Neuer Gigant am Green-Bond-Markt

Marcio da Costa
Marcio da Costa

Marktkommentar von Marcio da Costa aus der Reihe „Themendienst“. Seiner Einschätzung nach werden weitere Emittenten in den Green-Bond-Markt vordringen und die überproportional hohe Nachfrage der Investoren mit neuen Emissionen für sich nutzen:

Der EU-Wiederaufbaufonds wird den Green-Bond-Markt beflügeln: 30 Prozent des Gesamtvolumens von 750 Milliarden Euro, also 225 Milliarden Euro, sollen in Klimaschutzprojekte fließen und folglich über EU-Green-Bonds finanziert werden. Das Emissionsvolumen wird über sieben Jahre verteilt platziert, wobei zu erwarten ist, dass ein bedeutender Teil der Anleihen in den kommen drei Jahre emittiert wird. Angesichts des derzeitigen globalen Green-Bond-Volumens von 660 Milliarden Euro nimmt die EU künftig mit deutlichem Abstand den Platz als weltweit größter Green-Bond-Emittent ein und verhilft dem Markt zu überproportionalen Wachstumsraten.

Mit der Emission der ersten grünen Bundesanleihe im Volumen von sechs Milliarden Euro betrat Anfang September die Bundesrepublik Deutschland als „AAA“-Emittent den Green-Bond-Markt. Jetzt folgt ein weiterer Emittent mit Top-Bonität: 30 Prozent des EU-Wiederaufbaufonds, der ein Volumen von 750 Milliarden Euro hat, sollen in Klimaschutzprojekte fließen. Deshalb plant die EU, Green Bonds im enormen Umfang von 225 Milliarden Euro zu platzieren. Dieses Vorhaben übertrifft das globale Emissionsvolumen grüner Anleihen im Jahr 2019 um etwa 25 Milliarden Euro. Die Anleihen sollen innerhalb der kommenden sieben Jahre emittiert werden – mit Laufzeiten von bis zu 30 Jahren. Mit diesem Volumen nimmt die EU den Platz als größter Green-Bond-Emittent weltweit ein und bestärkt die Vorbildfunktion Europas in puncto Nachhaltigkeit sowie dessen Bekenntnis zu einheitlichen und verbindlichen europäischen Nachhaltigkeitsstandards.

Geringer Renditeabschlag gegenüber konventionellen Anleihen wahrscheinlich

Das ausstehende durchschnittliche Emissionsvolumen konventioneller EU-Anleihen liegt mit etwa drei Milliarden Euro deutlich unter dem Volumen vergleichbarer supranationaler Emittenten. Der Grund hierfür ist das geringe ausstehende Gesamtvolumen der EU-Anleihen von gerade einmal 50 Milliarden Euro. Mit dem nun deutlich höheren angestrebten Emissionsvolumen dürfte auch die Emissionsgröße einzelner Anleihen wachsen, was zu einer höheren Liquidität dieser Anleihen führen dürfte. Zusätzlich ist derzeit eine überdurchschnittlich hohe Nachfrage nach grünen Anleihen am Markt zu beobachten. Dies wird sich wiederum in Form einer etwas geringeren Rendite der grünen Anleihen gegenüber konventionellen EU-Anleihen spiegeln, was auch bei der kürzlich emittierten grünen Bundesanleihe zu beobachten ist. Sollte die überdurchschnittlich hohe Nachfrage anhalten, dann bietet sich hier aber die Chance auf Kursgewinne.

Europäische Union löst Frankreich als größten Green-Bond-Emittenten ab

Die Republik Frankreich, mit einem Volumen von 27 Milliarden Euro bisher größter Emittent grüner Anleihen, dürfte unter der Annahme eines proportionalen Emissionsfortschritts bereits im ersten Jahr nach Emissionsstart den Status als größter Green-Bond-Emittent verlieren. Aktuellen Berechnungen zufolge wird die EU mit zunehmendem Emissionsfortschritt einen Anteil von bis zu zehn Prozent am globalen Green-Bond-Markt einnehmen. Mit zunehmendem Wachstum des Green-Bond-Marktes dürfte dieser Anteil aber wieder schrumpfen.

EUR-Green-Bond-Markt wird Vorsprung gegenüber US-Green-Bond-Markt ausbauen

Da sich keine vergleichbaren Emissionsvorhaben am US-Green-Bond-Markt (derzeit 24 Prozent Anteil am globalen Green-Bond-Markt) abzeichnen, wird der Anteil der EUR-Green-Bonds am globalen Green-Bond-Markt (66 Prozent) deutlich zunehmen. Darüber hinaus besitzt der EUR-Green-Bond-Markt künftig zwei Benchmark-Emittenten, die höchste Bonität und eine grüne Sekundärmarktkurve haben: So plant die deutsche Bundesfinanzagentur, bis Ende 2021 zusätzlich zur bereits emittierten zehnjährigen grünen Bundesanleihe jeweils eine zwei-, fünf- und 30-jährige grüne Bundesanleihe zu begeben. Zudem werden EU-Anleihen aufgrund des verhältnismäßig großen Emissionsvolumens und der hohen Bonitätsnote ebenfalls den Status als grüner Referenzzins einnehmen. Diese Eigenschaften erhöhen die globale Bedeutung des EUR-Green-Bond-Marktes.

