Die EZB ist eindeutig nicht so entspannt, wie sie es gerne wäre
Kommentar von Patrice Gautry, Chefvolkswirt der Union Bancaire Privée, im Anschluss an die Entscheidung der EZB vom 13. Dezember 2018, die Anleihenkäufe zu beenden:
Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht sich einem zunehmend risikoreichen Umfeld gegenüber und prognostiziert für die kommenden Jahre ein schleppendes Wachstum (unter zwei Prozent) sowie eine anhaltend geringe Inflation von zwei Prozent bis 2021. Wie bereits angekündigt, beendet sie jedoch ihr Programm zur quantitativen Lockerung (QE). Es ist nicht verwunderlich, dass die EZB auf Reinvestitionszuflüsse in festverzinsliche Anlagen (ohne geplanten Endtermin) setzt, um weiterhin ausreichend Liquidität bereitzustellen.
Die Risikoanalyse beginnt allmählich ungünstiger zu werden, aber die Quellen der Besorgnis gelten als vorübergehend oder zumindest nicht als ausreichend, um die EZB so sehr zu beunruhigen, dass sie ihre geplante Zinserhöhung nach dem dritten Quartal überprüfen muss, wenn alles gut geht. Die EZB ist eindeutig nicht so entspannt, wie sie es gerne wäre. Aber sie will ihr Ankaufsprogramm nicht fortsetzen, da sie auch regelmäßige Steigerungen der Basispreise erwartet und von einem strafferen Arbeitsmarktszenario und steigenden Löhne ausgeht.
Die EZB bereitet sich indirekt darauf vor, im nächsten Jahr mehr Risikomanagement durchzuführen, falls die Ende 2018 festgestellte Verlangsamung nicht nur vorübergehend ist, sondern dauerhaft wird. Ein Anstieg der Leitzinsen würde in diesem Fall zurückgedrängt und andere Liquiditätsmaßnahmen (wie die Targeted Longer-Term Refinancing Operations, TLTRO) könnten wieder ins Spiel kommen.
Patrice Gautry ist Chefvolkswirt der Union Bancaire Privée (UBP), einer auf die Vermögensverwaltung für private und institutionelle Kunden spezialisierten Privatbank mit Sitz in Genf.