US-Wahlen könnten zum Alptraum für die Kapitalmärkte werden

Till Christian Budelmann
Till Christian Budelmann

Marktkommentar von Till Christian Budelmann von Bergos Berenberg zu den US-Präsidentschaftswahlen. Er liefert eine wirtschaftspolitische Einschätzung der aussichtsreichsten Anwärter auf die demokratische Präsidentschaftskandidatur und erklärt, warum ihm aus Sicht der Aktienmärkte Joe Biden weniger schlaflose Nächte bereitet als Bernie Sanders:

Bis zu den US-Präsidentschaftswahlen sind es noch gut anderthalb Jahre, aber auch im Vorfeld können sich diese schon auf die Kapitalmärkte auswirken. Vor allem wenn die für Freiheit und Wettbewerb bekannte USA sich strukturell in Richtung Sozialismus bewegen sollte, blieben die globalen Börsen davon nicht verschont.

Der amerikanische Wirtschaftsmotor läuft weiter. Wir rechnen für 2019 mit einem Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent und für 2020 mit 2,2 Prozent. Auch wenn der belastende Handelskonflikt mit China noch nicht gelöst ist. Wir erkennen noch keine Zeichen für eine Rezession, aber natürlich sehen wir auch Risiken. Ein zentrales, unserer Ansicht nach von Marktteilnehmern unterschätztes Risiko sind die nächsten Präsidentschaftswahlen. Diese finden zwar erst am 3. November 2020 statt. Der Vorlauf bei US-Wahlen ist jedoch lang und kann die globalen Märkte schon im Vorfeld deutlich bewegen.

Für die Republikaner wird aller Voraussicht nach der amtierende Präsident Donald Trump antreten. Gleich nach Beginn seiner ersten Amtszeit hat er bei der Bundeswahlbehörde seine erneute Kandidatur eingereicht. Mit dem Slogan „Keep America Great“ will er 2020 gegen seinen demokratischen Kontrahenten antreten. Wer dies sein wird, ist noch nicht klar. Der Präsidentschaftskandidat geht aus landesweiten Vorwahlen hervor, die im Februar 2020 in Iowa und New Hampshire ihren Anfang nehmen werden. Derzeit positionieren sich bereits um die 20 Anwärter auf die Kandidatur. Und die erste öffentliche Debatte wird schon Ende Juni 2019 in Miami stattfinden.

Hauseigenes Wahl-Analyse-Tool ermittelt sechs aussichtsreiche Kandidaten

Bergos Berenberg verfügt über ein hauseigenes Analyseinstrument zur Einschätzung von Wahlwahrscheinlichkeiten. Es beruht auf den vier Säulen Umfragen, statistische Modelle, Expertenmeinungen und Prognosemarkt. In der jetzigen Phase kommen nur die Säulen Umfragen und der Prognosemarkt, der Wahrscheinlichkeiten auf Basis der Wettquoten widerspiegelt, zum Einsatz. Unser Analyseansatz zeigt, dass sich aus jetziger Sicht nur sechs der bisher erklärten Kandidaten eine realistische Chance ausrechnen können. Diese sechs umfassen jedoch die Extreme der Partei und sind wirtschaftspolitisch sehr unterschiedlich einzuordnen.

Wir teilen diese sechs Kandidaten nach ihrer Wirtschafts- und Kapitalmarktfreundlichkeit in drei Gruppen. Im mittleren Block sehen wir die kalifornische Senatorin Kamala Harris, Robert Francis „Beto“ O’Rourke, der bei den Zwischenwahlen in Texas gegen den ultrakonservativen Ted Cruz um den Senatssitz angetreten ist und fast gewonnen hätte, sowie den erst 37-jährigen Pete Buttigieg, Bürgermeister einer Kleinstadt in Indiana. Alle drei sind aus wirtschaftspolitischer Sicht, soweit sie sich überhaupt klar dazu geäußert haben, weder dem extrem linken noch dem moderaten Flügel der Partei zuzurechnen. Auch ihre derzeitigen Chancen liegen eher im mittleren Bereich. Vorn in den Umfragen liegen Kandidaten mit eindeutigeren Positionen.