Fazit: Die gigantische Summe von 225 Milliarden Euro veranschaulicht einerseits den politischen Willen, künftig Investitionen in nachhaltige Projekte zu unterstützen. Anderseits erhöht sie die Bedeutung grüner EUR-Anleihen und lässt diese zu einem festen Bestandteil eines jeden diversifizierten und nachhaltigen Anleihenportfolios werden. Es ist zu erwarten, dass weitere Emittenten in den Green-Bond-Markt vordringen und die überproportional hohe Nachfrage der Investoren mit neuen Emissionen für sich nutzen werden. Anleger, die in den kommenden Jahren vom politischen und regulatorischen Rückhalt profitieren möchten, können dies am besten über Investmentfonds machen: Einzelinvestments sind aufgrund der Mindeststückelung von in der Regel 100.000 Euro schwierig umzusetzen und Anleihen ohne Mindeststückelung haben sehr tiefe oder sogar negative Renditen. Aktive globale Green-Bond-Fonds (am besten mit Währungsabsicherung) hingegen sind bereits mit kleinen Beträgen investierbar und bieten eine gute Diversifikation. Von passiven Green-Bond-Fonds raten wir ab, weil eine eingehende Prüfung der Green Bonds und möglicher Nachhaltigkeitsrisiken unerlässlich ist.

Marcio da Costa ist Portfolio Manager für staatsgarantierte, supranationale und staatsnahe Anleihen (SSA) & Green Bonds bei der Bantleon AG in München. Der institutionelle Asset Manager mit Standorten in Deutschland und der Schweiz verwaltet mit 49 Mitarbeitern ein Vermögen von 5,8 Milliarden Euro. Zu den Investoren der Publikums- und Spezialfonds zählen vor allem Banken, Versicherungen, Industrieunternehmen und Unternehmen der Altersvorsorge sowie auch sicherheitsbewusste Privatanleger.

www.bantleon.com

Zurück

Gastbeiträge

Datenschutzeinstellungen

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern.
In dieser Übersicht können Sie, einzelne Cookies einer Kategorie oder ganze Kategorien an- und abwählen. Außerdem erhalten Sie weitere Informationen zu den verfügbaren Cookies.
Gruppe Essenziell
Name Contao CSRF Token
Technischer Name csrf_contao_csrf_token
Anbieter
Ablauf in Tagen 0
Datenschutz
Zweck Dient zum Schutz der Website vor Fälschungen von standortübergreifenden Anfragen . Nach dem Schließen des Browsers wird das Cookie wieder gelöscht
Erlaubt
Gruppe Essenziell
Name PHP SESSION ID
Technischer Name PHPSESSID
Anbieter
Ablauf in Tagen 0
Datenschutz
Zweck Cookie von PHP (Programmiersprache), PHP Daten-Identifikator. Enthält nur einen Verweis auf die aktuelle Sitzung. Im Browser des Nutzers werden keine Informationen gespeichert und dieses Cookie kann nur von der aktuellen Website genutzt werden. Dieses Cookie wird vor allem in Formularen benutzt, um die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen. In Formulare eingegebene Daten werden z. B. kurzzeitig gespeichert, wenn ein Eingabefehler durch den Nutzer vorliegt und dieser eine Fehlermeldung erhält. Ansonsten müssten alle Daten erneut eingegeben werden.
Erlaubt
Gruppe Analyse
Name Google Analytics
Technischer Name _gat,_ga_gid
Anbieter Google
Ablauf in Tagen 1
Datenschutz https://policies.google.com/privacy
Zweck Tracking
Erlaubt
Gruppe Essenziell
Name Contao HTTPS CSRF Token
Technischer Name csrf_https-contao_csrf_token
Anbieter
Ablauf in Tagen 0
Datenschutz
Zweck Dient zum Schutz der verschlüsselten Website (HTTPS) vor Fälschungen von standortübergreifenden Anfragen. Nach dem Schließen des Browsers wird das Cookie wieder gelöscht
Erlaubt
Gruppe Essenziell
Name FE USER AUTH
Technischer Name FE_USER_AUTH
Anbieter
Ablauf in Tagen 0
Datenschutz
Zweck Speichert Informationen eines Besuchers, sobald er sich im Frontend einloggt.
Erlaubt