ELTIF 2.0 – Das neue Werkzeug für die Modernisierung der Infrastruktur
Die Modernisierung der Infrastruktur ist eine der zentralen politischen Herausforderungen. Ohne privates Kapital ist dieses Mammutprojekt jedoch kaum zu stemmen. Gleichzeitig bieten Infrastrukturprojekte Investoren attraktive Chancen: planbare Erträge, Risikostreuung und ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung. Doch der Zugang bleibt schwierig. Hier kommt der ELTIF 2.0 ins Spiel.
Großer Kapitalbedarf – nicht nur in Deutschland
Um Deutschlands Infrastruktur fit für die Zukunft zu machen, sind laut einer Studie von IMK und IW in den nächsten zehn Jahren rund 600 Milliarden Euro erforderlich. Europaweit liegt der Bedarf bis 2040 bei geschätzten 15 Billionen Euro. Jede Art von technischer und sozialer Infrastruktur ist das Rückgrat von Wirtschaft und Wohlstand. Doch die öffentlichen Kassen stoßen an ihre Grenzen, privates Kapital wird dringend benötigt. Es wird jeden Monat zum Beispiel von Mitgliedern oder Versicherungsnehmern den Kapitalsammelstellen zur Verfügung gestellt. Für Anleger, ob privat oder institutionell, bieten Infrastrukturanlagen einige Vorteile: Ihre Nutzung – etwa von Krankenhäusern, Schulen, Universitäten, Brücken, Solar-/Windparks, Großbatteriespeicher oder Energie- und Kommunikationsnetze – ist häufig unabhängig von Konjunktur und Kapitalmarktschwankungen. Zudem garantieren die Strukturen regelmäßige verlässliche Einnahmen. Investitionen in Erneuerbare Energien oder Digitalisierung sind außerdem Investitionen in zukunftsweisende Bereiche unserer Dienstleistungsgesellschaft.
Und trotzdem sind Infrastrukturinvestments noch wenig verbreitet. Ein Grund: Es fehlte bisher an einfachen Zugangswegen. Der ursprüngliche ELTIF 1.0, 2015 von der EU eingeführt, sollte das ändern. Doch der Erfolg blieb aus – bis Ende 2023 wurden nur 14 Milliarden Euro investiert.
ELTIF 2.0 – Flexibler, zugänglicher, erfolgreicher
Doch die EU hat nachgebessert. Die ELTIF 2.0-Reform sorgt dafür, dass das Anlagevehikel deutlich flexibler ist. Die Reform lockert die Vorgaben zur Diversifikation, erlaubt beispielsweise auch Dachfonds und erleichtert stark den Zugang für private und institutionelle Anleger.
Die BaFin hat außerdem zusätzlich Spielraum geschaffen. Der ELTIF 2.0 kann in verschiedenen Fondsformen angeboten werden, sei es als Publikums- oder Spezialfonds, offen oder geschlossen. In unterschiedliche Asset-Klassen kann ebenso in einem ELTIF 2.0 investiert werden. Diese Flexibilität, die die BaFin so aus Brüssel übernommen hat, ist tatsächlich ein entscheidender Game-Changer. Mit diesen Änderungen wird der ELTIF 2.0 zu einem attraktiven Werkzeug für Investitionen in Infrastrukturprojekte. Erste Fonds könnten noch 2024 in Deutschland mit dem Vertrieb starten – ein besonders positives Signal für den Markt. Einige Harmonisierungen, insbesondere steuerlichen Anpassungen, sind noch vorzunehmen.
Fazit
Wir erwarten mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass der ELTIF 2.0 ein entscheidender Motor für die Modernisierung der Infrastruktur werden wird. Er verbindet durchaus vorhandenes privates Kapital auch in den Kapitalsammelstellen mit dringend benötigten Projekten und öffnet diese Sammel-Assetklasse Infrastruktur einem breiteren Publikum. Für Anleger bedeutet das: planbare stetige und verlässliche Erträge und zudem einen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Wirtschaft und damit langfristige Vorteile. Die Infrastruktur bekommt damit einen dringend benötigten Schub in Deutschland und Europa.
Der Beitrag ist zuerst in EXXECNEWS Ausgabe 25 erschienen.
Ludger Wibbeke ist Geschäftsführer der Hansainvest Hanseatische Investment GmbH, Hamburg. Sie zählt zu den größten deutschen Kapitalverwaltungsgesellschaften und ist Teil der Signal Iduna-Gruppe.