Keine Energiewende ohne Wasserstoff – und ohne Wasserstoffspeicher
Ohne Wasserstoff wird sich eine vollständige Energiewende in aller Konsequenz nicht umsetzen lassen. Wasserstoff kann aus erneuerbaren Quellen stammende Energie speichern und so zur Stabilität der Stromversorgung beitragen. Er kann als Treibstoff für alternative Antriebe dienen und hat das Potenzial, emissionsintensiven Branchen wie die Stahl- oder die Chemieindustrie zur Klimaneutralität zu verhelfen – insbesondere dort, wo Elektrizität kein Ersatz für fossile Ressourcen darstellen kann.
Ambitionierte Ziele
Hierfür benötigt wird in erster Linie „grüner“ Wasserstoff, der durch Elektrolyse mit Erneuerbaren Energien hergestellt wird. Doch noch fehlen sowohl die Erzeugungskapazitäten als auch die nötige Infrastruktur für Transport und Speicherung. Der Investitionsbedarf ist enorm. Und Deutschland hat sich ambitionierte Ziele gesetzt: Bis 2030 sollen zehn Gigawatt Elektrolysekapazität entstehen, ein mehr als 9.000 Kilometer langes Wasserstoffpipelinekernnetz ist bis 2032 beschlossen. Das entspräche immerhin der Leistung von vier Atomkraftwerken der Größe von Biblis. Doch im Vergleich zum gesamten Energieverbrauch ist auch das nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Eine weitere zentrale Herausforderung ist die Speicherung. Wasserstoff hat eine vergleichsweise geringe Energiedichte, sodass für eine sinnvolle Nutzung ein sehr großes Speichervolumen benötigt wird – etwa viermal so viel wie für eine vergleichbare Energiemenge Erdgas. Speicher braucht man vor allem dann, wenn Wasserstoff der Stabilisierung der Stromversorgung dienen soll: So kann er als Energiespeicher Produktionsspitzen Erneuerbarer Energien abfangen und in Zeiten von geringen Erträgen, zum Beispiel bei Dunkelflauten, zur Stromerzeugung genutzt werden.
Wasserstoff-Speicher im Untergrund
Eine der wenigen großtechnisch umsetzbaren Speicherlösungen sind unterirdische Kavernen in Salzstöcken. Diese werden bereits heute für Erdgas und Öl genutzt und könnten künftig eine Schlüsselrolle für Wasserstoff spielen. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist der Salzstock in Etzel (Ostfriesland). Dort befinden sich 75 Kavernen, weitere 24 sind genehmigt. Theoretisch könnte die gesamte Speicherkapazität von Etzel rund 20 Terawattstunden Wasserstoff aufnehmen – rein rechnerisch genug, um 2,5 Millionen Haushalte ein Jahr lang zu versorgen.
Im Rahmen eines bislang erfolgreichen Pilotprojektes wird in Etzel die großvolumige Speicherung von Wasserstoff erprobt. Man kann nun mit Sicherheit sagen, dass die Untergrundspeicherung in Kavernen funktioniert. Aber nicht alle Kavernen dort sind für Wasserstoff vorgesehen. Der Standort bietet mit seiner Nähe zu Wilhelmshaven, wo LNG-Terminals und eine dichte Pipelineinfrastruktur vorhanden sind, neben den geologischen auch ideale Infrastrukturbedingungen für einen Ausbau. Deutschland verfügt über weitere geeignete Salzstöcke, doch nur wenige sind bereits so gut erschlossen.
Notwendig: Intelligente und leistungsfähige Vernetzung
Eine erfolgreiche, mehrdimensionale Wasserstoffstrategie benötigt auch eine intelligente Vernetzung von Speicher- und Transportkapazitäten. Dazu gehören leistungsfähige Pipelines zu Kraftwerken und industriellen Abnehmern ebenso wie perspektivisch ein flächendeckendes Netz für den Verkehrssektor. Die politische Ausgestaltung dieser Strategie wird entscheidend sein: Wo Wasserstoff welche Rolle spielt, bestimmt, welche Infrastruktur gezielt ausgebaut werden muss.
Investitionen in Wasserstoffspeicher sind keine klassischen Infrastrukturprojekte, sondern haben eher den Charakter von Private-Equity-Investments. Investoren müssen mit Unternehmen kooperieren, die bereits an relevanten Standorten aktiv sind und in Pilotprojekte investieren. Hierfür gibt es bislang erst wenige Gelegenheiten. Etzel ist eine davon.
Heiko Süß ist Head of Fund Management bei der Patrizia Frankfurt Kapitalverwaltungsgesellschaft. Sie zählt zur Gruppe der börsennotierten Patrizia SE mit Hauptsitz in Augsburg. Das Unternehmen bietet Investments in Immobilien und Infrastruktur für institutionelle, semi-professionelle und private Anleger an.
Der Beitrag ist zuerst im Schwerpunkt zu EXXECNEWS Ausgabe 07 erschienen.
