"2025 wird ein Balanceakt für die Kapitalmärkte"
„Fundamental sind die Perspektiven gut, sie werden aber von den politischen Rahmenbedingungen getrübt“, sagt Dr. Frank Engels, CIO und für das Portfoliomanagement verantwortlicher Vorstand von Union Investment. „Die Weltwirtschaft wächst moderat, die Inflation bleibt im Zaum und die Notenbanken lockern die Geldpolitik.“
Diese Faktoren unterstützen chancenorientierte Anlagen. Allerdings sieht Engels auch Herausforderungen für das Kapitalmarktumfeld: „Die unsichere geopolitische Lage schwebt wie ein Damoklesschwert über dem Börsenjahr. Vorsicht bleibt also angebracht. Das Kapitalmarktjahr 2025 wird für Investoren ein Balanceakt“, warnt er. In Summe überwiegen nach Einschätzung des Kapitalmarktstrategen aber die Chancen.
Mit Blick auf die globale Konjunktur rechnet Engels für 2025 mit einem moderaten Wirtschaftswachstum. „Die USA bleiben die Lokomotive der Weltwirtschaft – trotz Trump“, fasst er zusammen. Hier zeigen sich die Effekte der staatlichen Förderprogramme der vergangenen Jahre, denn die Re-Industrialisierung ist in vollem Gange und die Investitionstätigkeit nimmt zu. Allerdings dürfte der Kurs des designierten US-Präsidenten das Wachstum etwas dämpfen. „Der Trumpsche Politikmix aus restriktiver Einwanderungspolitik, schärferer handelspolitischer Gangart und höherer Verschuldung wirkt inflationsfördernd und eher wachstumsdämpfend“, analysiert Engels.
Die Politik der neuen US-Regierung wird auch in Europa nicht ohne Folgen bleiben. Dies treffe insbesondere für die deutsche Volkswirtschaft zu. „Für Deutschland steht in den kommenden Jahren durch die Wiederwahl Trumps die Handels- und Sicherheitspolitik unter neuen Vorzeichen“, sagt Engels. „Die Exportindustrie wird sich auf neue Hürden und Schwierigkeiten einstellen müssen.“
Diese Entwicklung trifft das Land in einer Phase, in der das bisherige Geschäftsmodell ohnehin unter Druck steht. „Die Produktivität der deutschen Wirtschaft sinkt weiter und die Wachstumsdynamik wird absehbar schwach bleiben“, warnt er. „Es fehlt vor allem an Investitionen. Und zwar nicht nur von Unternehmen, sondern auch von öffentlicher Seite“, sagt er und verweist auf den gewaltigen Investitionsstau bei der öffentlichen Infrastruktur.
Immerhin: Mit Blick auf das Jahr 2025 geht Engels von einer Stabilisierung der Konjunktur aus. „Die gestiegenen Reallöhne dürften auf Sicht das Wachstum stützen. Auch in den übrigen Kernländern des Euroraums bleibt die Konjunktur überwiegend schwach, während es in der Peripherie besser läuft. Wir haben es 2025 also mit einem Europa der zwei Geschwindigkeiten zu tun“, prognostiziert er.
Keine weitere Entspannung, aber auch keine erneute Verschärfung erwartet Engels bei der Inflation. „Die Teuerung wird kaum noch sinken, aber auch nicht erneut anspringen“, meint er. Im Euroraum sieht Engels angesichts der schwachen Konjunktur die Inflation auf 2,1 Prozent und damit nahe die Zweiprozent-Schwelle fallen.Den wichtigsten Notenbanken öffnet sich damit weiterer Spielraum für Leitzinssenkungen. „Auf dem aktuellen Niveau wirkt die Geldpolitik immer noch restriktiv“, gibt Engels zu bedenken. „Mit der Beruhigung bei der Inflation können die Zentralbanken aber 2025 einen etwas lockereren Kurs fahren.“
In Summe schätzt Engels die Perspektiven an den Kapitalmärkten als aussichtsreich ein. „Nach einem fulminanten Kapitalmarktjahr 2024 stehen die Chancen gut, dass auch 2025 solide Erträge verspricht. Aber die Zuwächse an den Börsen werden wohl niedriger als in 2024 ausfallen, und die Schwankungsanfälligkeit dürfte steigen.“ Als Grund dafür nennt er insbesondere die geopolitische Gesamtlage. „Die Situation im Nahen Osten und Osteuropa, die neue US-Regierung und die politische Unsicherheit in Kern-Europa haben das Potenzial, die Märkte immer wieder vorübergehend in Aufruhr zu versetzen.“ Daher empfiehlt er Investoren ein bedachtes, wachsames Vorgehen. Dem stehen aber Unterstützungsfaktoren wie das Wachstum der Weltwirtschaft und die sinkenden Leitzinsen gegenüber. „Geldanlage 2025 gleicht mehr denn je einem Balanceakt zwischen Risikominimierung und Renditeorientierung. Dieser Spagat dürfte sich aber lohnen, denn die Chancen überwiegen“, ist er überzeugt. (DFPA/ ljh)
Die Union Asset Management Holding AG (Union Investment) mit Sitz in Frankfurt am Main ist ein Anbieter für die Fondsvermögensverwaltung innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe.
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