Welche Aktien kann man noch kaufen? Dividenden im Fokus.

Marktkommentar von Marcus Hüttinger, Kapitalmarktstratege beim Fondsberater Gané. Seiner Einschätzung nach gibt es auch auf dem aktuellen Bewertungsniveau noch Aktien, die Anleger kaufen können – nicht zuletzt die sogenannten „Dividendenaristokraten“:

Marcus Huettinger
Marcus Hüttinger

Die Börse eilt zu immer neuen Höchstständen. Der US-Aktienindex S&P 500 hat seit dem Tiefpunkt der Corona-Krise eine Erholung von nunmehr 100 Prozent realisiert. In dieser Woche konnte er bereits das 49. Rekordhoch erzielen – seit Jahresbeginn 2021. Es scheint, als könnte die euphorische Börsenstimmung durch nichts getrübt werden. Steigende Infektionszahlen der Delta-Variante und neuerliche Lockdowns in Asien und Australien verbreiten keinen Schrecken. Auch geopolitische Spannungen zwischen den Weltmächten USA und China oder der Sieg der Taliban in Afghanistan sorgen die Börse nicht. Selbst die strenge chinesische Regulierungsoffensive, mit der die Wirtschaft im Reich der Mitte gezügelt werden soll, oder eine bevorstehende Verknappung der US-Geldmenge durch „Tapering“ können den Partymodus nicht beenden. Konsequent wird auf die Alternativlosigkeit der Aktie und die anhaltende Liquiditätsschwemme durch Geld- und Fiskalpolitik verwiesen. Jede noch so kleine Korrektur wird zur Einstiegsmöglichkeit in den Aktienmarkt erklärt. Wachstumszahlen und Konjunkturdaten, selbst wenn sie hinter den Erwartungen zurückbleiben, werden umgehend positiv interpretiert. Schließlich könne die Antwort der Zentralbanken und Regierungen nur ein anhaltender Stimulus sein. Die Konsequenz daraus ist: Globale Aktienfonds verzeichnen in diesem Jahr schon fast mehr Zuflüsse als in den vergangenen 25 Jahren zusammen.

Der umsichtige Anleger erkennt darin aber ein Chance-Risiko-Verhältnis, das an Attraktivität eingebüßt hat. Er fragt zurecht: „Gibt es noch Aktien, die ich auf diesem Bewertungsniveau kaufen kann?“. Wir sind der Meinung, dass die Auswahl der zukünftigen Gewinnerunternehmen jetzt noch gründlicher gestaltet werden muss. Aktien im Allgemeinen bieten zwar weiterhin die attraktivsten Renditechancen aller Anlageklassen. In verschiedenen Bereichen sind allerdings erhebliche Spekulationsblasen auszumachen. Das betrifft zum Beispiel das Segment der „unprofitablen US-Tech-Unternehmen“, das sich von einer geradezu endlos erscheinenden Liquiditätszufuhr zum Ausgleich von Defiziten zu speisen scheint.

Um zukünftig nicht in eine „Liquiditätsfalle“ der anderen Art zu tappen, ist der freie Cash-Flow ein wichtiges Kriterium für die solide Aktienselektion. Denn solche Zahlungsmittelüberschüsse nach Abzug der Ausgaben für den Erhalt eines Unternehmens können für Wachstumsinvestitionen, Akquisitionen oder aber auch für Ausschüttungen an Investoren verwendet werden. Gerade im aktuellen Niedrigzinsumfeld erlangt eine attraktive und zugleich stabile Dividendenzahlung eine noch höhere Bedeutung. Fast zwanzig Prozent der global ausstehenden Staats- und Unternehmensanleihen sind derzeit negativ verzinst. Dagegen weisen 80 Prozent der Unternehmen im STOXX Europa 600 eine Dividendenrendite auf, die über der Rendite ihrer selbst ausgegebenen Unternehmensanleihen liegt. Folglich liegt die Versuchung nahe, einen breiten Indexfonds zu erwerben, um die Fülle der Dividendenzahlungen einzuheimsen. Doch Vorsicht: Dividenden für Aktien stehen im Rang der Kapitalstruktur hinter den Zinszahlungen für Anleihen. Ein Ausfall ist jederzeit möglich. Vor allem, wenn die Dividendenzahlungen an die Anteilseigner nicht aus dem Cash-Flow, sondern aus der Substanz des Unternehmens bestritten werden. Wir fokussieren sich daher auf „Dividendenaristokraten“. Bei ihnen ist die Wahrscheinlichkeit für einen Rückgang oder gar einen Ausfall der Dividende sehr gering. Wird es an der Börse ruppiger, dürften Investoren diese Stabilität erst recht zu schätzen wissen.

