"Das Potenzial der Private-Market-Investments ist hoch"
Seit mehr als fünfzehn Jahren engagiert sich die Aquila Group für den Klimawandel und hat ein paneuropäisches Anlageportfolio im Bereich Erneuerbarer Energien aus Windenergie-, Photovoltaik- und Wasserkraftanlagen und nachhaltiger Immobilien- und grüner Logistikprojekte aufgebaut. Weitere Investitionsschwerpunkte sind Bereiche wie Energieeffizienz, Forestry sowie Data Centres. Jetzt hat Aquila Capital mit dem grünen „AC One Planet“ ihren ersten ELTIF aufgelegt und zählt damit zu den ELTIF-Pionieren in Deutschland. EXXECNEWS sprach mit Christian Humlach, Head Wholesale Client Advisory DACH bei Aquila Capital, über die Investmentziele und das Potenzial der ELTIF.

EXXECNEWS: Aquila Capital hat mit dem „AC One Planet“ ihren ersten ELTIF aufgelegt. Was werden Ihre Investitionsschwerpunkte?
Humlach: Das Kapital fließt in Wind- und Solarparks sowie Wasserkraftwerke, Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz oder auch der Modernisierung der Energieinfrastruktur. Wir werden sowohl operative Wind- und Photovoltaikanlagen erwerben als auch Bauphasen sowie Projektentwicklungen mitfinanzieren. Letzteres erfolgt überwiegend durch Fremdkapital, das wir zur Verfügung stellen. Ziel ist eine für die Anleger sinnvolle Diversifikation über verschiedene Assetklassen, Entwicklungsstufen, Geografien und Technologien.
Der „AC One Planet ELTIF“ investiert aktiv in den Klimaschutz und ist ein „Artikel-9-Fonds“ gemäß der EU-Offenlegungsverordnung. Er entspricht damit auch dem Grundgedanken, mit dem die Europäische Union das ELTIF-Reglement eingeführt hat – dem Ziel, die Infrastruktur der Erneuerbaren Energien auszubauen und zu entwickeln. Es handelt sich um eine Investmentstrategie, mit der wir bei Aquila Capital eine große Erfahrung besitzen, in die institutionelle Investoren bereits umfangreich investiert haben und die wir jetzt im ELTIF-Portfolio auch für Privatkunden umsetzen können.
EXXECNEWS: Ist das auch Ihre Zielgruppe?
Humlach: Vermögende Privatkunden bis hin zu Retail-Anlegern zählen zu unseren Zielgruppen, zusätzlich zu unserem angestammten Geschäftsfeld im Bereich institutioneller Investoren. Was zu beachten ist: Wir sprechen von Sachwert-Investments, also von illiquiden Anlagen. Das bedeutet, dass der Anleger in der Lage sein muss, auch mehrere Jahre auf die Liquidität zu verzichten. Das setzt wiederum ein gewisses Grundvermögen voraus. Investoren sollten sich die Frage stellen, welches die für sie eine optimale Asset-Allokation ist. Dabei kann es durchaus Sinn machen, beispielsweise 20 Prozent des Vermögens in illiquide Anlageklassen zu investieren. Viele institutionelle Anleger halten Anlagen in Private Markets – wie in Private Equity oder Private Debt – in dieser Höhe und sogar weit darüber hinaus. Denn erwiesenermaßen lässt sich durch eine Beimischung von nicht-börsennotierten Infrastrukturinvestments das Risiko-Ertrags-Profil eines klassischen aus Aktien und Anleihen bestehenden Portfolios erheblich verbessern. Die optimale Beteiligungshöhe hängt dabei in erster Linie von der persönlichen Situation ab.
EXXECNEWS: Gibt es eine Mindestanlagehöhe?
Humlach: Der „AC One Planet ELTIF“ ist ein sogenannter „ELTIF 2.0“, das heißt ein nach der reformierten ELTIF-Verordnung gestalteter Fonds, bei dem keine Mindestanlagehöhe vorgeschrieben ist. Theoretisch könnten Sie auch einen Sparplan machen. Ob sich das kostenmäßig lohnt und in der Praxis funktionieren würde, ist eine ganz andere Frage. Denn durch die mit der Abwicklung verbundenen Kosten – beispielsweise bei Clearstream, über die ELTIF-Anteile in das Depot des Anlegers eingebucht werden können – werden sich wohl in Zukunft praktische Mindestzeichnungssummen herausbilden. Welche Beteiligungshöhe macht Sinn? Das entscheidet letztlich die individuelle Asset-Allokation beim Kunden.
