BERATUNGSPFLICHTEN - THEMA 1 ➤nota bene ➤nota bene Der Empfang des Prospekts sollte unter Angabe des tatsächlichen Übergabezeitpunkts durch gesonderte Unterschrift des Kunden quittiert werden. Die Empfangsbestätigung muss dabei getrennt vom sonstigen Vertragstext erfolgen, mithin räumlich und drucktechnisch deutlich abgehoben sein, wobei sich die Unterschrift allein auf das Empfangsbekenntnis als rein tat- sächlichen Vorgang der körperlichen Übergabe und Entgegennahme einer Sache beziehen und keine weitere Erklärung – beispielsweise die zeitgleiche Bestätigung der Kenntnisnahme – umfassen darf.17) 6. Plausibilitätsprüfungspflicht Zudem muss der Anlagevermittler das Investmentkonzept, bezüglich dessen er die entspre- chenden Auskünfte erteilt, zumindest auf seine wirtschaftliche Tragfähigkeit hin überprüfen. Ansonsten kann er keine sachgerechten Auskünfte erteilen. Dabei bietet sich unter anderem an, Einblick in die Jahresabschlüsse des jeweiligen Emittenten zu nehmen (bei P&R wird zum Beispiel stets die fehlende Aufklärung über eingeschränkte Bestätigungsvermerke des Wirt- schaftsprüfers gerügt) und die Wirtschaftspresse auszuwerten. Zudem muss der Vermittler, wenn er die Anlage anhand eines Prospekts vertreibt, seiner Auskunftspflicht nachkommen und im Rahmen der geschuldeten Plausibilitätsprüfung den Prospekt darauf überprüfen, ob er ein schlüssiges Gesamtbild über das Beteiligungsobjekt gibt und ob die darin enthaltenen Informationen sachlich richtig und vollständig sind. Unterlässt er diese Prüfung, hat er den Interessenten darauf hinzuweisen.18) VERWEISE 1) Schwark/Zimmer/Hennrichs, 4. Aufl. 2010, VerkprospektG § 8f Rn 6 2) BGH, Urteil vom 18.01.2007 – III ZR 146/06, NJW-RR 2007, 711 3) OLG München, Beschluss vom 09.10.2020 – 27 U 3077/20; OLG München, Hinweisbeschluss vom 19.08.2020 – 27 U 3077/20; OLG München, Beschluss vom 13.07.2020 – 8 U 2610/20, – juris; OLG Oldenburg, Hinweisbe- schluss vom 14.05.2020 – 8 U 295/19, BeckRS 2020, 23154; OLG Stuttgart, Urteil vom 20.08.2020 – 2 U 564/19 4) LG Leipzig, Urteil vom 28.04.2021 – 04 O 196/20); LG Leipzig, Urteil vom 23.10.2020 5) KG Berlin, Urteil vom 02.04.2019 – 27 U 144/17 6) LG München I, Urteil vom 30.08.2017 – 35 O 20937/16 7) LG Hannover, Urteil vom 02.06.2021 – 11 O 3/29 8) BGH, Urteil vom 06.07.1993 – XI ZR 12/93, NJW 1993, 2433 9) Vergleiche zusammenfassend Paschke/Heller/Wekel, CCZ 2016, 146 m. w. N. 10) Schwark/Zimmer/Rothenhöfer, 5. Aufl. 2020, WpHG § 63 Rn. 251 f. 11) LG Kleve, Urteil vom 30.06.2020 – 4 O 195/19 12) LG Kleve, Urteil vom 30.06.2020 – 4 O 195/19 13) LG Leipzig, Urteil vom 23.10.2020). 14) Vergleiche BGH, Urteil vom 29.4.2014 – XI ZR 477/12, BKR 2016, 36, 37 15) Eine Aufklärungspflicht im Rahmen von P&R bejahend: LG Erfurt, Urteil vom 22.02.2019 – 9 O 736/18; OLG Bremen, Urteil vom 12.05.2021 – 1 U 22/20. Nur bei konkreter Nachfrage bejahend: Thüringer Oberlandes- gericht, Hinweisbeschluss vom 23.04.2020 – 5 U 246/19. Verneinend: OLG Nürnberg, Hinweisbeschluss vom 31.03.2020 – 14 U 1350/19; LG Traunstein, Urteil vom 03.09.2020 – 5 O 2301/19 16) BGH, Urteil vom 10.01.2019 – III ZR 109/17, NJW-RR 2019, 428, 432 17) BGH, Urteil vom 10.01.2019 – III ZR 109/17, NJW-RR 2019, 428, 432 18) BGH, Urteil vom 30.3.2017 – III ZR 139/15, BKR 2017, 340, 341 60