Direct Secondary Investments – Revival in turbulenten Zeiten
Der Venture Capital-Sekundärmarkt hat sich in den vergangenen Jahren zu einem bedeutenden Bestandteil des europäischen Wagniskapitalökosystems entwickelt. Im Gegensatz zum Private Equity-Sekundärmarkt, der bereits seit Jahrzehnten etabliert ist, erfreut sich der Venture Capital-Sekundärmarkt erst seit rund zehn Jahren zunehmender Beliebtheit, stellen Christian Tönies, und Oliver Ferstl, wissenschaftliche Mitarbeiter bei der der Wirtschafts- und Steuerkanzlei Poellath.
Laut Tönies und Ferstl entfallen inzwischen 85 bis 90 Prozent des gesamten Transaktionsvolumens auf direkte Unternehmensbeteiligungen, sogenannte Direct Secondary Investments. Investoren erwerben dabei Anteile direkt von Business Angels, frühen Investoren oder ehemaligen Mitarbeitenden, ohne auf Fonds oder klassische Exits angewiesen zu sein.
„Die Transaktionen sind juristisch komplex, da Kapitalstrukturen oft durch verschiedene Anteilsklassen, Wandeldarlehen oder Bezugsrechte geprägt sind“, so Tönies. Eine sorgfältige rechtliche Prüfung sei deshalb unerlässlich. Zusätzliche Herausforderungen entstünden durch Zustimmungserfordernisse, Vorkaufsrechte und eingeschränkten Zugang zu Unternehmensinformationen.
Nach einer Marktkorrektur im Jahr 2022 stabilisierte sich der Venture Capital-Sekundärmarkt in der zweiten Hälfte 2023. Im Jahr 2024 kam es zu einem deutlichen Aufschwung, getrieben durch die hohe Nachfrage nach Beteiligungen an KI-Unternehmen und die anhaltende IPO-Flaute. Unternehmen wie Stripe, Canva und Vinted nutzten großvolumige Sekundärtransaktionen, um Investoren Liquidität zu verschaffen.
Die beiden Experten erwarten, dass Direct Secondary Investments künftig eine noch größere Rolle spielen werden. Diese Form der Beteiligung böten eine flexible Alternative zu klassischen Exit-Strategien wie Börsengängen oder Unternehmensverkäufen und eröffneten strategischen Käufern neue Möglichkeiten für gezielte Investitionen. (DFPA/abg)
Der vollständige Beitrag Beitrag ist erstmals erschienen in: VC-Magazin 2/2025, S. 34/35
Poellath ist eine führende deutsche Wirtschaftskanzlei mit Fokus auf Private Equity, M&A, Vermögensnachfolge, Immobilien- und Investmentrecht. Mit rund 180 Experten an den Standorten Berlin, Frankfurt und München berät POELLATH Unternehmen, Investoren und Privatpersonen bei komplexen Transaktionen und Strukturierungen.