Creditreform startet Ratings für Alternative Investments

Mit ihrem neu entwickelten Fondsrating erweitert die Creditreform Rating AG ihr bisheriges Dienstleistungsangebot, welches bisher neben Ratings von Unternehmen, Finanzinstituten und Ratings von strukturierten Finanzierungen auch ESG-Ratings umfasste.
Die Ratingagentur möchte ermöglichen, zukunftsorientierte Einschätzungen über die potenzielle Rendite einzelner Fonds im Vergleich zum Markt zu treffen und richtet sich dabei in erster Linie an institutionelle und semi-professionelle Investoren als auch an Privatanleger, um diese bei ihren Anlageentscheidungen durch fundierte Analysen zu unterstützen. Durch eine transparente Beurteilung der Fondsqualität sollen die Investoren eine verlässliche Einschätzung der Chancen und Risiken ihrer Investments erhalten.
Das Creditreform Fondsrating fokussiert sich dabei auf die Beurteilung von Fonds, die in alternative Assetklassen investieren und sich durch eine langfristige Kapitalbindung sowie eine geringere Liquidität auszeichnen. Hierzu zählen insbesondere Immobilien, Infrastruktur, Private Debt, Private Equity und Venture Capital. Über die Motive für das neue Fondsrating und sein Verfahren sprach EXXECNEWS mit Dr. Benjamin Mohr, Mitglied der Geschäftsleitung von Creditreform Rating AG:
EXXECNEWS: Was waren die Beweggründe für die Entscheidung, Fondsratings nun auch für Geschlossene Fonds mit alternativen Assets anzubieten?
Dr. Benjamin Mohr: Creditreform Rating erstellt bereits seit 2012 Ratings für institutionelle Investoren im Bereich alternativer Anlagen. Diese Bewertungen sind in der Regel nicht öffentlich zugänglich. Angesichts der zunehmenden Öffnung des Marktzugangs – insbesondere durch Regulierungsinitiativen wie ELTIF II – sehen wir großes Potenzial darin, auch Privatanlegern Zugang zu diesen Anlageformen zu ermöglichen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Transparenz und Orientierung. Das Fondsrating richtet sich sowohl an institutionelle und semi-professionelle Investoren als auch an Privatanleger. Während institutionelle Investoren über umfangreiche Ressourcen für eine fundierte Due Diligence verfügen, stehen Privatanleger hier oft vor einer Herausforderung. Das Creditreform Fondsrating schafft Abhilfe, indem es eine unabhängige, nachvollziehbare und vergleichbare Einschätzung zur Qualität und zum risikoadjustierten Ertragspotenzial entsprechender Fonds liefert.
EXXECNEWS: Wie positioniert sich die Creditreform Rating AG im Wettbewerb zu eta-blierten Analysehäusern wie G.U.B., TKL oder Dextro?
Mohr: Wir verstehen uns nicht als Analysehaus, sondern als regulierte Ratingagentur. Das bedeutet: Unsere Fondsratings basieren auf regelgebundenen, standardisierten Verfahren und Prozessen, die dokumentiert und methodisch abgesichert sind.
Wir bringen über zehn Jahre Erfahrung im Bereich Structured Credit und alternativer Investments mit – insbesondere in den Assetklassen Real Estate, Private Debt, Infrastruktur und Erneuerbare Energien. Als Teil der Creditreform-Gruppe verfügen wir über exklusive Marktdaten, insbesondere aus dem Mittelstand und den privaten Kapitalmärkten, was uns eine besonders fundierte Analyse ermöglicht – vor allem im Segment Private Debt. Wir arbeiten also nicht nur mit Benchmarks, die wir durch bekannte Marktdatenprovider beziehen, sondern profitieren auch vor allem von den Daten, die wir im Rahmen unserer Geschäftstätigkeit generieren.
EXXECNEWS: Erfolgen die Ratings auf Eigeninitiative oder auf Beauftragung durch Emittenten? Und wie gestalten sich die Kosten?
