BaFin-Studie: Corona-Krise treibt Verbraucher in Aktieninvestments
Die Corona-Pandemie macht Privatanleger offenbar aktiver. Das zeigt eine aktuelle Studie der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Darin hat die Aufsicht das Handelsverhalten von Privatanlegern seit Ausbruch der Krise untersucht und es mit dem Vorgehen institutioneller Anleger verglichen. Vor allem in Aktien von DAX-Unternehmen haben Privatanleger vermehrt investiert.
Die Studie zeigt, dass seit Ausbruch der Corona-Krise Ende Februar die Handelsaktivitäten von Privatanlegern deutlich gestiegen sind. Insbesondere der Handel von Aktien hat zugenommen. Jedes zweite ihrer Geschäfte in Finanzinstrumenten führt Privatanleger derzeit zum Aktienmarkt.
In normalen Zeiten stehen sich dabei Kauf- und Verkaufsvolumina in einem ausgeglichenen Verhältnis gegenüber. Davon abweichend waren die starken Kurseinbrüche zu Beginn der Krise zunächst Auslöser für deutliche Verkaufsüberhänge. Seit Anfang März zeigt sich jedoch ein umgekehrtes Bild: Privatanleger kaufen bei insgesamt weiter hohem Handelsaufkommen deutlich mehr Aktien, als sie verkaufen.
Besonders stark ist der Kaufüberhang bei Anlegern mit deutscher Nationalität ausgeprägt. Die Studie verdeutlicht, dass sie vor allem bei Aktien aus dem Deutschen Aktienindex (DAX) zugreifen. Das Volumen der Käufe überstieg das der Verkäufe im Schnitt um circa 60 Prozent. Bei Anlegern ohne deutsche Staatsangehörigkeit fällt der Kaufüberhang beim Handel in DAX-Aktien mit 30 Prozent niedriger aus.
Im Gegensatz dazu lässt sich für die Handelsaktivitäten institutioneller Investoren in DAX-Aktien zwar zunächst ebenfalls ein Anstieg der Handelsvolumina verzeichnen, dieser ist jedoch weder durch einen deutlichen Verkaufsüberhang Ende Februar noch einen Kaufüberhang ab Anfang März gekennzeichnet. Die Handelsvolumina institutioneller Anleger sind Ende März zudem auf ihr Vor-Krisen-Niveau zurückgekehrt.
Neben Aktien handeln Privatanleger vor allem börsengehandelte Fonds (Exchange-Traded Funds - ETF), Hebelzertifikate und finanzielle Differenzkontrakte (Contracts for Difference - CFD).
„Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass Verbraucher ihr Anlageverhalten in Krisenzeiten ändern und sich dabei anders verhalten als institutionelle Anleger. Aktuell zieht es sie trotz hoher Volatilität verstärkt zum Aktienmarkt, wo sie auf etablierte Blue Chips als Investitionsobjekte setzen. Trotz des bestehenden Risikos eines Wertverlustes, der im Falle einer eventuellen Kurskorrektur eintreten kann, sehen viele Verbraucher offensichtlich derzeit auch Chancen im Einstieg in den Aktienmarkt“, so das Fazit der Autoren der Studie, Stefanie Schlothauer und Lorenz Ebermann, BaFin-Referat Marktmissbrauchsanalyse (Einheit Datenanalyse). (DFPA/TH1)
Quelle: Publikationen & Daten BaFin
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ist eine rechtsfähige deutsche Anstalt des öffentlichen Rechts des Bundes mit Sitz in Frankfurt am Main.