor einer verfrühten Lockerung der Geldpolitik. In diesem Zusammenhang wird die Fed ihren Normalisierungsprozess mit mehreren Zinserhöhungen in den kommenden Monaten fortsetzen, und auf dem Markt wird die Möglichkeit einer weiteren Zinserhöhung um 75 Basispunkte im September neu bewertet.

Die EZB könnte ihren Straffungsprozess ebenfalls beschleunigen, und einige EZB-Entscheidungsträger diskutieren nun eine Anhebung um 75 Basispunkte auf der nächsten Sitzung. Daraus ergeben sich drei Schlussfolgerungen:

1. Die Zentralbanken haben den Kampf gegen die Inflation noch nicht beendet. Wir behalten eine kurze Duration.

2. Die nächsten Zinserhöhungen werden die Credit Spreads belasten. Hier sind wir defensiv aufgestellt.

3. In Europa steigt das Risiko einer Fragmentierung der EU. Wir sind bei italienischen Staatsanleihen (BTPs) defensiv aufgestellt.

Kurz gesagt: ‚la rentrée de tous les dangers‘ – die Rückkehr aller Gefahren.“

www.kansascityfed.org

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