BfV Investment Radar: Aktienmärkte am Puls der Notenbanken

Marc Sattler
Marc Sattler

Marktkommentar von Marc Sattler, Vorstand der Bank für Vermögen (BfV) im Bereich Investment Research und Vermögensverwaltung. Seiner Einschätzung nach dürfte die US-Zinssenkung mittelfristig für weiter steigende Aktienkurse sorgen:

Die globalen Aktienmärkte verliefen im Juli tendenziell seitwärts. In den USA konnten S&P 500, Dow Jones und Nasdaq leicht neue Allzeithochs erklimmen. Die Sommerurlaubsperiode und das Warten auf die nächsten Schritte von EZB und Fed machen sich bemerkbar. Darüber hinaus liegt der Fokus auf der Berichtssaison, die bis dato gemischt ausfällt. Die Divergenzen der beiden Seiten des Atlantiks verdeutlichen sich dabei ebenfalls.

In den USA selbst haben sich die divergenten Wertentwicklungen zwischen den Large-Caps und dem Bankenindex, den Small-Caps und den Transportaktien weiter vergrößert. Dadurch zeigt sich, dass die Aufwärtsbewegung nicht durch Marktbreite glänzen kann und somit auf wackligem Untergrund steht.

Fazit Aktienmärkte

Im derzeitigen Umfeld halten wir eine noch moderat optimistische Anlageausrichtung für angebracht. Aufgrund der vielen Unsicherheitsherde in Bezug auf die globale konjunkturelle Situation, die Ungewissheit um die weitere Eskalation im Handelsstreit und die Frage wie wirksam wirklich der Eingriff der Notenbanken sein kann, gibt es viele unkalkulierbare Risiken. Vergangene Wirtschafts- und Börsenzyklen haben gezeigt, dass die Notenbanken eine aufkommende Rezession und einen damit einhergehenden Bärenmarkt bei Aktien nicht verhindern können. Daher legen wir Anlegern nahe, jederzeit bereit zu sein Risikoanlagen weiter zu reduzieren, wenn die Aufwärtstrends und die Stimmung der Marktteilnehmer drehen. Dies kann unserer Einschätzung nach relativ schnell geschehen, wie an den Tagesbewegungen des Monatswechsels zu sehen ist. Aktuell stellen wir jedoch lediglich in den Schwellenländern mögliche Anzeichen einer Korrektur fest. Insbesondere Asien stellt im Aktienbereich ein mögliches Risiko, durch den Handelsstreit zwischen USA und China, aber auch durch den Konflikt zwischen Japan und Südkorea, dar. Sollte China durch Eingriffe bei den Wechselkursen weitere US-Zölle „umgehen“ werden noch weitaus größere Schwankungen an den Märkten auf uns zu kommen. Die Frage wird einzig lauten: wohin soll das Geld fließen, wenn die Notenbanken die Zinsen gleichzeitig weiter senken?

Die Anleihenmärkte legen eine Verschnaufpause ein

Im Juli verliefen die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen in einem recht engen Seitwärtsband um zwei Prozent. Ausschlaggebend waren Kommentare von Fed-Mitgliedern, die den Marktspekulationen über eine 0,5-Prozentpunkte-Zinssenkung Ende Juli den Wind aus den Segeln nahmen. Die US-Zinsstrukturkurve ist mittlerweile zwar weniger invers (nur noch die dreimonatigen minus zehnjährigen Renditen sind negativ), was allerdings normal ist, wenn Zinssenkungen antizipiert werden. Für die kommenden 18 Monate verheißt die Entwicklung der Zinsstrukturkurve der USA nichts Gutes für die globale Wirtschaft. Die Entwicklung der Zinsmärkte der letzten neun Monate stellt unserer Ansicht nach eine Flucht in sichere Häfen dar. Die Kombination aus rückläufigen Inflationsraten in den wichtigen Währungs- und Wirtschaftsräumen und der wohl bevorstehende geldpolitische Lockerungszyklus veranlasst uns dazu, weiterhin positiv für (Staats-) Anleiheinvestments gestimmt zu sein. Bei Unternehmensanleihen raten wir jedoch zur Vorsicht und nur zu sehr selektiven Engagements. Sollte sich die konjunkturelle Entwicklung nicht stabilisieren drohen in diesem Segment Rating Herabstufungen und im schlimmsten Fall Zahlungsausfälle und Unternehmenspleiten.

Gold konsolidiert auf hohem Niveau

Der Goldpreis oszillierte in US-Dollar gerechnet im Juli um sein im Juni erklommenes Sechsjahreshoch. Dies ist sehr positiv für einen weiterhin glänzenden Ausblick. Medial erscheint Gold nun auch wieder in besserem Licht. Ein großer Einflussfaktor dabei ist der rekordhohe Betrag von Anleihen mit negativen Renditen, denn das Argument der Zinslosigkeit von Gold hat sich damit größtenteils aufgelöst. Wir sind der Ansicht, dass Gold erst am Anfang einer neuen langfristigen Hausse steht und daher Rücksetzer zum Einstieg oder Nachkauf genutzt werden sollten.

