Potenzial für digitale Vermögenswerte in 2025

Das Jahresende 2024 war von erheblichen Kursgewinnen beim Bitcoin und vielen anderen Kryptowerten geprägt, allein im November 2024 stieg die Leitwährung des Kryptomarktes um fast 40 Prozent, andere Coins weisen sogar eine noch deutlich höhere Performance auf. Wie immer nach einem neuen „All Time High“ fragen sich Anleger, ob es jetzt zu spät für einen Einstieg ist oder ob eine erneute Rally gerade erst begonnen hat. Eine Einschätzung von Moritz Schildt, Geschäftsführer der Hamburger Beteiligungsgesellschaft coinIX.
Neue Kurslevels als Einstiegschance?
Gerade nach der zuletzt deutlichen Kursbereinigung im Februar lockt der Markt der Kryptowerte mit vermeintlich attraktiven Einstiegsniveaus – es gibt also gute Gründe, sich mit den Investmentmöglichkeiten zu befassen. Wer grundsätzlich bereit ist, sich der Einsicht anzuschließen, dass digitale Assets und Kryptowerte eine ernstzunehmende Anlageklasse darstellen, sollte drei fundamentale Erkenntnisse beherzigen. Die historische langfristige Performance von Kryptowerten schlägt jede andere Assetklasse, zwischen 2012 und 2024 hat in zehn von zwölf Jahren der Bitcoin den S&P oftmals erheblich outperformt. Demgemäß ist notwendigerweise die Volatilität die ja die Schwankungsbreite nach oben und unten abbildet – ebenfalls spürbar höher als am traditionellen Kapitalmarkt. Zu guter Letzt fällt die Korrelation zu klassischen Indizes über lange Zeiträume immer wieder auf Werte unter 0,3 und ist damit relativ gering. Auf Grundlage einer solchen Betrachtung der Vergangenheit lässt sich gut argumentieren, dass eine Beimischung von Kryptowerten in einer Dosierung von zwei bis fünf Prozent das Risiko-Rendite Profil jedes klassische Wertpapier Portfolio verbessern sollte.
Was dürfen wir für 2025 erwarten?
Die positiven Signale im Jahr 2024 betrafen vor allem den Bitcoin. Sowohl die erstmalige Zulassung von Bitcoin-ETFs in den USA als auch die Idee einer Aufnahme einer Bitcoin-Reserve in den USA konnten die Bitcoin-Adaption fördern und damit als Reflex auch positive Impulse für andere Coins, sogenannte Altcoins erzeugen. Auch wenn der Bitcoin inzwischen auch für europäische Investoren von zahlreichen Anbietern im Format eines ETP investierbar ist, sollten interessierte Anleger gerade auch die Potentiale dieser anderen Coins und Token nicht ignorieren. Etwa Ethereum, die nach Bitcoin zweitgrößte Digitalwährung zeichnet sich dadurch aus, dass sie anders als der Bitcoin nicht nur der Wertaufbewahrung dient, sondern die technische Grundlage für eine Vielzahl von Funktionen ist, mit denen auf der Blockchain Transaktionen automatisiert und über sogenannte Smart Contracts dezentral und manipulationssicher ausgeführt werden können.
Altcoins als Bestandteil eines diversifizierten Krypto-Portfolios
Aber auch neben Ethereum gibt es viele weitere interessante Token beziehungsweise Coins. Die Nutzung der Blockchain als verlässlicher Datenspeicher, als Mittel zur Verifikation von Daten oder Identitäten oder zur Übertragung von Geldern oder Wertpapieren wird in vielen Bereichen des Geschäftslebens eine nächste Stufe der Digitalisierung ermöglichen. Unter den Akteuren bei solchen Projekten setzt sich oft die Erkenntnis durch, das anstelle einer klassischen Finanzierung durch Venture Capital auch die Emission von Token in Betracht zu ziehen ist und durchaus handfeste Vorteile bieten kann. Ende 2024 wurde etwa der Token des peaq-Netzwerkes erstmals an einer Krypto-Börse gehandelt. Investoren können auf diesem Weg zu einem Projekt beitragen, das die Blockchain zur dezentralen Verwaltung physischer Infrastruktur nutzt und heute schon von Unternehmen wie Bosch und Airbus eingesetzt wird. Das europäische MiCAR-Rahmenwerk (Markets in Crypto-Assets Regulation), das im Dezember 2024 vollständig eingeführt wurde, bietet nun auch klare Richtlinien für Token-Emissionen, Stablecoins und Krypto-Dienstleister und stärkt so die Marktstabilität sowie das Vertrauen der Investoren.