EXXECNEWS: Ihr Prospekt richtet sich in erster Linie an Anleger in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Haben Sie Pläne auch für andere Regionen Europas?
Humlach: Als ELTIF steht unser Fonds Investoren in ganz Europa offen. Das ist ja gerade ein Vorteil des ELTIF, dass er schnell auch in anderen Ländern verfügbar gemacht werden kann. Der ELTIF ist die einzige Fondsstruktur für Sachwert-Investments, die eben in ganz Europa vertrieben werden kann. Das ist von uns auch geplant. Schließlich kann europaweiter Vertrieb auch das Volumen erhöhen. Und je höher das Volumen, desto geringer die Kosten – da hat jeder was davon. Erste Gespräche hierzu haben schon stattgefunden, wir sind aber noch in einem frühen Stadium. Insgesamt streben wir derzeit ein Zielvolumen von 300 Millionen Euro an.
EXXECNEWS: Welche Rendite können Anleger mit ELTIF erzielen?
Humlach: Investments in Private Markets können die Stabilität im Portfolio des Anlegers erhöhen. Gute Ergebnisse des Portfolios kann ich beispielsweise dadurch erreichen, dass ich auch in nicht börsengelistete Titel investiere, die eben nicht von der Börsenstimmung anhängen, sondern die regelmäßig von Gutachtern bewertet werden und Stabilität liefern. Wir haben mit einem Anteil von rund 50 Prozent grüner, nicht börsengelisteter Investments und 50 Prozent Fremdkapital Musterrechnungen über die letzten zehn Jahre gemacht und kamen dabei auf ein durchschnittliches Ergebnis von rund sechs Prozent pro Jahr. Wenn ich das über eine lange Zeit erreiche, dann bin ich im Bereich der Rendite von Aktien und brauche deren Schwankungen nicht. Die meisten unterschätzen die langfristigen Möglichkeiten dieser Investments.
EXXECNEWS: Wie die meisten ELTIF ist auch Ihr ELTIF in Luxemburg domiziliert. Warum?
Humlach: Rund drei Viertel aller ELTIF, wie auch der anderen branchenüblichen Publikumsfonds wie UCITS, sind in Luxemburg aufgelegt. Luxemburg ist dafür einfach ein etablierter Standort. Daher liegt dort die längste Erfahrung und können Planungen am schnellsten und besten umgesetzt werden. Unsere dortige Kapitalverwaltungsgesellschaft, die Alter Domus Alternative Asset Fund Administration, ist mit rund zwei Billionen Euro Assets under Administration eine der größten Kapitalverwaltungsgesellschaften weltweit.
EXXECNEWS: Welches Potenzial besitzt das Produkt ELTIF für Deutschland?
Humlach: Schauen Sie sich die BVI-Statistik an. Da gibt es aktuell offene Publikumsfonds im Volumen von mehr als 1,3 Billionen Euro – nur in Deutschland. Wenn Sie davon durch Asset-Allokation 20 Prozent in Private Markets investieren würden, dann wäre das ein Volumen von über 260 Milliarden Euro. Das kann schon für Unruhe bei dem einen oder anderen Asset Manager von liquiden Anlageformen sorgen: Solche Investments würden ja nicht neu geschaffen, sie würden umgeschichtet. Wie schnell das gehen wird, ist eine andere Frage. Das wird nicht in einem Jahr passieren, das wird auch nicht in drei Jahren geschehen. Bei den Private Markets habe ich Private Debt, Private Equity, Real Estate und Infrastruktur. Die meisten dieser Investments sind nicht börsengelistet. Das Potenzial dieser Private-Markets-Investments abseits der Börse ist hoch – es fehlte nur der Zugang in Deutschland, den aber jetzt die ELTIF ermöglichen.
Das Interview erschien zuerst in EXXECNEWS Ausgabe 03/2024.
Aquila Capital, Teil der Aquila Group, ist eine Investmentgesellschaft mit Fokus auf essenziellen Sachwertanlagen, insbesondere durch Investitionen in Erneuerbare Energien und nachhaltige Infrastrukturprojekte. Aquila Capital verwaltet weltweit 14,6 Milliarden Euro in solchen Sachwertanlagen. Kürzlich wurde eine Beteiligung von 74,9 Prozent der Commerzbank an Aquila Capital bekanntgemacht.