BfV Investment Radar: Kann das hohe Niveau gehalten werden?

Marc Sattler
Marc Sattler

Marktkommentar von Marc Sattler, Vorstand der Bank für Vermögen (BfV) im Bereich Investment Research und Vermögensverwaltung. Die Aktienmärkte setzen die Hausse trotz schwacher Konjunkturindikatoren fort. Kann das hohe Niveau gehalten werden?

Die Entwicklung der Aktienindizes und deren fundamentales Grundgerüst haben sich 2019 kontinuierlich divergent entwickelt. Auf der einen Seite sinken die Gewinne der Unternehmen und auf der anderen Seite steigen die Aktien. Das führt zu noch höheren Bewertungen. Aus der langfristigen Betrachtungsweise heraus kennzeichnet eine derartige Lage kein attraktives Investitionsumfeld.

Zudem ist die Unsicherheit rund um die weitere konjunkturelle Entwicklung hoch. Entsprechend haben sowohl die New York Fed als auch Atlanta Fed ihre Konjunkturprognosen der US-Wirtschaft für das vierte Quartal 2019 auf die niedrigsten Werte in diesem Zyklus gesenkt. Die gegenseitigen Strafzölle lassen den Handel zwischen China und den USA immer tiefer einbrechen. Der Konflikt bremst die Ausfuhren Chinas, drosselt die wirtschaftliche Entwicklung in beiden Ländern und schwächt die Weltkonjunktur.

Denkbar ist, dass sich US-Präsident Donald Trump das Ass einer Einigung im Ärmel behält für die Präsidentschaftswahl im nächsten Jahr. Sollte die US-Konjunktur weiter in Richtung einer Rezession abrutschen und die Aktienmärkte mal wieder 10 bis 20 Prozent korrigieren, könnte er einen dann plötzlichen Deal aus dem Hut zaubern und die Lage zu seinen Gunsten drehen. Bis dahin stützt sich die Rallye der Aktien auf Hoffnungen und Liquidität, die die Märkte auf neue Hochs treibt. Mittel- bis langfristig ergibt beides jedoch kein solides Fundament. Daher bleiben wir trotz steigender Kurse weiter tendenziell vorsichtig und propagieren weiterhin reduzierte Risikoaffinität, auch innerhalb der Aktienallokation.

Anleihenmärkte korrigieren - Notenbanken unterstützen

Bei den Rentenmärkten erleben wir im vierten Quartal eine Rückkehr zur vermeintlichen Normalität. Die Renditen haben seit September begonnen wieder zu steigen beziehungsweise kommen aus dem negativen Bereich weiter zurück. Insofern hat sich der Gleichlauf beziehungsweise die positive Korrelation zwischen Aktien und Anleihen etwas aufgelöst. Soweit das positive auf den Anleihenmärkten.

In der Vergangenheit hatten wir bereits einmal die Repo-Geschäfte in den USA thematisiert. Jetzt entstehen Repo-Verzerrungen auf dem europäischen Acht-Billionen-Euro-Markt. Der Markt wird nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zunehmend fragmentiert. Obwohl dies noch keinen Schaden angerichtet hat, erhöht es das Risiko, dass Bargeld nicht richtig durch das System fließt, teilte die BIZ in ihrer vierteljährlichen Überprüfung mit. Das hat vor fast drei Monaten in den USA für erhebliches Chaos gesorgt. Insofern bleibt dieses Thema sehr spannend in den kommenden Monaten.

Rohstoffe: Gold konsolidiert weiterhin, Trendwende scheint greifbar

Die Korrektur des Goldpreises hat wie erwartet bei der Marke von 1.460 US-Dollar gestoppt. Unserer Einschätzung nach sollten wir vorerst auch keine tieferen Kurse sehen. Das Umfeld für steigende Goldpreise verbessert sich durch die expansiven Notenbanken weiter. Sollten die Inflationsraten irgendwann wieder anziehen und die Zinsen nicht direkt angehoben werden, stellen Sachwerte wie Gold die erste Wahl dar. Daher empfehlen wir weiterhin Investments in Edelmetallen und Minenaktien beizumischen.

