MIPIM 2019: "Megatrends werden weiter an Fahrt aufnehmen"
Die internationale Immobilienmesse MIPIM findet vom 12. bis 15. März 2019 zum dreißigsten Mal in Cannes (Frankreich) statt. Sie ist jedes Jahr Treffpunkt der einflussreichsten Akteure aus allen Bereichen der internationalen Immobilienwirtschaft und bietet Networking, Informationen und Diskussionen im Rahmen diverser Konferenzen und Ausstellungen. Zur MIPIM 2019 werden über 26.000 Teilnehmer und mehr als 5.400 Investoren erwartet.
„Engaging the Future“, das zentrale Thema der diesjährigen MIPIM, wirft einen Blick auf die nächsten 30 Jahre der Immobilienwirtschaft unter besonderer Berücksichtigung von Fragen der Nachhaltigkeit. Ronan Vaspart, Direktor der MIPIM: „Das Leitthema der Konferenz betrachtet die nächsten 30 Jahre der Immobilienbranche und soll zeigen, wie die Branche zu einer technologisch fortschrittlichen, nachhaltigen und innovativen Zukunft beitragen kann. Wir freuen uns darauf, die weltweit führenden Experten aus einer Reihe von Sektoren zu begrüßen, um dieses wichtige Thema zu untersuchen.“
Nachfolgend finden Sie erste Erwartungen der deutschen Immobilienbranche an die diesjährige MIPIM und Statements zur Bedeutung der Messe für die Branche.
Guido Nabben, Sprecher von German Property Partners (GPP): „Die MIPIM feiert 2019 ihren 30. Geburtstag unter dem Motto ‚Engaging the future‘ und zeigt: Megatrends wie Digitalisierung, Blockchain und Smart Cities werden 2019 weiter an Fahrt aufnehmen. Die unaufhaltsame Entwicklung moderner Technologien wird sich auf die Immobilienbranche spürbarer denn je auswirken.
Megatrend Smart Cities
Die Digitalisierung stellt die Stadtentwicklung vor neue Herausforderungen. Das Konzept der Smart City ist ein Lösungsansatz, der durch eine intelligente Vernetzung von Daten sowohl die Infrastruktur von Städten effizienter gestaltet als auch die Lebensqualität verbessern kann. Damit sind Smart Cities Voraussetzung für eine nachhaltige Urbanisierung. Gleichzeitig eröffnen sie interessante Investitionsmöglichkeiten, beispielsweise in den Bereichen Städtebau und moderne Quartiersentwicklung.
Co-Working
Digitalisierung ermöglicht auch neue Formen des Arbeitens. Das starke Wachstum von Co-Working-Anbietern beziehungsweise Business Centern verdeutlicht das. Die Nachfrage nach solchen flexiblen Flächen wird vorerst anhalten. Der Co-Working-Boom ist außerdem eng mit der Etablierung von Smart Buildings verknüpft. Denn der Konkurrenzdruck und steigende Mietpreise bewegen immer mehr Betreiber dazu, auf intelligente Gebäudetechniken zum Zweck der operativen Effizienz zurückzugreifen.
Der Mensch als Schlüsselfaktor
Der Mensch bleibt trotz Digitalisierung und Automatisierung der Schlüsselfaktor, wenn es darum geht, erfolgreiche Geschäftsmöglichkeiten zu erschließen und auszubauen. Daher nutzen wir die MIPIM auch 2019 wieder, um unser internationales Netzwerk zu pflegen und neue Kontakte zu knüpfen.
„Manage-To-Core”/„Build-To-Core“
Abseits der Themen des Konferenzprogramms werden ‚Manage-To-Core‘- oder sogar ‚Build-To-Core‘-Strategien ein beliebter Diskussionspunkt auf der MIPIM sein. Schließlich müssen die Marktteilnehmer Mittel und Wege finden, um den Mangel an Core-Immobilien auszugleichen. Diese Ansätze erfordern allerdings umfangreiches Know-how sowie die Bereitschaft, komplexe Projekte umzusetzen.