Der US-Dollar kann wieder zulegen

Begleitet wird der anhaltend starke Goldpreis von einem wieder stärkeren US-Dollar. Normalerweise besteht hier eine negative Korrelation. Die Wirtschaft der USA ist strukturell solider aufgestellt als die Eurozone und auch als Japan. Außerdem erhalten Investoren dort immer noch höhere Zinsen als in den restlichen Ländern der entwickelten Welt. Das Augenmerk liegt auch hier auf den bevorstehenden Sitzungen der EZB und der Fed. Wird in diesem Rahmen die Untergrenze von 1,111 beim Euro/US-Dollar unterschritten steht unserem mittelfristigen Kursziel von 1,05 kaum noch etwas im Weg. In einem global diversifizierten Portfolio sollte der US-Dollar dann wieder übergewichtet werden.

Das Auseinanderdriften der Wirtschaftszonen schreitet voran

Die im Aktienrück- und -ausblick beschrieben auseinanderlaufenden Aktienindexentwicklungen zwischen den USA und dem Rest der Welt zeigen sich bisher auch in der angelaufenen Unternehmensberichtssaison. Hier ist für den S&P 500 in den USA eine Gewinnrezession von minus zwei Prozent erwartet worden. Die US-Unternehmen, die bis dato Zahlen veröffentlicht haben, haben entgegen der Erwartungen steigende Gewinne und Umsätze vermeldet. Ein etwas anderes Bild zeigt sich dagegen bei europäischen Unternehmen. Auf dieser Seite des Atlantiks steigen die Gewinne zwar ebenfalls noch, allerdings bei etwas zurückgehenden Umsätzen. Diese Entwicklung lässt nichts Gutes für die zukünftige Gewinnentwicklung erhoffen, denn bei weiteren Umsatzrückgängen werden die Gewinne früher oder später ebenfalls negativ beeinflusst. Das Kosteneinsparungspotenzial ist per se begrenzt.

Über die Diskrepanzen der Wirtschafts- und Kapitalmarktentwicklungen unterschiedlicher Regionen hinaus zeichnet sich verstärkt auch eine divergente Entwicklung der verschiedenen Gewerbe ab. So haben sich in den letzten Monaten bereits Wirtschaftsindikatoren für das produzierende Gewerbe mehr abgeschwächt als für den Dienstleistungssektor. Bei den Zahlen der zugehörigen Unternehmen schlägt sich dies nun nieder. So haben beispielsweise Daimler und BASF Gewinnwarnungen herausgeben müssen. In den USA berichteten zum Beispiel Boeing und Caterpillar schlechter als erwartete Quartalsergebnisse. Außerdem werden vermehrt auch die Jahresausblicke gesenkt. Die meisten Firmen geben Belastungen durch Zölle und verstärkte Unsicherheiten, ausgelöst durch den Handelsstreit als Begründung an. Des Weiteren klagen sie über steigende Kosten. Technologie- und Finanzkonzerne sind jedoch durch diese Herausforderungen weniger belastet. Entsprechend konnten sie weiter steigende Gewinne und Umsätze vermelden, weswegen wir sie weiter favorisieren. Zusammenfassend ist zu beobachten, dass sich der Handelsstreit allmählich auf die Unternehmen auswirkt.

Die hohen Bewertungen und Allzeithochs des US-Aktienmarkts sind vor allem auf Hoffnungen auf expansive Geldpolitik und eine baldige Einigung im Handelsstreit gebaut. Hier hat die Fed, die US-Notenbank, nun wie erwartet mit der ersten Leitzinssenkung seit 2008 über 0,25 Prozent den Bullen neue Nahrung geliefert. Unserer Meinung nach stellt diese Senkung jedoch keinen neuen Zyklus dar, sondern eher ein moderates Unterstützen, wie es in den neunziger Jahren unter Greenspan bereits erfolgte. Die Senkung dürfte jedoch mittelfristig für weiter steigende Aktienkurse sorgen. Verbleibt also noch der Handelsstreit. Hier stellen wir die These auf, dass eventuell keine der beiden Parteien an einer Einigung in naher Zukunft interessiert sind und je länger diese Einigung auf sich warten lässt, desto mehr wird diese Unsicherheit den Unternehmenssektor negativ belasten. Das bedeutet, dass wir vermutlich erst im Herbst wieder steigende Schwankungen an den Märkten erleben werden.

Marc Sattler ist Vorstand der Bank für Vermögen AG (BfV) und verantwortlich für die Bereiche Vermögensverwaltung (Private Investing), Investment Research und Digitalisierung. Die einhundertprozentige Tochtergesellschaft des Maklerpools BCA AG ist als Wertpapierhandelsbank in den Geschäftsfeldern Haftungsdach und Vermögensverwaltung tätig, ergänzt um Produktangebote in den Bereichen Bausparen und Finanzierung sowie Investment Research.

www.bfv-ag.de

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