„Die richtige Produktinnovation, die hilft Sonne ins Depot zu bringen.“

ELTIF ist ein Zauberwort. Ein Anlagevehikel mit vielleicht magischen Kräften: Es revitalisiert die lahmende Branche der geschlossenen AIF, auch Sachwertbranche genannt. Es gibt dem Berufstand der Anlageberater, die Beteiligungen vermitteln, Aufwind, es könnte die Altersversorgung von privaten Investoren gesunden. Kurzum, das Konzept der europäischen Finanzaufsicht scheint zu funktionieren. EXXECNEWS hat sich mit zwei Vorreitern, die das System ELTIF nutzen, unterhalten. Zunächst ein Gespräch mit Thorsten Eitle, dem Gründer und Chef von HEP, ein international erfolgreich tätiger Unternehmer, der die Emission eines großen ELTIF kurz vor dem Vertriebsstart hat. Die Gespräche führte EXXECNEWS-Herausgeber Dr. Dieter E. Jansen.
EXXECNEWS: Hep wird einen ELTIF 2.0 emittieren, damit geht Ihr Haus einen neuen Weg der Kapitalbeschaffung. Sie wechseln vom AIF zum ELTIF 2.0. Was ist der Grund?
Thorsten Eitle: Der Wechsel zum ELTIF 2.0 ist ein bewusster Schritt, um neue Wege in der Kapitalbeschaffung zu gehen. Eine der zentralen Herausforderungen in der Finanzbranche ist der Nachwuchsmangel im Vertriebsbereich und in der Anlageberatung. Mit diesem neuen Ansatz wollen wir gezielt junge Vermittler ansprechen und für die Welt der Investments begeistern.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Struktur des offenen Investmentbereichs, die deutlich größer ist als der Markt für geschlossene AIFs. Damit erweitern wir die Reichweite unserer Investitionsmöglichkeiten und schaffen attraktive Rahmenbedingungen für eine breitere Vermittlerschaft. Besonders relevant ist dabei, dass erheblich mehr Vermittler unter § 34f Abs. 1 Nr. 1 Gewerbeordnung tätig sind als unter § 34f Abs. 1 Nr. 2 – und genau hier setzen wir an. Der ELTIF 2.0 ermöglicht uns, diesem größeren Netzwerk von Anlageberatern eine interessante Investmentoption anzubieten.
Durch diesen Wandel stellen wir sicher, dass wir nicht nur neue Zielgruppen erreichen, sondern auch die Zukunftsfähigkeit unseres Unternehmens stärken. Indem wir uns strategisch auf die sich verändernden Marktbedingungen einstellen, schaffen wir eine solide Basis für nachhaltiges Wachstum und erfolgreiche Investitionen.
EXXECNEWS: Die ELTIF Emission ist also vertrieblich motiviert, nicht wegen der investiven Vorteile des ELTIF.
Eitle: Die ELTIF-Emission folgt in erster Linie vertrieblichen Überlegungen. Die Möglichkeit, junge Vermittler gezielt anzusprechen und für den offenen Investmentbereich zu begeistern, spielt eine zentrale Rolle in unserer Entscheidung. Wir erkennen die Chancen, die sich aus dem größeren Markt der unter § 34f Abs. 1 tätigen Vermittler ergeben, und möchten dieses Potenzial gezielt nutzen.
Natürlich gibt es auch investive Aspekte, die eine Rolle spielen. Ein AIF im eigenen Haus abzuwickeln bietet gewisse Vorteile, während der ELTIF die Zusammenarbeit mit einer externen KVG voraussetzt. Unsere KVG wird hierbei beratend tätig sein, sodass wir weiterhin strategisch Einfluss nehmen können.
Letztlich bleibt der Fokus aber klar auf den Vertrieb gerichtet. Die strukturellen und regulatorischen Rahmenbedingungen des ELTIF 2.0 ermöglichen es uns, neue Wege zu gehen und langfristig eine breitere Investorenbasis zu erschließen.
EXXECNEWS: „Der Vertrieb“ steht aber dem Vehikel ELTIF noch skeptisch gegenüber, eher unentschlossen.
