Europäische ELTIF-Studie: Deutschland steckt noch in Kinderschuhen
Im Jahr 2022 flossen knapp vier Milliarden Euro in European Long-Term Investment Funds (ELTIF). Auf Basis einer repräsentativen Umfrage unter Asset Managern beziffert das Analysehaus Scope das Marktvolumen per Ende 2022 auf rund 11,3 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus gegenüber 2021 von etwas mehr als 50 Prozent.
Insgesamt 77 ELTIF standen Anlegern Ende 2022 zur Verfügung – 23 Produkte mehr als 2021. Unter den Anbietern sind sieben Gesellschaften, die 2022 ihren ersten ELTIF aufgelegt haben. Zu den aktivsten Asset Managern, die ihre Produkte auch Privatanlegern anbieten, gehören Amundi, Azimut, Blackrock, Commerz Real, Generali Investments, Eurazeo (die 2018 ID Invest akquiriert hat), Muzinich, Neuberger Berman und Partners Group. Die meisten ELTIF (44) sind bei der Luxemburger Aufsichtsbehörde registriert.
Wie schon im Vorjahr ist das platzierte Volumen gleichmäßig auf die Assetklassen Private Equity, Infrastruktur und Private Debt verteilt. Bei der Anzahl der Produkte dominieren Private Equity und Private Debt. ELTIF auf Infrastruktur wurden größtenteils für institutionelle Kunden aufgelegt und sind entsprechend großvolumig.
Produkte, die auch an Privatanleger vertrieben werden dürfen, haben an Bedeutung gewonnen: Mit einem platzierten Kapital von 2,5 Milliarden Euro im vergangenen Jahr ist ihr Anteil am Gesamtmarktvolumen von 54 Prozent auf 60 Prozent gestiegen. In rein institutionelle Produkte flossen 1,5 Milliarden Euro. Sie machen damit 40 Prozent aus, nachdem ihr Anteil 2021 noch bei 46 Prozent lag.
Der größte Markt nach platziertem Volumen ist mit 3,8 Milliarden Euro Frankreich. Er ist zum einen von Produkten geprägt, die ausschließlich für institutionelle Kunden vorgesehen sind. Zum anderen hat der Vertrieb von ELTIF an Privatkunden in Form von fondsgebundenen Lebensversicherungen an Fahrt aufgenommen.
Bezogen auf das Retailgeschäft bleibt Italien der größte Markt. Rund 95 Prozent des Gesamtvolumens von 2,6 Milliarden Euro stecken in Produkten, die vornehmlich an Privatkunden vertrieben werden. Auf den Vertrieb von ELTIF in Italien wirken sich Steuererleichterungen weiterhin positiv aus.
Der deutsche Markt hat sich 2022 vergleichsweise wenig weiterentwickelt. Das in ELTIF platzierte Volumen stieg im Jahr 2022 auf 1,49 Milliarden Euro – ein Plus von 620 Millionen Euro. Davon entfielen alleine 406 Millionen Euro auf den „klimaVest“ von Commerz Real, dessen Volumen zum Jahresende auf eine Milliarde Euro wuchs (DFPA berichtete). Auch Private-Banking-Einheiten von Großbanken platzieren ELTIF bei ihren Kunden. Viele neue Vertriebsnetzwerke oder Privatbanken wurden aber nicht erschlossen. Der Ausblick ist laut Scope positiver: Viele Produkte werden gerade lanciert oder sind in Planung und mehr Stiftungen, Family Offices und auch erste Maklerpools interessieren sich für ELTIF.
Auch die Verabschiedung der ELTIF-Gesetzesnovelle sorgt für Schwung. Marktteilnehmer erwarten infolge der Erleichterungen für Asset Manager und Distributoren viele neue Produkte. Ebenso sei auf der Abwicklungsseite Besserung in Sicht: Drittanbieter machen mit ihren digitalen Plattformen die bislang weitgehend manuellen Prozesse von Kunden-Onboarding und Verbuchungen skalierbar. (DFPA/JF1)
Die Scope Group ist ein Anbieter von unabhängigen Kreditratings, ESG- und Fondsanalysen. Es werden mehr als 250 Mitarbeiter in Büros in Berlin, Frankfurt, Hamburg, London, Madrid, Mailand, Oslo und Paris beschäftigt.