Befeuerung durch die neue US-Regierung
Die neuen Impulse der Trump-Regierung dürften den positiven Ausblick zusätzlich stützen. Die erwartete Schaffung eines regulatorischen Rahmens in den USA, der vor allem auch die Emission von Token als Mittel der Unternehmensfinanzierung umfassen wird, dürfte die Bereitschaft für Investments in digitale Assets fördern. Wenn dann noch die zahlreichen bei der SEC anhängigen Klagen aus der vorherigen Administration gegen große Krypto-Unternehmen wie Coinbase, Gemini, Uniswap, Robinhood und Kraken beendet werden, wird dies zusätzlich zur Öffnung der Assetklasse „Krypto“ beitragen.
Großes Marktpotential
Trotz der erheblichen Mittelzuflüsse in die Bitcoin-ETFs großer Anbieter wie etwa BlackRock und Fidelity beläuft sich der Marktwert aller Kryptowerte zum 31. Dezember 2024 auf nur etwa 3,2 Billionen US-Dollar. Das entspricht etwa der Marktkapitalisierung von Microsoft, ist aber in Relation zum Gesamtvolumen der globalen Equitymärkte verschwindend gering. Wenn aber nach einer unlängst veröffentlichten Studie von PwC aktuell mehr als 75 Prozent der deutschen Anleger ihre Krypto-Investments ausbauen wollen, so ist dies ein klares Indiz für die zu erwartende Ausweitung der Marktdurchdringung. Parallel beginnen zunehmend auch kleine institutionelle Investoren, erste Allokationen in Kryptowerte vorzunehmen. Gerade in einem Marktumfeld, in dem die Zinsen wieder fallen und die Aktienmärkte vermeintlich grundlos neue Allzeithochs markieren, ist der Kryptomarkt eine interessante Alternative für Investoren, die bereit sind, die im Vergleich zu traditionellen Assetklassen etwas höheren Risiken in Kauf zu nehmen und das Exposure entsprechend zu dosieren.
Der Beitrag ist zuerst in EXXECNEWS Ausgabe 06/2025 erschienen.
Moritz Schildt ist Geschäftsführer der coinIX Capital GmbH und CEO der coinIX GmbH & Co. KGaA. Er beschäftigt sich seit 2013 mit digitalen Assets und der Distributed Ledger Technologie. Er ist Mit-Gründer und Vorstandsmitglied des Hanseatic Blockchain Institute, eines Vereins der sich mit der Erforschung und Wissensvermittlung zur Blockchain -Technologie befasst. Als Mitglied des Vorstands des Blockchain Bundesverbands „Bundesblock“ setzt er sich für die Interessen der Branche ein. Neben seiner Tätigkeit für die coinIX ist er Vorstand des Fixed-Income Spezialisten nordIX AG, eines klassischen Vermögensverwalters mit Assets von mehr als 400 Millionen Euro unter Verwaltung. Die coinIX mit Sitz in Hamburg wurde 2017 als Beteiligungsgesellschaft gegründet, um Expertise im Bereich Blockchain und Kryptowährungen, bei der Analyse, dem Erwerb und der Verwahrung digitaler Assets aufzubauen und Investitionen in diesen Sektor zu tätigen.

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