Kreditbearbeitung: Konjunkturrückgang setzt Banken unter Zugzwang
Der massive Wirtschaftsabschwung im Zuge der Corona-Krise wirkt sich auf den Kreditmarkt aus: Im zweiten Halbjahr drohen den Banken vermehrt Zahlungsausfälle. Um größere Überraschungen zu vermeiden, müssen die Institute kurzfristig ihre Risikoanalyse-Prozesse überarbeiten und dem neuen Umfeld anpassen. Marktanalysen der auf Finanzdienstleister spezialisierten Unternehmensberatung Cofinpro zeigen ein großes Potenzial für Effizienzverbesserungen - möglich sei eine Produktivitätssteigerung von 40 bis 50 Prozent.
„Noch liegt im Kreditgeschäft mit Geschäfts- und Firmenkunden der Fokus auf der Abarbeitung neuer Anträge, um die Liquidität der Unternehmen zu sichern“, sagt Alexander Christau, Kreditexperte bei Cofinpro. Ab dem dritten Quartal sei jedoch mit einer Welle von Kreditausfällen zu rechnen. Aufgrund einer wachsenden Schuldenlast und der schwächelnden Konjunktur prognostiziert auch der Bundesverband deutscher Banken eine steigende Zahl notleidender Kredite (non-performing loans, NPL). Wie groß die Zahlungsprobleme der Unternehmen letztlich sein werden, ist nach Ansicht von Christau zwar noch nicht valide vorherzusagen und werde auch von den aktuell diskutierten Hilfsmaßnahmen beeinflusst. Dennoch gelte es, sich jetzt darauf vorzubereiten: „Noch können die Banken gegensteuern, indem sie den Fokus auf die Optimierung der Kreditprozesse sowie der Risikoanalyse legen. Ziel muss es für die Institute sein, NPL schneller zu erkennen und das Kreditportfolio stabiler auszurichten. Die bisherigen mathematischen Modelle sollten dabei temporär für die Zeit der Krise um die Einschätzung der Kreditexperten erweitert werden. So gelingt es, prognostizierte Marktentwicklungen zu berücksichtigen. Mit einer schlagkräftigen Taskforce aus Methodik-, IT- und Marktexperten können diese Systeme entwickelt und umgesetzt werden.“
Den Banken biete sich damit die Möglichkeit, risikobehaftete Engagements frühzeitig zu identifizieren. So vergrößere sich der Handlungsspielraum für Kreditgeber und -nehmer beträchtlich, um korrigierend gegenzusteuern. In Anbetracht des engen Zeitfensters müssen die Banken Christau zufolge bei der Überarbeitung ihrer Prozesse aber auf einen zielgerichteten Ressourceneinsatz und einen ausgeglichenen Bearbeitungsaufwand in Relation zum Risiko achten. „Neben der Risikoanalyse muss auch das Problemkreditmanagement angepasst werden“, sagt Christau. Aufgrund steigender Fallzahlen gelte es, die Intensivbetreuung und Sanierung strauchelnder Unternehmen zu verbessern, um einerseits das Ausfallrisiko zu mindern aber andererseits auch den Arbeitsaufwandfür die Bank zu minimieren. „Viele Prozesse werden noch manuell und individuell ausgeführt. Dies bietet jetzt das Potenzial, um möglichst rasch eine kosten- und nutzerorientierte Überarbeitung umzusetzen, die angesichts der veränderten Begleitumstände bessere und schnellere Ergebnisse liefert“, sagt Christau. (DFPA/mb1)
Quelle: Pressemitteilung Cofinpro
Die Cofinpro AG unterstützt Finanzdienstleister bei der Verbesserung von Geschäftsprozessen. Zu den Kunden zählen große Privatbanken, Landesbanken und der genossenschaftliche Sektor sowie die führenden Kapitalverwaltungsgesellschaften. Gegründet 2007 als mitarbeitergetragene Aktiengesellschaft beschäftigt die Unternehmensberatung inzwischen 180 Bank- und Technologieexperten.