Sozialist Bernie Sanders wäre ein Alptraum für den Aktienmarkt

Dies ist auf der einen Seite Bernie Sanders als bekennender Sozialist. Der 77-Jährige ist in den letzten Vorwahlen knapp gegen Hillary Clinton gescheitert. Er ist ein klarer Vertreter des Green New Deals, steht für weniger Eigenverantwortung und hat den großen Konzernen den Kampf angesagt. Zudem sollten Aktienrückkäufe nach Sanders Ansicht verboten oder zumindest mit Auflagen versehen werden. Die von Trump abgebaute Regulierung sowie die Reform der Unternehmenssteuer würde Sanders als Präsident mit Sicherheit versuchen wieder rückgängig zu machen. Während Trump mit seiner wirtschaftsfreundlichen Politik die Aktienmärkte befeuert hat, wäre ein Präsident Bernie Sanders für die Wall Street ein regelrechter Alptraum. Da würde auch nicht mehr gelten, dass politische Börsen in der Regel kurze Beine haben. Schon zwischenzeitliche Erfolge von Sanders in den Debatten und Vorwahlen könnten die Märkte belasten.

Eine weitere Kandidatin, die es ebenfalls als extrem progressiv einzuschätzen gilt, ist Elizabeth Warren. Auch jene wäre dem Alptraum-Szenario zuzuordnen. Die Senatorin aus Massachusetts schneidet sowohl bei den Umfragen als auch auf den Prognosemärkten aber schlechter ab als Sanders.

Joe Biden wäre weniger geschäftsfreundlich als Trump, aber stressfreier

Stärkster Konkurrent von Sanders um die demokratische Präsidentschaftskandidatur ist derzeit Joe Biden. Der 76-Jährige ist im gegensätzlichen demokratischen Lager anzusiedeln und steht für einen gemäßigten Kurs. Er war lange Zeit Senator in Delaware und dann acht Jahre Vize-Präsident unter Barack Obama. Biden ist der demokratische Positivkandidat für die Börse. Er könnte sich als ein typischer „Bill-Clinton-Demokrat“ erweisen, mit dem Kapitalmärkte gut auskommen können. Zwar wird er im Vorwahlkampf sicherlich auch Zugeständnisse machen müssen, sich aber nicht zu sozialistischen Ideen bekennen. Auch würde er einen Green New Deal nicht in die Tat umsetzen, und wahrscheinlich auch nicht grundsätzlich an Trumps Steuerreform rütteln. In den Umfragen unter Demokraten liegt er als Präsidentschaftskandidat derzeit spürbar vorn. Und an den Prognosemärkten teilt er sich aktuell die Spitzenposition mit Sanders.

Auch eine Wiederwahl Trumps dürfte den Märkten entgegenkommen. Bis auf seine Handelspolitik hat Trump bislang sehr marktfreundlich agiert. Er ist aber durchaus ein Präsident, der die Marktteilnehmer mit seinen Twitter-Nachrichten und politischen Schwankungen stresst. Viele „dürsten“ regelrecht nach Normalität. Daher wäre Biden mit einem gemäßigten demokratischen Programm für die Märkte wahrscheinlich gar nicht so viel schlechter. Zwar wären weniger Pro-Business-Initiativen zu erwarten als unter Trump, aber der Stress wäre raus.

Till Christian Budelmann ist Kapitalmarktstratege der Schweizer Privatbank Bergos Berenberg, die sich jüngst von der Berenberg-Gruppe gelöst hat. Das Unternehmen ist auf Vermögensverwaltung und Vermögensbetreuung in allen liquiden Assetklassen sowie in alternativen Investments wie Real Estate, Private Equity oder Kunst spezialisiert.

www.bergos-berenberg.ch

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