EZB weiter auf Zinserhöhungskurs
Kommentar von Ulrike Kastens (DWS) im Vorfeld der EZB-Ratssitzung am 16. März 2023. Ihrer Einschätzung nach dürfte die zentrale Botschaft der EZB lauten, weiter datenabhängig zu bleiben, doch grundsätzlich auf Zinserhöhungskurs zu bleiben:

Die Arbeit der Europäischen Zentralbank ist bei Weitem noch nicht getan, um ihr mittelfristiges Inflationsziel zu erreichen. Wie bereits auf der Februar-Sitzung angekündigt, dürfte sie am 16. März die Leitzinsen abermals um 50 Basispunkte erhöhen. Der Einlagensatz läge dann bei drei Prozent.
Kommentare von zahlreichen EZB-Mitgliedern deuten darauf hin, dass auch mit diesem Zinsschritt noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist. Die Kernrate der Inflation, die im Februar auf 5,6 Prozent kletterte, dürfte den Mitgliedern des EZB-Rates Sorgen bereitet haben. Zumal wir von einem weiteren Anstieg der Kernrate ausgehen. Zudem ist der Arbeitsmarkt robust, die Löhne werden steigen und auch der Arbeitskräftemangel wird weiter zu Lohnanpassungen nach oben führen. Allerdings sind auch erste Bremsspuren sichtbar. So verliert die Konjunktur langsam an Schwung, und die Kreditvergabe, insbesondere im Immobilienmarkt, geht deutlich zurück.
Dennoch dürfte die Notenbank aktuell die Gefahren für den mittelfristigen Inflationsausblick höher einschätzen als die zaghaften Bremswirkungen in der Realwirtschaft. Dies sollte sich auch in den Projektionen für Wachstum und Inflation widerspiegeln. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Projektion für die Inflationsrate im Jahr 2025, die aktuell mit 2,3 Prozent veranschlagt wird. Wir gehen davon aus, dass auch die neuen Projektionen eine Verfehlung des Inflationsziels zeigen werden. Insofern dürfte die zentrale Botschaft der EZB lauten, weiter datenabhängig zu bleiben, doch grundsätzlich auf Zinserhöhungskurs zu bleiben. Wir rechnen bis Sommer 2023 mit einer Anhebung des Einlagensatzes auf vier Prozent.
Ulrike Kastens ist Senior Economist für Europa bei der DWS Group in Frankfurt am Main. Der börsennotierte Vermögensverwalter im Mehrheitsbesitz der Deutschen Bank beschäftigt rund 3.800 Mitarbeiter weltweit und verwaltet ein Vermögen in Höhe von 821 Milliarden Euro.
