Studie: Anlegerverhalten unterscheidet sich weltweit von Region zu Region
Anleger aus angelsächsischen Ländern tolerieren die größten Verluste bei der Kapitalanlage, während Anleger aus dem deutschen Sprachraum und aus Skandinavien am geduldigsten beim Geldanlegen sind. Das ist das Ergebnis einer weltweiten Studie zu Geduld und Risikoaversion, die Professor Thorsten Hens vom Swiss Finance Institute an der Universität Zürich durchgeführt und mit Unterstützung der Schweizer Bank Credit Suisse im White Paper „Behavioral Finance: The Psychology of Investing“ zusammengefasst hat.
Die Studie belegt, dass der kulturelle Hintergrund von Bedeutung ist. „Wir waren überrascht, wie sehr Kultur das Anlageverhalten von Personen bestimmt, selbst wenn Kontrollvariablen wie Inflationsraten oder angesammeltes Vermögen in Betracht gezogen wurden“, so Hens.
Beim Vergleich der Antworten der Umfrage gab es weniger Ähnlichkeiten bei vergleichbaren kulturellen Regionen, als die Autoren zu Beginn der Studie erwartet hatten. „Ich hätte eine höhere Korrelation im Anlageverhalten von Anlegern in Regionen mit ähnlichen Wirtschaftsbedingungen erwartet, aber es gab kein Muster. Zum Beispiel gibt es eine sehr hohe Risikoaversion in Osteuropa. Wir vermuteten einen ähnlichen Grad in Afrika, einem weiteren Schwellenländer-Kontinent. Doch in Afrika haben Anleger eine viel geringere Risikoaversion, womit sie eher angelsächsischen Anleger ähneln“, sagt Andrea Cuomo, Leiter UHNWI Centro Sur bei der Credit Suisse, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.
Geduld war in afrikanischen Ländern am niedrigsten und in Nordeuropa und Deutschland am höchsten. US-Amerikaner waren ziemlich ungeduldig. „Es war überraschend, dass Amerikaner, obwohl sie in einer gut organisierten Gesellschaft leben und im Vergleich mit anderen kulturellen Regionen wohlhabend sind, so ungeduldig sind“, so Hens.
Hens glaubt, dass Finanzinstitute davon profitieren würden, diese kulturellen Unterschiede bei der Kundenberatung zu beachten. „Zum Beispiel delegieren europäische Kunden gerne ihre Anlagen und entscheiden sich oft für Vermögensverwaltungsmandate. Asiatische Anleger im vergleichbaren Alter und mit vergleichbarem Vermögensprofil delegieren nicht gerne, sondern bevorzugen üblicherweise Beratungsmandate. Banken müssen sich solcher kulturellen Unterschiede bewusst sein und ihr Angebot differenzieren.“
Quelle: Mitteilung Credit Suisse
Die Credit Suisse AG ist ein global tätiges Finanzdienstleistungsunternehmen mit Hauptsitz in Zürich. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 46.000 Mitarbeiter und verwaltet Vermögen in Höhe von rund 1,28 Billionen Schweizer Franken. (TH1)