Euro bleibt weiter im Trendband nach unten

Nach der Gegenbewegung im Oktober kam der Euro Anfang des Monats wieder deutlich unter Druck und fiel bis auf knapp 1,10 US-Dollar. Unsere Einschätzung aus dem letzten Monat wurde damit bestätigt. Nach wie vor sehen wir keine nachhaltige Trendwende. Am US-Dollar führt aktuell kein Weg vorbei. Die Zinsdifferenz zu Anleihen anderer entwickelter Länder zieht Gelder an, die einen starken US-Dollar unterstützen. US-Unternehmen erwirtschaften noch deutlich höhere Gewinne, und das Wirtschaftswachstum ist trotz Abwärtstrend weiterhin höher als in den meisten anderen westlichen Ländern.

Es wird kein Phase-1-Abkommen geben, aber auch keine weiteren Zölle

Ein Phase-1-Handelsabkommen zwischen den USA und China wird spätestens 2020 unserer Meinung nach immer wahrscheinlicher. Zum einen, weil die Präsidentschaftswahl in den USA Trump unter Zugzwang setzen wird, einer möglichen Börsenkorrektur vorzubeugen. Die Auswirkungen des Zollstreits zwischen den USA und China kann man mittlerweile direkt an den US-Verbrauchern und den Aktienmärkten ablesen. So weisen US-Haushalte mittlerweile wieder eine Aktien-Investitionsquote von über 30 Prozent aus. Das bedeutet, dass über 30 Prozent des Vermögens in Aktien investiert sind. Sollten also Waren durch Zölle teurer werden, so reduziert sich entweder der Konsum der Amerikaner, oder sie reduzieren ihre Aktiendepots, was wiederum zu Schwankungen an den Märkten führt. Dies haben wir beispielsweise im vierten Quartal 2018 erlebt – einen gleichzeitigen Rückgang der Einzelhandelsumsätze, den persönlichen Verbrauchsausgaben und der Aktienmärkte. Definitiv etwas, dass sich Trump bei einer anstehenden Wiederwahl nicht wünschen wird.

Zum anderen steht auch China vor immer größeren Herausforderungen. Nehmen wir zum Beispiel die Art und Weise, wie Washington damit umgegangen ist, um die Demonstranten in Hongkong zu unterstützen. Trump unterschrieb den Gesetzesentwurf aufgrund seiner überwältigenden Unterstützung durch den Kongress, gab aber zu verstehen, dass er nicht wollte, dass dies die Beziehung störe. China, das sich selbst zur Vergeltung verpflichtet hatte, reagierte schließlich mit relativ zurückhaltenden Maßnahmen. Beide Seiten scheinen also nicht um jeden Preis eine weitere Eskalation anzustreben und gleichzeitig ihr Gesicht zu wahren.

Hinter den Kulissen wurde bekannt, dass die Verhandlungsführer bemerkenswerte Fortschritte bei der Ausarbeitung eines Phase-1-Abkommens erzielt haben. Die amerikanische Seite ist der Ansicht, dass eine Einigung vor dem 15. Dezember erzielt werden kann, wenn die USA eine Erhöhung der Zölle planen. Unserer Einschätzung nach wird es keine Einigung, jedoch auch keine neuen Zölle geben und man wird das Thema weiter in 2020 verlagern. Eine Lösung für die Märkte bedeutet das allerdings nicht.

Marc Sattler ist Vorstand der Bank für Vermögen AG (BfV) und verantwortlich für die Bereiche Vermögensverwaltung (Private Investing), Investment Research und Digitalisierung. Die einhundertprozentige Tochtergesellschaft des Maklerpools BCA AG ist als Wertpapierhandelsbank in den Geschäftsfeldern Haftungsdach und Vermögensverwaltung tätig, ergänzt um Produktangebote in den Bereichen Bausparen und Finanzierung sowie Investment Research.

www.bfv-ag.de

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