Der DIN-Standard lehrt die Branche … Gemeinsamkeit

Gastbeitrag von Dr. Klaus Möller, Defino Institut für Finanznorm GmbH

Klaus Möller
Dr. Klaus Möller

Es war ein trüber Herbsttag im Jahre 2012, als die Geschäftsführer des Defino Instituts für Finanznorm in Berlin beim Deutschen Institut für Normung DIN mit einer Idee vorsprachen. Sie hofften, unter Mitwirkung des altehrwürdigen Instituts einen DIN-Standard für die „Finanzanalyse für Privathaushalte“ entwickeln zu können – den ersten DIN-Standard für die Finanzbranche überhaupt. Hintergrund dieses Vorstoßes war die Überzeugung, dass standardisierte Prozesse – mehr als Dokumentationspflichten oder die Regulierung von Vergütungsmodellen – Beratungsqualität sichern und damit für Kundenzufriedenheit und Reputation der Branche sorgen können. Und der gute Name des DIN war für ein solches Ansinnen natürlich die allererste Adresse. Denn was helfen Standards, wenn zu jedem Thema jedes Unternehmen den eigenen Standard entwickelt? Welcher Standard ist der richtige, woran sollen sich die Verbraucher orientieren?

Verlässliche Standards definiert in Deutschland nur diese eine Einrichtung, gerade 100 Jahre alt geworden und immer noch völlig untadelig, ohne Kratzer im Lack und skandalfrei unterwegs. Die Kompetenz von DIN besteht vor allem in der Moderation. Wenn - wie damals Defino - Marktteilnehmer mit einer Standardisierungsidee vor der Tür stehen und DIN diese für marktfähig hält, wird das Projekt öffentlich ausgeschrieben. Jeder, der sich berufen fühlt konstruktiv mitzudiskutieren, kann dem zu gründenden Ausschuss beitreten und damit zu der Entwicklung des neuen Standards seinen Beitrag leisten.

Nun hat DIN zwei graduell unterschiedliche „Produkte“, die DIN SPEC und die DIN Norm. DIN SPECs können erarbeitet werden, ohne dass das komplette Spiegelbild der betroffenen Branche mitwirkt; und der entsprechende DIN-Ausschuss kann die SPECs durch Mehrheitsentscheid beschließen. DIN-Normen dagegen entstehen ausschließlich im Konsens. 2012 entschieden sich DIN und Initiator Defino zunächst für den Weg der DIN SPEC – weil DIN und Finanzbranche noch nicht so richtig miteinander konnten und man sich fürs erste nicht überfordern wollte.

Tatsächlich war die Reaktion der Branche auf das Projekt eher verhalten und die Mitwirkung wichtiger Marktteilnehmer überschaubar. Man diskutierte über „Individualität versus Standards“ und übersah, dass man von Beraterindividualität und nicht von Kundenindividualität sprach, dass Kundenindividualität durch Standards in den Prozessen sogar gestärkt wird. Als allerdings im März 2014 die DIN SPEC 77222 „Standardisierte Finanzanalyse für Privathaushalte“ veröffentlicht wurde, als die ersten Finanzberater ihren Kunden glaubhaft machen konnten, dass sie nach einem DIN-Standard arbeiteten und dass sie die Analyse ihrer finanziellen Situation nicht eben aus dem Ärmel schüttelten - und als diese Berater damit Vertrauen weckten und Erfolg erzielten, da wuchs auch das Interesse an der DIN SPEC 77222.

Inzwischen haben weite Teile der Branche verstanden, dass die durch Defino initiierte Zusammenarbeit mit DIN die Türe weit geöffnet hat zu einer vertrauenswürdigen Selbstregulierung und damit zu einer nachhaltigen Verbesserung der Reputation der Finanzberatung in Deutschland. Das dokumentiert in eindrucksvoller Weise die Arbeit des Arbeitsausschusses NA 159-02-15 AA, der seit November 2014 aus der DIN SPEC 77222 die DIN Norm 77230 entwickelt. In diesem Ausschuss arbeiten 39 Experten aus den größten Banken, Versicherungen und Vertrieben, aus Initiativen wie dem Arbeitskreis Beratungsprozesse und dem Financial Planning Standards Board, aus Verbänden, Wissenschaft und Verbraucherschutz in einmalig konstruktiver Weise zusammen, um für die Finanzberatung in Deutschland Gutes zu erreichen. Am Ende werden geschätzt 2.500 Manntage Aufwand stehen – ein dickes Brett, aber aller Mühen wert.

Die gute Botschaft hinter dieser Botschaft ist: Die Branche, die ansonsten gerne auffällt durch ihre Neigung zur Kannibalisierung, durch den Kleinkrieg zwischen Honorar- und Provisionsberatern, zwischen Ausschließlichkeit und Maklertum, eigentlich zwischen allen – diese Branche kann auch Gemeinsamkeit, kann Zusammenhalt … kann Verbraucherorientierung. Das nachzuweisen, dafür leisten alle Mitarbeiter des Normausschusses vorbildliche Pionierarbeit.

Das Defino Institut hat auch die DIN SPEC 77223 „Standardisierte Vermögens- und Risikoanalyse für Privatanleger“ initiiert und den Weg bereitet für die DIN SPEC 77228 „Standardisierung wesentlicher Leistungskriterien von Versicherungsprodukten“, die demnächst ausgeschrieben werden wird. Um zu entscheiden, welche Themen sich besonders für neue Standards eignen, hat sich das Defino Kuratorium konstituiert und Frank Kettnaker (Alte Leipziger-Hallesche-Konzern), Bernward Maasjost (pma), Bernhard Termühlen (Defino) und Ex-Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter in seinen Vorstand berufen. Die Besetzung des Vorstands unterstreicht das Selbstverständnis von Defino als Branchen-Initiative.

Unser Autor Dr. Klaus Möller ist Geschäftsführer der Defino Institut für Finanznorm GmbH, Heidelberg. Der Beitrag ist zuerst erschienen in EXXECNEWS Ausgabe 15/2017.

www.defino.de

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