Investmentchance durch Künstliche Intelligenz und Stromnachfrage

Aufgrund einer Kombination zweier Faktoren sehen wir Wertsteigerungspotenzial für Infrastrukturunternehmen weltweit.
Erstens müssen sich die Vorteile der zuletzt gestiegenen Inflation erst noch vollständig in den Einnahmen und dem Cashflow niederschlagen. Die Inflationsrate wird in den nächsten Jahren voraussichtlich über dem aktuellen Trend liegen. Daher dürfte es mehrere Jahre dauern, bis sich dieser Vorteil vollständig in höheren Gewinnen niederschlägt. Wir glauben nicht, dass der Markt diesen Effekt in vollem Umfang zu schätzen weiß. Da die Inflation aktuell wieder sinkt, können Infrastrukturwerte den Aufwärtstrend bei den Erträgen beibehalten und gleichzeitig von günstigeren Finanzierungsbedingungen profitieren.
Zweitens haben die langfristigen Wachstumstreiber wie die Energiewende und die Dekarbonisierung, das Repowering in Europa, die Umstellung der Mobilfunktechnologie von 4G auf 5G und die Auswirkungen von KI auf die boomende Stromnachfrage für die Infrastrukturunternehmen in diesen Bereichen noch nie so gute Voraussetzungen geboten wie heute.
Steigende Stromnachfrage begünstigt verschiedene Infrastrukturbereiche
Während die Stromnachfrage unmittelbar den Versorgungsunternehmen zugutekommt, die Strom an Rechenzentren verkaufen, gibt es weitere Vorteile für andere Infrastrukturbereiche. So profitieren die Netzbetreiber von der Anbindung der Rechenzentren an das Stromnetz und von der Einspeisung des überschüssigen Stroms aus Erneuerbaren Energien. Gaspipelines sind für die Lieferung von Gas zur gasbasierten Stromerzeugung von wesentlicher Bedeutung, die im neuen Energiemix zunehmend genutzt wird. Regenerative Energieunternehmen schaffen zunehmend Infrastrukturen für Erneuerbare Energien (Wind, Sonne und Batteriespeicher), um Rechenzentren mit Strom zu versorgen. Auch die Unternehmen, die Mobilfunkmasten errichten, profitieren von der zunehmenden Verbreitung von 5G und der steigenden Datennachfrage durch KI.
Ein Beispiel: Eine einzelne KI-ChatGPT-Anfrage verbraucht aufgrund der Rechenintensität großer Sprachmodelle (LLMs) deutlich mehr Strom als eine Google-Suche. ChatGPT verarbeitet Anfragen mit Milliarden von Parametern über mehrere Grafikprozessoren oder spezialisierte KI-Chips hinweg, was enorme Mengen an Energie erfordert. Im Gegensatz dazu werden bei einer Google-Suche indexierte Webseiten mithilfe optimierter Algorithmen abgerufen, die auf einer energieeffizienten Infrastruktur laufen. Studien schätzen, dass eine KI-Anfrage zehn- bis hundertmal mehr Strom verbrauchen kann als eine Suchmaschinenanfrage. Mit der zunehmenden Verbreitung von KI wird die Bewältigung des damit verbundenen Energiebedarfs zu einer zentralen Herausforderung, die einen Anstieg der Stromerzeugung erforderlich macht.
Zusätzliches Wachstum dürfte zu Verbesserung der Bewertungen führen
Bemerkenswert ist, dass die Stromnachfrage in den USA in den letzten 20 Jahren stagniert hat. Dies hat dazu geführt, dass sich die Versorgungsunternehmen auf die Instandhaltung bestehender Anlagen, die Optimierung der Kosten und die Kapitalallokation konzentrierten. Eine Kombination starker Kräfte weckt diese schläfrigen Versorgungsunternehmen nun auf und verwandelt sie in neue, wachstumsorientierte Energieunternehmen. Wir sind der Meinung, dass dieses zusätzliche Wachstum zu einer Verbesserung der Bewertungen führen dürfte, die der Markt ihnen zuschreibt.
