Kapitalanlage 2025: Fragen an Vertriebe, Pools und Haftungsdächer Teil 3

Frage 3: Hat die 2024 stark promotete Anlageform ELTIF 2.0 Ihrer Meinung nach bei Anlegern große Chancen? Wie attraktiv ist ELTIF 2.0 für Sie als Vertrieb? Wie kommentieren Sie die Aussage eines Berufskollegen, dass die übliche Provisionsstruktur von ELTIFs für freie Vertriebe/Vertriebsgesellschaften nicht ausreichend sei und dass daher ELTIF 2.0 keine Chance im Vertrieb habe?

Ralph Heller: Grundsätzlich sehen wir den ELTIF 2.0 als Chance für den Markt, allerdings nicht als „Selbstläufer“. Die Möglichkeit zur Abbildung der Assets in den Wertpapierdepots sowie die „Teil-Liquidität“ der Produkte sollte die Akzeptanz im Bereich des Bankenvertriebes deutlich steigern. Für Endvertriebe halten wir die aktuell von uns im Markt wahrgenommenen Provisionsstrukturen für nicht unattraktiv. Allerdings stellt sich für uns noch die Frage, ob die Vergütung für Intermediäre, die die Branche für die erfolgreiche Einführung der Assetklasse zweifellos benötigt, attraktiv genug gestaltet werden kann. Wir beobachten aktuell die Entwicklungen.

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Axel Hermann: Aus unserer Sicht ist der ELTIF nichts für uns beziehungsweise unsere Kunden. Wir meinen, dabei handelt es sich um ein Investment für den breiten Bankenvertrieb: Große Volumina, ständige Verfügbarkeit, ein wiederkehrender Beratungsvorgang und depotfähig.

Hörtkorn Finanzen bevorzugt konkret definierte Assets in überschaubarer Größe. Der Investor weiß bei uns, was er bekommt. Ebenfalls bevorzugen wir inhabergeführte Emittenten mit einer langfristigen Unternehmensphilosophie.

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Helmut Schulz-Jodexnis: Bisher haben wir noch keine Produktangebote der AIF-Anbieter gesehen.

Weder aus dem Vertrieb und daher vermutlich auch nicht von Kundenseite ist eine nennenswerte Nachfrage wahrnehmbar. Eigentlich schade, denn bei Jung, DMS & Cie. sind alle Vertriebsvoraussetzungen inklusive Beratungsprogramm gegeben.

In der Beratung, wie wir sie verstehen, wird nicht provisionsorientiert, sondern nach Geeignetheit entschieden.

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Christian Hammer: Die Tatsache, dass AIF in Form von ELTIFs nunmehr depotfähig sind, bringt natürlich eine ganz neue Vermittlerschaft ins Spiel. Vermögensverwalter, Family-Offices und Honorarberater können diese Assetklasse nun ganzheitlich darstellen. Dazu kommt, dass anbieterseitig die ganz großen Player ihre Produkte nun europaweit anbieten können. Die Regulierung über Brüssel ist für diese Schwergewichte natürlich besonders interessant. Für Vermittler, die durch Abschlussprovisionen getrieben sind, ist der ELTIF uninteressant. Für die Berater, die professionelle Assetallocation betreiben, handelt es sich aber um ein ganz neues Werkzeug. Hierbei handelt es sich um ein enorm großes Potenzial. Klar ist aber auch, dass ELTIFs langfristig gute Performances beweisen müssen. Es wird hier schwarze Schafe geben. Zum Beispiel jene, die durch zu hohe Kostenstrukturen ihren eigenen Profit maximieren wollen, aber eben nicht im Sinne der Anleger. Der ELTIF per se ist kein Allheilmittel und muss sich natürlich beweisen.

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Felix Knaak: Mangels Abwicklungsmöglichkeiten über unsere bestehenden Kooperationspartner bieten wir derzeit noch keine ELTIFs an. Unserer Meinung nach sind die Emittenten euphorischer als die Vertriebe. Wir haben einzelne Vertriebsstimmen vernommen, die Interesse an dieser neuen Anlageform haben, ohne dass jedoch eine besondere Dringlichkeit geäußert wurde. Wir beobachten weiterhin den Markt und die aktuellen Entwicklungen. Wenn die Provisionen bei ELTIFs vergleichsweise niedrig ausfallen, könnten Vermittler andere Produkte priorisieren, die wirtschaftlich attraktiver erscheinen. Die Kritik an der Provisionsstruktur ist berechtigt, wenn der wirtschaftliche Anreiz für freie Vertriebe nicht im Verhältnis zum Beratungsaufwand steht. Jedoch könnte ELTIF 2.0 durchaus Chancen haben, wenn Fondsgesellschaften attraktive Rahmenbedingungen für die Vertriebspartner schaffen.

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Jamal El Mallouki: Aus meiner Sicht hat die Anlageform ELTIF 2.0 nicht nur großes Potenzial bei Anlegern, sondern kann auch als Startrampe für eine wichtige Ausweitung und Verbesserung des Anlageuniversums für private Investoren dienen. Die Reform hat die Teilhabe an den Privatmärkten deutlich vereinfacht, ohne dabei den hohen Anlegerschutz zu beschneiden. Durch die Möglichkeit, in diese Assetklassen zu investieren, kann eine Diversifikation der Anlagestrategie erreicht werden. Allein 2024 sind 41 ELTIF von der europäischen Aufsichtsbehörde, der ESMA, registriert und zugelassen worden. Das sind mehr als je zuvor in einem Jahr seit 2015. Ein starkes Zeichen, dass die ganze Branche davon ausgeht, dass der Anteil privater Investments weiter an Bedeutung gewinnen wird. Private Investoren erhalten jetzt Zugang zu Investitionsmöglichkeiten, die bisher institutionellen oder nur sehr vermögenden Privatpersonen vorbehalten waren. Einerseits entscheidend wird jedoch die Edukation aller Beteiligten sein, vom Finanz- und Vermögensberater bis hin zu den Anlegern selbst. Genauso wichtig ist eine effiziente und regulatorisch sichere Abwicklung der Investitionen, einschließlich einer reibungslosen Depoteinbuchung, um Vertrauen und nachhaltigen Erfolg zu gewährleisten.

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Lars Gentz: Wir finanzieren uns ausschließlich über Gebühren, die von den angebundenen Produktpartnern getragen werden. Für Beraterinnen und Berater sowie Vertriebsgesellschaften ist die Nutzung von Walnut Live kostenfrei. Insofern spielt die Ausgestaltung der Provisionsstruktur von ELTIFs für unsere Arbeit keine wesentliche Rolle. Grundsätzlich ist es so, dass ELTIF 2.0 der Sachwertbranche einen wichtigen Relevanzschub verpasst hat. Vor der Reform blieb die Zahl der Emissionshäuser, die Privatmarktfonds für Privatanleger auflegten, über Jahre nahezu konstant. Mit der ELTIF-Novelle stoßen nun verstärkt neue Anbieter auf den Markt, Start-ups ebenso wie etablierte Emissionshäuser, die vorher vor allem institutionelle oder semi-institutionelle Zielgruppen bedient haben. Das Angebot für Privatanleger steigt, und damit auch der Bedarf an qualifizierter Finanzberatung. Wir gehen davon aus, dass die Zahl der gelisteten ELTIFs im Walnut Live sukzessive zunehmen wird.

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Markus Kreuter: Mit unserer ECSP-Lizenz werden wir uns dem Thema ELTIF 2.0 nicht nähern. Zur Provisionsstruktur können wir keine Angaben machen.

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