Eitle: Die Skepsis gegenüber dem ELTIF ist verständlich und hängt stark von den Vertriebsstrukturen ab. Gerade Vertriebe, die traditionell auf einmalige Provisionserlöse setzen, tun sich oft schwer mit der Umstellung auf ein Modell, das Agio und Bestandsprovisionen berücksichtigt. Diese Anpassung erfordert eine gewisse Umdenkweise und strategische Neuausrichtung.
Größere Pools hingegen haben in der Regel bereits Erfahrung mit offenen Investments und deren Provisionssystemen, sodass sie den Übergang zum ELTIF deutlich leichter bewältigen können. Ihre bestehende Struktur erlaubt es ihnen, flexibel auf neue Produkte und deren Vergütungsmodelle zu reagieren.
Letztendlich wird die Akzeptanz des ELTIF im Vertrieb von der Fähigkeit abhängen, sich an die veränderten Marktbedingungen anzupassen und die Vorteile der neuen Struktur für die eigenen Geschäftsmodelle zu erkennen.
EXXECNEWS: Bedeutet Ihre ELTIF Entscheidung, dass HEP künftig keine AIF mehr auflegen wird?
Eitle: Unsere Entscheidung für den ELTIF bedeutet keineswegs das Ende unserer AIF-Emissionen. Vielmehr setzen wir künftig verstärkt auf Club Deals – maßgeschneiderte Investmentlösungen für bestimmte Kundengruppen. Diese exklusiven Emissionen bieten individuelle Gestaltungsmöglichkeiten, die genau auf die Bedürfnisse unserer Investoren abgestimmt sind.
Ein wesentlicher Vorteil dieser Club Deals ist die Möglichkeit, das Zeichnungsvolumen gezielt anzupassen. Beispielsweise könnten wir die Einstiegsschwelle auf ein reduziertes Volumen von etwa 50.000 Euro senken, um bestimmten Investoren einen leichteren Zugang zu ermöglichen. So bleiben wir weiterhin flexibel und können unterschiedliche Investmentstrategien parallel verfolgen.
Kurz gesagt: Der ELTIF erweitert unser Portfolio, aber der AIF bleibt weiterhin ein fester Bestandteil unserer Investmentstrategie – nur mit einer gezielteren und exklusiveren Ausrichtung.
EXXECNEWS: Welches Volumen werden Sie mit diesem ELTIF anstreben?
Eitle: Unser Ziel mit diesem ELTIF ist es, ein Volumen von 500 Millionen Euro zu erreichen. Da wir auf Evergreens setzen – also ELTIFs ohne feste Laufzeit – schaffen wir ein flexibles und nachhaltiges Investmentvehikel. Dies ermöglicht es Anlegern, langfristig in unsere Projekte zu investieren, ohne an starre Laufzeiten gebunden zu sein. Mit dieser Strategie wollen wir eine solide Basis für kontinuierliches Wachstum und stabile Renditen schaffen.
EXXECNEWS: Wird im Branchenverband VKS über das Konzept ELTIF diskutiert, um es bekannter zu machen?
Eitle: Die Diskussion über das Konzept ELTIF innerhalb des Branchenverbands VKS hängt maßgeblich davon ab, wie dieses Anlagevehikel eingeordnet wird. Die zentrale Frage ist, ob ein ELTIF eher dem Sachwertverband zugehörig ist oder ob es besser in das Spektrum des BVI, dem Verband der offenen Investments, passt. Diese Zuordnung könnte maßgeblich beeinflussen, wie intensiv das Thema innerhalb des Verbands behandelt und gefördert wird.
EXXECNEWS: Das Vehikel ELTIF ist auch beim privaten Anlagepublikum unbekannt.
Eitle: Das ist korrekt – das ELTIF-Konzept ist vielen privaten Anlegern noch nicht vertraut. Um Transparenz zu schaffen, erläutern wir das System ausführlich auf unserer Homepage, wo Interessenten sich gezielt informieren können. Ein 166-seitiger Prospekt wäre nicht der geeignete Rahmen, um das Konzept verständlich darzustellen. Stattdessen setzen wir auf eine klare und zugängliche Kommunikation, die Anlegern die Vorteile und Funktionsweise des ELTIF näherbringt.
EXXECNEWS: ELTIF sind doch gut geeignet Sachwerte zu finanzieren?