Daher gehen wir davon aus, dass es für börsennotierte Infrastrukturunternehmen weltweit viele Möglichkeiten gibt, nicht nur das Umsatzwachstum zu steigern, sondern auch die Kosten zu senken, die Margen zu steigern und damit Gewinne und Dividenden zu erzielen. Für uns als Investoren im Infrastrukturbereich ist dies sowohl überzeugend als auch spannend. Wir haben uns mit der „NYLIM GF Ausbil Global Essential Infrastructure“-Strategie, die in Deutschland von Candriam vertrieben wird, so positioniert, dass wir in den kommenden Monaten und Jahren von diesen Trends profitieren werden.
Infrastrukturerträge steigen mit der Inflation
Ein zusätzlicher Vorteil für bestimmte Infrastrukturunternehmen ist der sogenannte „Ratchet-Effekt“ der steigenden Inflation auf die Erträge. Das bedeutet, dass Einnahmen steigen, wenn die Inflation steigt, aber nicht fallen, wenn die Inflation wieder sinkt. Während auch die Kosten mit der Inflation steigen können, haben sie ebenfalls das Potenzial zu sinken. Dadurch ergibt sich eine Möglichkeit, Margen zu verbessern und Gewinne über das reine Umsatzwachstum hinaus zu steigern.
Derzeit preisen die Aktienmärkte den Inflationsschutz und die damit verbundenen Einnahmenvorteile vieler börsennotierter globaler essenzieller Infrastrukturunternehmen nicht vollständig ein. Dies steht im Gegensatz zu privat gehaltenen Infrastrukturanlagen, deren Bewertung modellbasiert erfolgt („mark-to-model“). Börsennotierte Unternehmen in diesem Sektor sind trotz ihrer soliden finanziellen Performance deutlich unterbewertet.
Portfolio-Ausblick
Zusammenfassend sind essenzielle Infrastrukturanlagen so gut aufgestellt, dass sie eine starke Dynamik beibehalten werden – unterstützt durch starken fundamentalen Rückenwind. Der KI-Sektor wird voraussichtlich in eine neue Phase eintreten, in der Vermarktungsmöglichkeiten stärker in den Fokus rücken. Vor diesem Hintergrund sind nordamerikanische Versorgungs- und Energieinfrastrukturunternehmen gut positioniert, um von der steigenden Stromnachfrage durch KI und Rechenzentren zu profitieren. Gleichzeitig ergeben sich Chancen durch die Energiewende, den Trend zur Rückverlagerung der Produktion („Reshoring“) und die Modernisierung der Stromnetze. Unsere Strategie bleibt darauf fokussiert, die besten globalen Investitionsmöglichkeiten innerhalb dieser Anlageklasse zu identifizieren.
Trotz der starken Performance im Jahr 2024 behalten wir unsere positive Einschätzung für essenzielle Infrastrukturwerte bei. Mit nach wie vor attraktiven Bewertungen und einer überzeugenden langfristigen Investmentperspektive bleiben wir voll investiert und zuversichtlich hinsichtlich der starken fundamentalen Rahmenbedingungen dieses Sektors.
Tim Humphreys ist Fondsmanager des „NYLIM GF Ausbil Global Essential Infrastructure Fund“, der in Deutschland von Candriam vertrieben wird. Die australische Ausbil Investment Manager Limited ist eine 100-prozentige Tochter von New York Life Investment Management (NYLIM), die aktuell über 650 Milliarden US-Dollar Assets under Management hat. NYLIM ist wiederum eine Tochter von New York Life, der größten Versicherung auf Gegenseitigkeit in den USA und einer der größten Lebensversicherer weltweit. Zur New York Life-Gruppe gehört auch Candriam, die den Fonds in Deutschland vertreibt.
Der Beitrag ist zuerst in EXXECNEWS Ausgabe 12 erschienen.

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