Politische Rahmenbedingungen
Das Interesse internationaler Investoren für den deutschen Immobilienmarkt wird weiter hoch sein. Politische und ökonomische Risiken wie der Brexit oder der schwelende Handelsstreit mit den USA unterstreichen das Bild des deutschen Immobilienmarktes als ‚sicherer Hafen‘ in Europa. Folglich werden institutionelle Investoren ihre ‚Wall of Money‘ weiter in Teilmärkte wie Frankfurt oder Berlin lenken und dort positive Impulse setzen. Hinzu kommt: Ungeachtet der zuletzt steigenden Spitzenmieten für Gewerbeimmobilien an den Top-7-Standorten, liegen diese im internationalen Vergleich noch im Mittelfeld. Gestützt werden sie von einer robusten Realwirtschaft und anhaltender Flächennachfrage.
Nachhaltigkeit als Investmentkriterium
Das Motto der MIPIM zeigt, dass das Thema Nachhaltigkeit vor dem Hintergrund steigender Energiepreise 2019 in der Immobilienbranche wieder stärker in den Mittelpunkt rücken wird. Langfristig orientierte Investoren und Eigentümer werden die Energieeffizienz ihrer Assets weiter optimieren müssen, um den Ansprüchen ihrer Mieter auf lange Sicht gerecht zu werden. Auch werden ESG-Kriterien (Environmental, Social und Governance) bei Immobilieninvestments immer wichtiger, je mehr sich der Markt professionalisiert.“
Nikolai Dëus-von Homeyer, Managing Partner, Co-CEO und COO von N A S Invest: „‚Brick and Mortar‘ ist im bestehenden Niedrigzinsumfeld immer noch eine der wenigen Assetklassen, in der vor allem institutionelle Investoren das Geld aus ihren gut gefüllten Kassen renditestark anlegen können. Zwar verdichten sich die Anzeichen, die eine Wende im langen Immobilienzyklus andeuten; aber es lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen, wann und aus welcher Richtung das Ende kommt. Ohne eine signifikante Zinswende wird sich die Investorenpräferenz auf absehbare Zeit nicht ändern. In Europa ist aus unserer Sicht frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2019 mit einem leichten Zinsanstieg zu rechnen. Einen spürbaren Einschnitt wird es – ohne externe Schocks – nicht vor 2020/2021 geben.
Wie aber müssen sich die Akteure der Immobilienbranche aufstellen, um über eine mögliche Korrektur an den Gewerbeimmobilienmärkten hinaus nachhaltig Wachstum sicherzustellen? Das wird eine der zentralen Fragen auf der MIPIM 2019 sein. Denn auch in einem komplexeren und unsichereren Marktumfeld bestehen weiterhin interessante Investmentmöglichkeiten jenseits der Preis-Rallye und Renditekompression.
Investoren müssen sich in diesem komplexer werdenden Umfeld klar positionieren und das Mietsteigerungspotenzial einer Immobilie miteinkalkulieren. Letzteres wird in Zukunft zur zentralen Determinante. Der Kapitalwert einer Immobilie wird sich verstärkt an Faktoren wie einer digitalen Gebäudeinfrastruktur oder flexiblen Flächennutzung messen lassen müssen.
Langfristige Trends wie Digitalisierung und Urbanisierung setzen weiterhin deutliche Wachstumsimpulse. Zusammen mit der robusten Konjunkturentwicklung treiben sie insbesondere in den deutschen Metropolregionen die Nachfrage nach Wohn- und Büroimmobilien und drehen die Preisschraube weiter. Aufgrund der polyzentrischen Wirtschaftsstruktur profitieren davon auch kleinere Großstädte oder Mittelstädte, in denen bonitätsstarke mittelständische Unternehmen ansässig sind. Sie waren 2018 einer der wesentlichen Treiber der Flächennachfrage und die weiterhin hohe Zahl an Mietgesuchen legt nahe, dass das im kommenden Jahr so bleiben wird. Mit der erforderlichen lokalen Marktkenntnis und einem Verständnis für langfristige Wachstumstreiber, die das Mietsteigerungspotenzial bestimmen, lassen sich hier noch immer attraktive Objekte identifizieren.