Eitle: Auf jeden Fall. ELTIFs bieten eine hervorragende Struktur, um Sachwerte nachhaltig und langfristig zu finanzieren. Durch die Möglichkeit, breit diversifizierte Portfolios aufzubauen und institutionelle sowie private Anleger einzubinden, schaffen sie eine solide Grundlage für Investitionen in Realwerte wie Immobilien, Infrastruktur oder erneuerbare Energien. Damit tragen sie aktiv zur Finanzierung stabiler und werthaltiger Projekte bei.
EXXECNEWS: HEP wird also weiter Sachwerte finanzieren, Erneuerbare Energien, wie bislang.?
Eitle: Ja, HEP bleibt weiterhin in der Assetklasse der Sachwerte, insbesondere erneuerbare Energien, engagiert. Gleichzeitig prüfen wir, unser Portfolio durch die Integration von Speichertechnologien wie Batterien zu erweitern. Diese Ergänzung könnte eine sinnvolle strategische Weiterentwicklung sein, um die Stabilität und Effizienz erneuerbarer Energien zu verbessern und neue Investitionsmöglichkeiten zu schaffen.
EXXECNEWS: Was ist spannend an ELTIFs gegenüber AIF?
Eitle: Der spannende Aspekt am ELTIF gegenüber einem AIF ist, dass wir endlich eine offene Investmentstruktur haben. Zwar gibt es auch hier eine gewisse Wartezeit, aber im Gegensatz zu klassischen geschlossenen AIFs bietet der ELTIF die Möglichkeit, Investitionen flexibler zu gestalten und handelbar zu machen. Trotz dieser Einschränkung bleibt das Vehikel verkaufbar, was die Attraktivität für Investoren und Vermittler erheblich steigert. Damit eröffnen sich neue Chancen für die Kapitalbeschaffung und die Weiterentwicklung unseres Investmentangebots.
EXXECNEWS: ELTIFs sind also einfacher?
Eitle: Ja, auf viele Weisen. Besonders die Zeichnung ist deutlich unkomplizierter, was den Zugang für Investoren erleichtert. Zudem bieten ELTIFs mehr Flexibilität und eine breitere Vertriebsbasis, was sie zu einer attraktiven Alternative zu klassischen AIFs macht.
EXXECNEWS: Die Zeichnungsabwicklung ist ähnlich zum AIF.
Eitle: Genau. Ich erwarte, dass ein Kunde mit Wertpapierdepot in Zukunft ganz einfach ELTIFs erwerben kann – ähnlich wie er es bereits von Börsenanlagen gewohnt ist. Diese Vereinfachung der Zeichnungsabwicklung ist ein wesentlicher Vorteil und macht ELTIFs für eine breitere Anlegergruppe zugänglich.
EXXECNEWS: ELTIFs haben unterschiedliche Risikoklassen, wieso das?
Eitle: Die unterschiedlichen Risikoklassen bei ELTIFs ergeben sich aus der fehlenden einheitlichen Benchmark. Solange keine allgemein anerkannten und nachhaltig bestimmbaren Vergleichsmaßstäbe existieren, bleibt die Klassifizierung der Risiken weitgehend individuell. Jeder Anbieter trifft seine eigene Einschätzung, was zu einer gewissen Intransparenz führen kann. Das ist durchaus eine Herausforderung, da Investoren sich an klaren und verlässlichen Kriterien orientieren möchten. Eine einheitliche und verlässliche Standardisierung wäre sicherlich hilfreich, um mehr Klarheit und Vertrauen in dieses Anlagevehikel zu schaffen.
EXXECNEWS: Wie haben Sie Ihren Vermittlern ELTIFs erklärt?
Eitle: Noch gar nicht – aber genau jetzt startet dieser Prozess. Die Einführung des ELTIF erfordert eine gezielte Kommunikation mit unseren Vermittlern, damit sie die Vorteile und Besonderheiten dieses Anlagevehikels verstehen und effektiv an ihre Kunden weitergeben können. Mit Schulungen und Informationsmaterialien werden wir sicherstellen, dass unsere Partner gut vorbereitet sind und die Chancen des ELTIF optimal nutzen können.
EXXECNEWS: ELTIF eigenen sich noch nicht für den Zweitmarkt, beispielsweise wegen der Bewertungsproblematik.
