Schifffahrtsmarktbericht Winter 2018/2019 der Ernst Russ AG

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Gesamtwirtschaftlicher Ausblick

Die Weltwirtschaft befindet sich in einem stetigen Wachstum, dass im Sommer 2016 begonnen hat. Für die Wachstumsperiode in diesem Jahr 2018 und für das kommende Jahr 2019 wird ein konstantes Wirtschaftswachstum auf dem Niveau von 2017 vorhergesagt. Im Moment liegt die Wachstumsprognose bei 3,7 Prozent. Im Vergleich zum April dieses Jahres hat sich die Prognose nur marginal um 0,2 Prozent Prozentpunkte reduziert. In den USA ist das Wachstumsmoment aufgrund der fiskalischen Stimulation aktuell sehr stark und auch im Jahr 2019 wird es stärker als 2017 sein. Allerdings geht der International Monetary Fund (IMF) davon aus, dass die Thematik der Zollbeschränkungen in Höhe von 200 Milliarden US-Dollar einen leicht negativen Einfluss auf das Wirtschaftswachstum haben könnte. In den Entwicklungs- und Schwellenländern geht der IMF in der Summe von einem konstanten Wirtschaftswachstum von 4,7 Prozent aus, wobei sich in diversen Entwicklungs- und Schwellenländern die Wachstumsperspektiven aufgrund der gestiegenen Rohstoffpreise verbessert haben. In den Ländern Argentinien, Brasilien, Iran und der Türkei lagen länderspezifische Sonderfaktoren vor, wodurch sich die Prognose eintrübte. Im zehnjährigen Vergleich befindet sich die Welt in einem Wachstumszustand, der über dem langjährigen Durchschnitt liegt, insofern sind die „Downside“-Risiken größer als die „Upside“-Risiken, jedoch ist der Standpunkt entscheidend: Der Grundzustand ist entgegen der permanenten Berichterstattung positiv! Generell sind die Wachstumsaussichten in Asien positiv. Ob nun die chinesische Volkswirtschaft mit 6,9 Prozent wie im Jahr 2017 oder wie aktuell vorhersagt 2018 nur mit 6,6 Prozent wächst ist relativ unbedeutend. Die Schlüsselaussage ist eine gänzlich andere: Der Anteil Chinas an der Weltwirtschaft beträgt fast ein Fünftel und dieses Fünftel wächst sehr solide mit 6,6 Prozent. Für das Welthandelsvolumen ist der IMF im Vergleich zum April etwas pessimistischer und hat die Wachstumsprognose um 0,9 Prozentpunkte auf 4,2 Prozent nach unten korrigiert.

Die Preisentwicklung für Rohöl ist im vierten Quartal dramatisch gewesen. Seit Februar 2015 hatte der Ölpreis einen glasklaren Trend von den Tiefstständen bei 30 US-Dollar je Barrel bis auf über 85 US-Dollar je Barrel am 3. Oktober 2018 genommen. In den folgenden sechs Wochen gab es einen regelrechten Preisverfall um über 20 US-Dollar bis auf unter 60 US-Dollar je Barrel. Einen vergleichbaren Preisverfall gab es zuletzt im Dezember 2014 als sich der Rohölpreis von über 100 US-Dollar dramatisch nach unten korrigierte. Im Vergleich zur letzten Korrektur sind die Fundmentalfakten dieses Mal sehr viel vager. Im Oktober gab es noch die vorherrschende Meinung, dass es im Ölmarkt aufgrund der Situation in Venezuela und dem Iran zu Versorgungsengpässen kommen könnte. In Antizipation der amerikanischen Sanktionen für iranische Ölexporte ab dem 4. November erhöhte Saudi-Arabien folglich massiv die Produktion. Mit dem Überschreiten sämtlicher roter Linien der internationalen Politik kam es durch den Vorfall in der saudischen Botschaft in der Türkei zu starken Verwerfungen auf den internationalen Rohölmärkten. Drei politische Entscheidungen durch den amerikanischen Präsidenten nahmen massiven Einfluss auf die Versorgung der Rohölmärkte. Zum einen die Fortführung der Unterstützung des saudischen Königshauses bei gleichzeitiger Ankündigung via Twitter „to support to keep prices down“ und zum anderen die Ausnahme von US-Sanktionen für acht iranische Ölimportländer. In der Summe war der Ölmarkt massiv überversorgt, so dass die Preise um mehr als 30 Prozent nachgeben konnten.

