"Bielmeiers Blog": Geldanlagestau verstärkt sich
Die Ersparnis der privaten Haushalte in Deutschland hat sich in den vergangenen sechs Jahren kräftig erhöht. Zuletzt ist die Sparquote als Folge der Corona-Krise noch einmal nach oben geschossen. Allerdings erschweren extrem niedrige Zinsen in Kombination mit der traditionellen Risikoaversion deutscher Privatanleger sowie eine ausufernde Regulierung zur Anlageberatung eine ausgewogene Geldanlage, schreibt Stefan Bielmeier, Bereichsleiter Research und Chefvolkswirt der DZ Bank, in einem Blogbeitrag. Hinzu kommen hohe Immobilienpreise und restriktive Bauvorschriften, die den Immobilienerwerb als Alternative zur Geldanlage zunehmend erschweren. In der Folge bildete sich ein wachsender Anlagestau und der Anteil nicht investierter Mittel in Form von Sichteinlagen und Bargeld wächst immer weiter.
Dass die privaten Haushalte in den ersten beiden Quartalen des laufenden Jahres trotz Corona-Krise nicht in Panikverkäufe bei Wertpapieren verfallen sind und stattdessen mehr Mittel in Form von Aktien angelegt haben, stimme zwar zuversichtlich. Allerdings betreffe das nur einen kleinen Teil der privaten Haushalte und um dem wachsenden Geldanlagestau wirklich etwas entgegenzusetzen, war der Effekt zu schwach.
Eine Politik, die den nachhaltigen Vermögensaufbau breiter Bevölkerungsschichten fördere, müsse freundlichere Rahmenbedingungen bieten. Anlegerschutz und Bauvorschriften hätten selbstverständlich ihre Berechtigung. Wenn ausufernde Regulierung aber dazu führe, dass Normal- und vor allem Kleinanlegern wichtige Anlagekategorien praktisch verschlossen bleiben und sich junge Normalverdiener-Familien Wohneigentum nicht mehr leisten können, gelte es überflüssige Bürokratie zu entrümpeln und ein neues Regulierungsgleichgewicht zu finden. Daneben sollten Investitionsanreize zum Beispiel in Form verbesserter Abschreibungsmöglichkeiten bei Wohnimmobilien treten. (DFPA/mb1)
Quelle: „Bielmeiers Blog“ DZ Bank
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