Vier Gründe, warum ESG-Fonds besser durch die Krise kommen

Jean-Jacques Barbéris
Jean-Jacques Barbéris (© Amundi)

Gastkommentar von Jean-Jacques Barbéris, Head of Institutional and Corporate Clients Coverage bei Amundi. Er erläutert, warum sich ESG-orientierte Unternehmen in der jüngsten Krisenzeit widerstandsfähiger zeigen.

Bereits vor der aktuellen Pandemie war die soziale Verantwortung der Unternehmen zu einem wichtigen Investmentkriterium geworden. Mehrere neuere Studien haben gezeigt, dass die Aktienkurse von Unternehmen mit einer besseren ESG-Performance stärker als die ihrer Konkurrenten steigen. Dieses Phänomen war wohl hauptsächlich auf die Nachfrage der Investoren nach ESG-Strategien zurückzuführen. Aber wie sieht es damit mitten in der Corona-Krise aus?

Der MSCI World-Index fiel im März um 14,5 Prozent. Aber: Immerhin 62 Prozent der ESG-Large-Cap-Fonds schnitten besser ab als der Index. 42 Prozent der Fonds – offene Fonds und ETF, die auf dem US-Markt erhältlich sind – wurden laut Morningstar im ersten Quartil ihrer Kategorie eingestuft. Diese Outperformance ist teils auf den Fokus dieser Fonds auf Branchen zurückzuführen, die weniger von Eindämmungs- und sozialen Kontakteinschränkungen betroffen sind, wie beispielsweise Technologie oder Telekommunikation, aber nicht nur.

Amundi analysierte die Zu- und Abflüsse in 1.662 ETF, die auf dem US-Markt notiert sind, darunter 75 ETF mit ESG-Klassifizierung, 24 im Bereich Umwelt wie Kohlenstoffreduktion, Wasser oder saubere Energie, 53 im Gesundheitswesen und 30 in der Technologie. Die Zuflüsse sind während der gesamten bisherigen Krise weiter gestiegen, während nach der Anfangsphase der Sperren in Italien massive Verkäufe bei traditionellen Aktien-ETF zu verzeichnen waren, aber auch bei ETF, die auf Branchen mit geringen krisenbedingten Auswirkungen spezialisiert sind, wie zum Beispiel Technologie und in geringerem Maße auf das Gesundheitswesen.

Diese Widerstandsfähigkeit von ESG-Fonds ist nicht völlig neu. Während der Subprime-Krise waren wir Zeugen eines vergleichbaren Phänomens, allerdings in kleinerem Maßstab. So war beispielsweise die durchschnittliche Wachstumsrate von in den USA notierten ETF bei ESG-Aktienfonds durchschnittlich 1,7-mal höher als bei konventionellen Titeln, während sie vor der Krise nur 1,3-mal höher war. Während der akuten Covid-19-Krise im Frühjahr war diese tägliche Wachstumsrate bei ESG-Fonds 4,6-mal höher als bei konventionellen Fonds, vorher nur 1,3-mal höher.

1. ESG-Branchen kommen besser durch die Krise

Es gibt mehrere mögliche Gründe für die Belastbarkeit von ESG-Investments in der Crash-Phase. Zum einen ist es möglich, dass die Anleger ESG-Fonds als „pandemiefest“ empfunden haben. Bei der Konstruktion neigen ESG-Fonds dazu, Branchen überzugewichten, die die akute Krise im ersten Quartal besser überstanden haben, wie zum Beispiel Gesundheitswesen und Technologie, und diejenigen unterzugewichten, die am stärksten betroffen waren, wie zum Beispiel Verkehr oder Energie.

2. ESG-Investoren denken langfristig

Ein weiterer Grund kann in einer Trennung der beiden Märkte liegen. Anleger mit unterschiedlichen Anlagekriterien und -strategien können getrennt in die Marktsegmente ESG und konventionelle ETF investieren. So könnten sich Anleger mit kürzerem Zeithorizont und höherem Liquiditätsbedarf in konventionellen Aktien-ETF mit größerem Handelsvolumen und höherer Liquidität positionieren. Dies würde die deutlichen Abflüsse aus diesen Fonds in der Krise erklären, während Anleger mit längerem Zeithorizont in ESG-Fonds investiert bleiben könnten.

3. Die Loyalität ist hoch

Zudem ist es möglich, dass Anleger eine größere „Loyalität“ gegenüber ihren ESG-Investments besaßen. Analysen zeigten, dass die Zuflüsse in ESG-Investmentfonds sensibler als herkömmliche Fonds auf positive Renditen in der Vergangenheit reagieren, aber weniger auf negative Renditen. Eine Annahme, die damit übereinstimmt, ist, dass Anleger aus dem einfachen Akt des verantwortungsvollen Investierens einen positiven Nutzen ziehen. Dieser gleicht die mit einer negativen Performance verbundenen Nachteile eventuell aus und veranlasst Investoren, ihre ESG-Fonds in Krisenzeiten zu behalten.

4. Erwartung, dass andere gleich agieren

ESG-Fonds könnten aus einem weiteren Grund profitieren und die Rolle eines sicheren Hafens eingenommen haben. Anleger erwarten, dass andere das Gleiche wie sie tun. Solche Präferenzen manifestieren sich in Krisen gewöhnlich in Form von Kapitalumschichtungen zwischen Anlageklassen, aber auch innerhalb jeder Anlageklasse zwischen verschiedenen Marktsegmenten. In der Covid-19-Krise – die eindeutig starke soziale und ökologische Auswirkungen hat – scheinen Investoren eine starke ESG-Performance als ein defensives Merkmal wahrgenommen zu haben.

Präferenz für ESG wird sich trotz Krise weiter erhöhen

Die Covid-19-Krise hat soziale Überlegungen wieder in den Vordergrund gerückt. Auch das Umwelt- und Klimaverhalten der Unternehmen könnte positiver bewertet werden. Investoren machen sich zunehmend Sorgen über die von Unternehmen verursachten Umwelteffekte. Die aktuelle Krise erinnert uns daran, dass Naturkatastrophen plötzlich eintreten können und dass wir verwundbarer sind, als wir dachten.

Es ist heute schwer vorherzusagen, ob ESG-Themen angesichts der großen wirtschaftlichen und finanziellen Probleme, mit denen wir in den nächsten Jahren konfrontiert sein werden, weiterhin eine Priorität für Investoren haben werden. Unsere Analyse deutet jedoch darauf hin, dass die Vorliebe für ESG-Themen während dieser Krise eher zugenommen hat. In diesem Sinne hoffen wir, dass die jüngsten Trends anhalten und sich verstärken werden.

Jean-Jacques Barbéris ist Head of Institutional and Corporate Clients Coverage bei Amundi. Der Asset Manager mit Hauptsitz in Paris entstand im Jahr 2010 aus der Zusammenführung der Asset-Management-Aktivitäten der französischen Bankgruppen Crédit Agricole und Société Générale. Amundi verwaltet ein Vermögen von über 1,5 Billionen Euro in sechs globalen Investmentzentren.

www.amundi.com

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