Auch im Bereich der Zinsmärkte gab es im vierten Quartal bemerkenswerte Veränderungen. Bereits seit einiger Zeit unterscheidet sich die Zinspolitik der amerikanischen Zentralbank Fed von der europäischen Zentralbank EZB. In der Summe ist der Zinsspread zwischen dem US-Dollar und dem Euro maximal. Seit Dezember 2015 hat die Fed die kurzfristigen Zinsen sukzessive angehoben. Jetzt, im vierten Quartal, ist der dreimonatige US-LIBOR erstmals wieder in die Region von 2,5 Prozent vorgestoßen und befindet sich damit an einem elfjährigen Hoch. Durch die Zinserhöhungen befinden sich die US-Zinsen insgesamt wieder im weltweiten Mittelfeld und haben die niedrigsten Bereiche verlassen. Innerhalb eines Jahres ist der dreimonatige US-LIBOR von 1,62 Prozent auf 2,80 Prozent gestiegen. Vor dem Hintergrund der amerikanischen Vollbeschäftigung sind weitere moderate Zinsschritte der Fed nicht auszuschließen.

Tankermarkt

Entwicklungen der Angebotsseite

Die Tankerflotte, bestehend aus Rohöl-, Produkten- und Chemikalientankern, umfasste per 1. November 2018 14.600 Schiffe mit einer Transportkapazität von 610,8 Millionen deadweight tonnage (dwt). Für das Gesamtjahr 2018 wird von einem leichten Rückgang in der Flotte der Rohöltanker ausgegangen. Aus dem Orderbuch wurden bislang 92 Schiffe mit einer Kapazität von 18,5 Millionen dwt abgeliefert. Gleichzeitig wurden 96 Schiffe mit einer Kapazität von 17,4 Millionen dwt verschrottet, wodurch sich Abgänge und Zugänge in der Summe nahezu ausglichen. Bei den Produktentankern kann von einem geringen Flottenwachstum von zwei Prozent ausgegangen werden, da im Jahr 2018 bisher 84 Schiffe mit einer Kapazität von 5,4 Millionen dwt abgeliefert wurden. Gleichzeitig wurden nur 47 Schiffe mit einer Kapazität von 2,1 Millionen dwt verschrottet, so dass in der Summe das Teilsegment der Produktentanker nur leicht gewachsen ist.

Entwicklungen der Nachfrageseite

Für die Entwicklung der Nachfrageseite wird zwischen Rohöl (Crude) und Öl-Produkten unterschieden. Im Bereich Crude geht man für das Gesamtjahr 2018 für den Seehandel von einem moderaten Anstieg von circa 1,9 Prozent aus, im Bereich der Öl-Produkte wird hingegen ein leicht verbesserter Anstieg der Nachfrage von circa 2,3 Prozent erwartet. Nachdem das Jahr auf der Nachfrageseite eher moderat verlief, zeigten zuletzt die Chinesen im Oktober besonders starke Nachfrage an Rohöl, sodass die Importe um bis zu 30 Prozent zum Vorjahr gestiegen sind. Auf der Produktenseite geht man davon aus, dass das Jahr 2019 aufgrund von erhöhter Raffineriekapazitäten wieder eine stärkere Wachstumsrate von circa 3,2 Prozent aufzeigen wird.

Der Zeitchartermarkt

Der Spot-Zeitchartermarkt für Very Large Crude Carrier (VLCC) hat sich zuletzt stark erholen können. Im Dezember betrug die Tagesrate durchschnittlich 27.171 US-Dollar, was deutlich über den Vorjahresdurchschnitt liegt. Die etwas kleinere Klasse der Suezmax-Tanker konnte einen noch stärkeren Anstieg verzeichnen und notierte im Dezember bei 50.000 US-Dollar pro Tag. Eine solche Rate konnte seit Januar 2016 nicht mehr erzielt werden. Gemäß dem generellen Trend im Rohöl-Tanker-Bereich konnten auch die Zeitcharterraten für Aframax-Tanker eine starke Verbesserung notieren. Der Durchschnitt lag im Dezember bei 40.436 US-Dollar. Auch der Spot-Zeitchartermarkt für Produktentanker konnte eine leichte Verbesserung verzeichnen, bleibt jedoch deutlich hinter den Raten der Rohöltanker zurück. Im vierten Quartal lag der Durchschnitt bei circa 15.550 US-Dollar.

Ausblick

Vor dem Hintergrund der nahezu gleichbleibenden Flotten und des leichten Wachstums auf der Nachfrageseite, kann sich, ähnlich dem Bulk-Markt, eine Supply-Demand-Lücke herausbilden, da die fundamentalen Fakten auch im Tanker-Markt für eine baldige Marktverbesserung stehen. Wie der Rohöl-Bereich bereits eindrucksvoll gezeigt hat, können sich verbesserte Fundamentalfakten sehr schnell in höheren Zeitchartererlösen niederschlagen.

Der vollständige Schifffahrtsmarktbericht Winter 2018/2019 umfasst neben dem Tanker- auch das Container- und das Bulkersegment. Er ist erschienen in der aktuellen Ausgabe von Investor‘s Quarterly, dem vierteljährlichen Newsletter der Ernst Russ AG zu den Themen Schifffahrt, Wirtschaft und Finanzen. Eine Download-Möglichkeit finden Sie auf dem Internetauftritt des Unternehmens unter:

www.ernst-russ.de/de/news/investors-quarterly

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