Ein solcher Stabilitätsanker ist Munich RE. Das außergewöhnliche Risikomanagement des deutschen Rückversicherers lässt ihn regelmäßig Spitzenplätze bei den „Total Shareholder Returns“ einnehmen – also der Summe aus Kursgewinnen und Dividendenzahlungen über sehr lange Zeiträume. Schon seit dem Jahr 1970 wurde die Dividende nicht mehr gekürzt. In den nächsten Jahren soll sie kontinuierlich steigen, so die Unternehmensplanung. Aktuell beträgt die Dividendenrendite vier Prozent. Trotz aller Börseneuphorie können wir uns die Frage „Gibt es noch Aktien, die ich auf diesem Bewertungsniveau kaufen kann?“ guten Gewissens mit ja beantworten. Entsprechend ist unser Portfolio strukturiert.

Marcus Hüttinger ist Kapitalmarktstratege bei der inhabergeführten Anlage- und Fondsberatung Gané AG mit Sitz in Aschaffenburg. Das 2007 von J. Henrik Muhle und Dr. Uwe Rathausky gegründete Unternehmen ist auf Value-Investments spezialisiert und verantwortet ein Fondsvolumen in Höhe von 5,2 Milliarden Euro.

www.gane.de

Zurück

Gastbeiträge

Datenschutzeinstellungen

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern.
In dieser Übersicht können Sie, einzelne Cookies einer Kategorie oder ganze Kategorien an- und abwählen. Außerdem erhalten Sie weitere Informationen zu den verfügbaren Cookies.
Gruppe Essenziell
Name Contao CSRF Token
Technischer Name csrf_contao_csrf_token
Anbieter
Ablauf in Tagen 0
Datenschutz
Zweck Dient zum Schutz der Website vor Fälschungen von standortübergreifenden Anfragen . Nach dem Schließen des Browsers wird das Cookie wieder gelöscht
Erlaubt
Gruppe Essenziell
Name PHP SESSION ID
Technischer Name PHPSESSID
Anbieter
Ablauf in Tagen 0
Datenschutz
Zweck Cookie von PHP (Programmiersprache), PHP Daten-Identifikator. Enthält nur einen Verweis auf die aktuelle Sitzung. Im Browser des Nutzers werden keine Informationen gespeichert und dieses Cookie kann nur von der aktuellen Website genutzt werden. Dieses Cookie wird vor allem in Formularen benutzt, um die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen. In Formulare eingegebene Daten werden z. B. kurzzeitig gespeichert, wenn ein Eingabefehler durch den Nutzer vorliegt und dieser eine Fehlermeldung erhält. Ansonsten müssten alle Daten erneut eingegeben werden.
Erlaubt
Gruppe Analyse
Name Google Analytics
Technischer Name _gat,_ga_gid
Anbieter Google
Ablauf in Tagen 1
Datenschutz https://policies.google.com/privacy
Zweck Tracking
Erlaubt
Gruppe Essenziell
Name Contao HTTPS CSRF Token
Technischer Name csrf_https-contao_csrf_token
Anbieter
Ablauf in Tagen 0
Datenschutz
Zweck Dient zum Schutz der verschlüsselten Website (HTTPS) vor Fälschungen von standortübergreifenden Anfragen. Nach dem Schließen des Browsers wird das Cookie wieder gelöscht
Erlaubt
Gruppe Essenziell
Name FE USER AUTH
Technischer Name FE_USER_AUTH
Anbieter
Ablauf in Tagen 0
Datenschutz
Zweck Speichert Informationen eines Besuchers, sobald er sich im Frontend einloggt.
Erlaubt