EU-Kompass für Wettbewerbsfähigkeit: Neue Wege zur nachhaltigen Wirtschaft

Vor dem Hintergrund zunehmender internationaler Konkurrenz aus den USA und der EU und steigenden geopolitischen Risiken steht die Europäische Union vor der Herausforderung, ihre ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen und zugleich die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu gewährleisten. Im Bereich Sustainable Finance werden umfangreiche Vereinfachungen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung vorgeschlagen sowie verstärkte Anreize und Förderung von Investitionen in grüne Geschäftsmodelle angestrebt.
Der EU-Wettbewerbskompass, der die strategischen Ziele der EU für die nächsten fünf Jahre festlegt, umfasst drei Handlungsschwerpunkte: (i) die Förderung von Innovation, (ii) die Entwicklung eines gemeinsamen Fahrplans für Dekarbonisierung und Wettbewerbsfähigkeit, sowie (iii) die Verringerung von Abhängigkeiten und die Verbesserung der Sicherheit. Um Innovationen zu erleichtern, sollen die Rahmenbedingungen für Start-ups und Scale-ups und der Zugang zu Risikokapital verbessert werden. Im Rahmen der zweiten Säule des Kompasses stellt der „Clean Industrial Deal“ einen zentralen Baustein dar, durch den innovative, klimafreundliche und kreislauforientierte Geschäftsmodelle gefördert werden sollen. Ergänzt wird die Initiative durch den „Affordable Energy Action Plan“, der den Zugang zu kostengünstiger Energie verbessern und die Vorteile einer stärkeren Marktintegration ausschöpfen soll. Zur Stärkung der Resilienz Europas sollen strategische Handelsabkommen und eine verstärkte Zusammenarbeit beitragen. Zusätzlich soll ein europäischer Aktionsplan zur Anpassung an den Klimawandel entwickelt werden, um beispielsweise gegen Dürren gewappnet zu sein. Für die Finanzierung werden die stärkere Integration des europäischen Finanzmarkts und eine Stärkung der Rolle der Europäischen Investitionsbank angeführt. Mittelfristig soll ein EU-Wettbewerbsfonds eingerichtet werden.
Auch das kürzlich veröffentlichten Arbeitsprogramm der Europäischen Kommission legt für das laufende Jahr den Fokus auf die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit durch den Abbau von strukturellen Hemmnissen, die Vereinfachung von Berichtspflichten durch Omnibusvereinfachungsvorschläge, uinter anderem im Bereich der Nachhaltigkeitsregulierung, insbesondere für kleinere und mittlere Unternehmen sowie die Dekarbonisierung der Wirtschaft.
Insgesamt verdeutlicht der Wettbewerbs-Kompass der EU, dass die Klimaziele erhalten bleiben, jedoch die Strategie zu ihrer Erreichung stärker auf Anreize für Investitionen in grüne Technologien und Geschäftsmodelle sowie Vereinfachungen in der Berichterstattung ausgerichtet wird. Die Herausforderungen liegen in potenziellen Widerständen seitens der Mitgliedstaaten gegenüber einer verstärkten Integration sowie im Finden des richtigen Mittelwegs zwischen Vereinfachungen in der Berichterstattung bei Beibehaltung der für die Erreichung der Klimaziele notwendigen regulatorischen Vorgaben und Anreize. Die Neuausrichtung bietet zahlreiche Chancen, insbesondere für den Finanzsektor, der bei der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft eine zentrale Rolle spielen kann.
Der Beitrag ist zuerst in ENI EXXECNEWS INSTITUTIONAL Ausgabe 01/2025 erschienen.
Angela McClellan ist Director Sustainable Finance bei PwC Deutschland und Leiterin des ESG Office im Bereich Financial Services.

Stabilität und Chancen in turbulenten Zeiten