In diesem Marktumfeld ist die MIPIM 2019 auch für uns ein wichtiges Stimmungsbarometer. Wir wollen die Messe nutzen, um unser Netzwerk zu pflegen und weiter auszubauen. Gerade in einem anspruchsvollen Marktumfeld sind letzten Endes persönliche Kontakte das A und O für die Anbahnung neuer Deals.“
Vincent Frommel, Head of Fund Management & Finance, BMO Real Estate Partners Deutschland: „Der Brexit, volatile Aktienmärkte, die drohende Zinswende und geopolitische Spannungen: Es gibt eine ganze Reihe guter Gründe, die diesjährige MIPIM unter das Motto ‚Engaging the Future‘ zu stellen. Vielleicht stärker als jemals zuvor – seit der Gründung der Konferenz im Jahr 1990 – muss sich die Immobilienbranche mit globalen und sozio-politischen Themen, Trends und Entwicklungen und den daraus erwachsenden Risiken auseinandersetzen. Im spätzyklischen Marktumfeld stehen Zeichen eines möglichen wirtschaftlichen Abschwungs langfristigen Megatrends wie der Digitalisierung und Urbanisierung gegenüber.
Von der Unsicherheit des komplexen und herausfordernden Umfelds kann der Immobilieninvestmentmarkt in Deutschland aber auch enorm profitieren. Die genannten Trends sind langfristige Wachstumstreiber und eröffnen Anlagechancen – sofern Investoren die Zeichen der Zeit erkennen und nutzen.
Die Branche darf Trends wie Digitalisierung und Urbanisierung, die enorme Auswirkungen haben, nicht verschlafen. Die Entwicklung urbaner und vernetzter Quartiere und Immobilien ist von zentraler Bedeutung. Denn sie verfügen nicht nur über die notwendige digitale Infrastruktur, sondern bieten auch Vielfalt und Erlebnisse. Solche Immobilien bzw. Quartiere werden auch in Zukunft sehr gefragt sein – und damit Investoren nachhaltiges Wachstum bringen. Daneben werden auch Nischenstrategien – sowohl hinsichtlich des Segments, als auch der Objektlage – ein wichtiges Thema sein.“
Thomas Hübner, Head of Investment, BMO Real Estate Partners Deutschland: „Investoren werden 2019 vermutlich stärker als bislang ein Augenmerk auf das Management von Risiken legen. Während auf der einen Seite die Normalisierung der Geldpolitik durch die Notenbanken Zinsrisiken bringt, droht auf der anderen Seite eine immer längere Liste politischer Konflikte den konjunkturellen Aufschwung abzubremsen und der Flächenexpansion ein Ende zu setzen. Nicht zuletzt deshalb steht die Frage im Zentrum der diesjährigen MIPIM, wie Akteure der Immobilienbranche am Ende des langen Boom-Zyklus auch in Zukunft nachhaltiges Wachstum erwirtschaften können.
‚Engaging the Future‘ bedeutet für Investoren, sich in einem immer komplexeren Marktumfeld klar zu positionieren und globale Trends wie Nachhaltigkeit, Demografie, Digitalisierung und Urbanisierung zu verstehen. Sie beeinflussen wesentlich die Performance und damit das Wertschöpfungspotenzial von Assetklassen oder Objekten langfristig – und mitunter anti-zyklisch. Nur so lassen sich Portfolien kontinuierlich weiterentwickeln und Investmentstrategien verfolgen, die Opportunitäten in verschiedenen Phasen des Zyklus heben.
Im Sinne einer nachhaltigen Wertentwicklung wird das aktive Management und die Bereitschaft zur Weiterentwicklung von Assets verstärkt in den Vordergrund rücken. Flexibel nutzbare, wandlungsfähige Gebäude, die digitalen und nachhaltigen Kriterien genügen, wird aller Voraussicht nach die Zukunft gehören.“