Zukunftstechnologien benötigen Eigenkapital

Private Equity (PE) und Venture Capital (VC) sind in Deutschland unverzichtbare Instrumente zur Finanzierung von Innovation, Wachstum und digitaler Transformation. Besonders im Hinblick auf die Entwicklung von Zukunftstechnologien kann Eigenkapital in Form von Beteiligungskapital entscheidend dazu beitragen, die wirtschaftliche Zukunft und internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu sichern.
Trotz positiver Entwicklungen bleibt der deutsche Beteiligungskapitalmarkt im internationalen Vergleich noch hinter seinen Möglichkeiten zurück. Dies liegt nicht nur an geopolitischen Spannungen sowie konjunkturellen und wirtschaftlichen Unsicherheiten, sondern auch an den inländischen Rahmenbedingungen.
Der deutsche PE/VC-Markt im internationalen Vergleich
Das Volumen des in Deutschland mobilisierten PE- und VC-Kapitals liegt im internationalen Vergleich unter dem Durchschnitt. Gemessen am Verhältnis der Private-Equity-Investitionen zum nationalen Bruttoinlandsprodukt wird in Deutschland nach wie vor deutlich weniger Beteiligungskapital investiert als in anderen wirtschaftlich vergleichbaren Ländern – wie den USA, aber auch anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder Großbritannien.
Im Jahr 2024 sank das PE-Investitionsvolumen in Deutschland in einem schwierigen konjunkturellen Umfeld um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr (von 13 Milliarden Euro auf 11,3 Milliarden Euro). Damit belegt Deutschland in Europa hinter Großbritannien und Frankreich zwar den dritten Rang. Gemessen am Verhältnis der Investitionen zum Bruttoinlandsprodukt liegt Deutschland allerdings seit vielen Jahren nur im unteren Mittelfeld und weit hinter dem europäischen Durchschnittswert. Das Potenzial gegenüber den genannten beiden Ländern oder auch Skandinavien ist enorm. Dieser Rückstand ist auch maßgeblich auf strukturelle und gesetzliche Hürden zurückzuführen, die eine Entfaltung des Marktes und der Möglichkeiten von Beteiligungskapital beeinträchtigt. Auch im Venture-Capital-Segment zeigt sich das gleiche Bild im europäischen Vergleich.
Regulatorische und strukturelle Hindernisse
Ein zentrales Hindernis für einen breiten Investitionszuwachs und die Entfaltung der deutschen Beteiligungsbranche sind die bestehenden strukturellen und regulatorischen Rahmenbedingungen. Komplexe steuerliche und regulative Vorgaben führen zu einem international nicht wettbewerbsfähigen Regelungsumfeld und große Unsicherheiten bei potenziellen Investoren und hemmen die Entwicklung Deutschlands als attraktiver Investitionsstandort. So fehlt es in Deutschland weiterhin an einer gesetzlichen Lösung der international üblichen Steuertransparenz von Fonds. Diese garantiert unter anderem, dass nicht der Fonds selbst besteuert wird, sondern die jeweiligen Fondsinvestoren nach ihrer individuellen Steuersituation. Der BVK setzt sich daher mit Nachdruck für die Verbesserung der gesetzlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen ein.
Ein bedeutender Schritt zur Stärkung des Standortes Deutschland wurde im vergangenen Jahr mit der Abschaffung der Umsatzsteuerbelastung auf die Management Fee deutscher Fonds unternommen. Diese Maßnahme hat ein wichtiges Signal an den Markt gesendet. Dennoch ist noch lange nicht alles getan. Der dringend notwendige nächste Schritt – die Umsetzung des Zweiten Zukunftsfinanzierungsgesetz (ZuFinG II), das weitere steuerliche Unsicherheiten wie die bereits skizzierte Steuertransparenz zumindest teilweise beseitigen würde– ist an dem verfrühten Ende der Ampelkoalition gescheitert. Dieses war nicht nur ein Rückschlag für uns als Branche, sondern auch für den Investitionsstandort und Beteiligungs-kapitalmarkt Deutschland. Wir werden uns als Verband weiterhin dafür einsetzen, dass die neue Bundesregierung den vorliegenden Gesetzesentwurf wieder aufnimmt und zeitnah umsetzt.
Ausblick
Insbesondere in Zeiten geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheit muss Europa – und insbesondere Deutschland – ein sicherer, verlässlicher und wettbewerbsfähiger Investitionsstandort werden. Die aktuellen transatlantischen Entwicklungen haben deutlich gemacht, dass Investoren auf langfristige Stabilität und klare Rahmenbedingungen setzen. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, bedarf es einer starken und dynamischen Beteiligungsbranche. Denn diese finanziert Zukunftstechnologien, Wirtschaftswachstum und ist damit Grundlage für wirtschaftliche und technologische Souveränität. Dies ist aber nur möglich, wenn die politischen, steuerlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen konsequent weiterentwickelt werden. Die Private Equity- und Venture-Capital-Branche ist schon lange keine Nische mehr, sondern ein zentrales und strategisches Element für die wirtschaftliches Entwicklung und technologische Transformation Deutschlands – und damit für die Zukunft des Landes.
Ulrike Hinrichs ist Vorstandssprecherin und geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK Bundesverband Beteiligungskapital e.V., Berlin. Der BVK ist die zentrale Stimme der Beteiligungsbranche in Deutschland und vereint rund 300 Mitglieder, darunter etwa 200 Beteiligungsgesellschaften aus den Bereichen Venture Capital, Large-Buy-out und Wachstumsfinanzierung.
Der Beitrag ist zuerst im Schwerpunkt „Private Equity“ zu EXXECNEWS Ausgabe 13 erschienen.

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