Jetzt in den nächsten Zyklus einsteigen?

Der deutsche Wohnimmobilienmarkt hat seit 2022 eine schwierige Phase durchlebt. Stark und schnell steigende Zinsen, hohe Baukosten und regulatorische Unsicherheiten haben den Markt in eine herausfordernde Lage versetzt. Doch mittlerweile zeigt sich ein Silberstreif am Horizont.
Die Stabilisierung der Immobilienpreise, leicht sinkende Bauzinsen und eine anhaltend hohe Nachfrage nach Wohnraum signalisieren den Übergang in eine neue Marktphase. 2024 war das Jahr der Trendwende. Transaktionen erreichten einen historischen Tiefststand, doch in der zweiten Jahreshälfte zeigte sich eine erste Belebung.
Dies ist nicht zuletzt auf die drei Leitzinssenkungen im vergangenen Jahr und eine weitere im Januar 2025 zurückzuführen, die den Finanzierungsmarkt entlasteten und Investitionen wieder attraktiver machten. Parallel dazu bleibt die Nachfrage hoch: Demografische Entwicklungen und der anhaltende Zuzug in die Ballungszentren treiben den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum weiter an.
Wohnraumknappheit als strukturelle Herausforderung
Hinzu kommt eine weitere Entwicklung: Die Neubautätigkeit befindet sich auf einem historischen Tiefstand. Baugenehmigungen sind im Oktober 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent gesunken. Generell wird ein Rekorddefizit bei Baufertigstellungen erwartet. Die Bauindustrie leidet unter hohen Materialkosten und mangelnden Aufträgen. Gleichzeitig steigen die Mieten deutschlandweit weiterhin stark an. Dies verstärkt den Druck auf die Politik, Lösungen für bezahlbaren Wohnraum zu finden, während Investoren mit neuen Strategien auf die veränderte Marktlage reagieren müssen.
Wo stehen wir im Immobilienzyklus?
Laut klassischen Marktmodellen befinden wir uns derzeit in der Übergangsphase zwischen Krise und Erholung. Die Stimmung am Markt verbessert sich, erste Preisstabilisierungen sind zu beobachten und das Investitionsvolumen steigt wieder. Auch die Bauindustrie zeigt sich weniger pessimistisch. Neue wirtschaftliche Impulse nach der Bundestagswahl könnten zusätzliche Dynamik bringen.
Welche Strategien sollten nun verfolgt werden? Angesichts der aktuellen Marktentwicklung bieten sich für Investoren mehrere Chancen: Erstens sehen wir bei Bestandsimmobilien im mittleren Mietpreissegment hohes Potenzial. Zweitens halten wir ESG-konforme Investments für attraktiv. Der Grund: Nachhaltige und energieeffiziente Neubauten sind weniger von Wertverlusten betroffen und bieten langfristige Planungssicherheit. Drittens sollen Investoren Langfristig investieren: Die steigenden Mieten machen Wohnimmobilien weiterhin auf lange Sicht attraktiv, insbesondere für institutionelle Investoren, die auf stabile Ausschüttungen setzen.
Nach einer Phase der Zurückhaltung kehrt zunehmend Zuversicht in den Markt zurück. Die Weichen für die nächste Wachstumsphase sind gestellt, auch wenn Herausforderungen wie Baukosten und regulatorische Unsicherheiten bleiben. Für Investoren bietet sich in dieser Phase die Chance, in den Markt einzusteigen und von der kommenden Expansion zu profitieren.
Der Beitrag ist zuerst im Schwerpunkt Wohnimmobilien in EXXECNEWS Ausgabe 05 erschienen.
Thomas Wirtz (FRICS) ist Managing Director der Industria Immobilien GmbH, Frankfurt am Main, und ist Teil der Becken-Gruppe, eines inhabergeführten Hamburger Immobilien- und Investmentunternehmens. Industria verwaltet aktuell mehr als 21.800 Einheiten mit einem Volumen von rund 5,6 Milliarden Euro im deutschen Immobilienmarkt.