Eitle: Tatsächlich stellt die Bewertungsproblematik eine Herausforderung für den Zweitmarkt von ELTIFs dar. Allerdings haben wir durch den Sachwert Erneuerbare Energien die Möglichkeit, tägliche Bewertungen vorzunehmen. Dies schafft eine transparente Grundlage und kann dazu beitragen, die Handelbarkeit von ELTIFs im Zweitmarkt langfristig zu verbessern.
EXXECNEWS: Haben Sie schon begonnen die geplanten Club Deals anzubieten?
Eitle: Ja, erste Vorgespräche haben bereits stattgefunden, und das Interesse an unseren geplanten Club Deals ist groß. Die Nachfrage zeigt, dass dieses maßgeschneiderte Investmentkonzept genau in die aktuelle Zeit passt und den Bedürfnissen unserer Investoren entspricht. Wir befinden uns nun in der Phase der konkreten Umsetzung und Feinabstimmung, um unseren Kunden optimale Lösungen anzubieten.
EXXECNEWS: Die Vorteile eines ELTIF auf ein Wort?
Eitle: Wenn ich es auf ein Wort bringen müsste: **Flexibilität**. Der ELTIF verbindet die Vorteile offener Investmentstrukturen mit einer klaren Ausrichtung auf Sachwerte und langfristige Investments. Er ist zugänglich, handelbar und bietet eine moderne Verpackung für bewährte Anlageklassen – genau das, was der Markt heute braucht.
EXXECNEWS: Wie lange wird die Unsicherheit, die fehlende Bekanntheit andauern?
Eitle: Die Unsicherheit und fehlende Bekanntheit des ELTIFs werden nicht von heute auf morgen verschwinden – aber mit gemeinsamer Aufklärungsarbeit kann sich das schnell ändern. Emittenten, Fachpresse und Branchenkollegen müssen aktiv kommunizieren, um das Verständnis für dieses Anlagevehikel zu verbessern.
Besonders junge Vertriebe haben hier eine große Chance, sich früh zu positionieren. Sie sind modern aufgestellt, hervorragend vernetzt und erkennen Markttrends oft schneller als klassische Strukturen. Ihre hohe Reichweite und starke Platzierungsfähigkeit sorgen für Multiplikationseffekte, die dazu beitragen können, ELTIFs bekannter zu machen.
Messen, Fachveranstaltungen und gezielte Informationskampagnen werden ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Mit vereinten Kräften kann der ELTIF sich als etabliertes und attraktives Investmentformat am Markt durchsetzen.
EXXECNEWS: Wenn die ersten Performanceberichte kommen, die Lageberichte, dann wird alles verstärkt.
Eitle: Genau, sobald die ersten Performanceberichte und Lageberichte veröffentlicht werden, wird die Aufmerksamkeit für ELTIFs weiter steigen. Positive Geschäftsergebnisse haben eine starke Signalwirkung, insbesondere wenn die Presse diese aktiv kommuniziert. Der Vertrieb trägt ebenfalls wesentlich dazu bei, indem er das Vertrauen der Anleger stärkt und die Vorteile des ELTIFs gezielt vermittelt. Transparente Aufklärung schafft langfristige Akzeptanz und unterstützt die Etablierung dieses Investmentvehikels am Markt.
EXXECNEWS: Wie beschreiben Sie den HEP ELTIF?
Eitle: Der HEP ELTIF ist die perfekte Produktinnovation, um nachhaltig in erneuerbare Energien zu investieren – er bringt Sonne ins Depot. Mit seiner offenen Struktur und langfristigen Ausrichtung ermöglicht er Anlegern den Zugang zu einer zukunftsweisenden Assetklasse, die nicht nur wirtschaftlich attraktiv, sondern auch ökologisch sinnvoll ist.
EXXECNEWS: Vielen Dank.
Thorsten Eitle ist Mitbegründer von hep solar und Chief Sales Officer (CSO). hep entwickelt, baut, betreibt und finanziert Solarparks weltweit - vom Standorten Güglingen in Deutschland in Japan, Kanada und den USA.
Der Beitrag ist zuerst in EXXECNEWS Ausgabe 10-2025 erschienen.