Mohr: Unsere Fondsratings erfolgen ausschließlich auf Mandatsbasis. Eine Bewertung ohne Beauftragung – sogenannte „unsolicited Ratings“ – bieten wir im Fondsbereich derzeit nicht an. Die Kosten richten sich nach dem Komplexitätsgrad, dem gewünschten Umfang (zum Beispiel inklusive Monitoring) sowie der Datenlage. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zu konkreten Preisstrukturen nicht öffentlich äußern.
EXXECNEWS: Wie gelangen Marktteilnehmer, Berater oder Anleger an diese Fondsratings? Fallen dafür Kosten an?
Mohr: Die Veröffentlichung liegt beim Emittenten. Er entscheidet, ob und auf welchem Weg das Rating öffentlich gemacht wird – etwa über den Verkaufsprospekt oder andere Kommunikationskanäle. Eine von uns initiierte Veröffentlichung findet derzeit nicht statt. Sofern ein Rating weitergegeben wird, etwa durch Fondsinitiatoren/Emittenten an Anleger, ist dies kostenfrei möglich. Eine Liste veröffentlichter Ratings steht auf unserer Website bereit, soweit es sich nicht um ein privates Rating handelt.
EXXECNEWS: Wie läuft das Fondsratingverfahren konkret ab?
Mohr: Der Ratingprozess ist dreistufig aufgebaut:
- Qualitative Analyse: Hier bewerten wir unter anderem die Managementqualität, Governance-Strukturen, den Investmentprozess sowie operative Kompetenzen auf Basis umfassender Dokumentation und optionaler Interviews.
- Quantitative Analyse: Wir berechnen den risikoadjustierten Return (RAR) anhand historischer Cashflows und klassifizieren ihn gemäß marktbezogener Schwellenwerte – differenziert nach Assetklasse und Strategie.
- Gesamtrating: Die beiden Analysebausteine werden je nach Restlaufzeit des Fonds unterschiedlich gewichtet, wobei die Gewichtung zwischen quantitativer und qualitativer Analyse im Laufe der Fondslaufzeit variiert. Zu Beginn der Fondslaufzeit wird eine gleichmäßige Gewichtung (50/50) angewendet. Mit zunehmender Laufzeit erhöht sich die Gewichtung der quantitativen Analyse, wobei die qualitative Analyse entsprechend weniger gewichtet wird. Gegen Ende der Fondslaufzeit liegt der Schwerpunkt stark auf der quantitativen Analyse (bis zu 90 Prozent).
Der gesamte Prozess ist transparent in unserer Methodik dokumentiert.
EXXECNEWS: Gibt es bereits praktische Erfahrungen? Wurden Fonds mit Fokus auf alternative Assets geratet?
Mohr: Ja, wir verfügen über umfangreiche Erfahrung: Pro Jahr erstellen wir rund 200 Ratings im Bereich Alternatives, mit einem kumulierten Bewertungsvolumen von rund 107 Milliarden Euro Assets under Rating. Dabei handelt es sich bislang hauptsächlich um Bewertungen für institutionelle Investoren, die nicht öffentlich zugänglich sind. Veröffentlichungen erfolgen ausschließlich auf Wunsch des Auftraggebers.
Dr. Benjamin Mohr ist Mitglied der Geschäftsleitung bei der Creditreform Rating AG.
Die Creditreform Rating AG, ein Unternehmen der Creditreform Gruppe, ist eine führende europäische Ratingagentur mit etablierter Marktpräsenz. Als unabhängige, bei der ESMA registrierte und von der FCA (UK) zertifizierte Ratingagentur bietet das Unternehmen qualitativ hochwertige Ratings, die von Investoren weltweit für Investitionsentscheidungen und für regulatorische Zwecke genutzt werden.
https://www.creditreform-rating.de
Der Beitrag ist zuerst in EXXECNEWS Ausgabe 09 erschienen.
