Fondsberater Dr. Dirk Schmitt: Quer denken, geradlinig handeln

Dirk Schmitt
Dr. Dirk Schmitt

„Quer denken, geradlinig handeln“, so lautet die Devise von Dr. Dirk Schmitt (Fortezza Finanz AG), Entwickler und Fondsberater des Ende 2018 aufgelegten Mischfonds „Fortezza Valuewerk Plus“. Seine Anlagestrategie beschreibt Schmitt als „unaufgeregt und nachvollziehbar“. Er versteht sein Vorgehen als Gegenpol zu Hektik und Hysterie an den Börsen. Im Gespräch mit Thomas Reinhold vom Berenberg Vermögensverwalter Office, das als Verwahrstelle für den Fonds fungiert, beschreibt Schmitt sein Vorgehen im Detail.

Reinhold: Vor welchem Problem stehen die Anleger an den Finanzmärkten heute aus Ihrer Sicht?

Schmitt: Wir leben in einer Ära monetärer Experimente. Die Zentralbanken haben den Zins de facto abgeschafft. Dadurch konnte sich die globale Schuldenorgie ungebremst fortsetzen. Nie zuvor war das Finanzsystem in Friedenszeiten so stark gehebelt wie heute. In der nächsten Krise werden die Notenbanken noch mehr Geld drucken müssen, um einen Schuldenkollaps abzuwenden. Oder kommt es gar zu einem Reset unserer kranken Geldordnung? Keiner weiß, wie dieses Experiment ausgeht.

Fest steht jedoch, dass bei Zinsen von null schon eine völlig unspektakuläre Inflationsrate von ein bis zwei Prozent pro Jahr genügt, um die Kaufkraft über die Zeit hinweg substantiell aufzuzehren. Die Zeche zahlen diejenigen, die in der Illusion leben, dass die Zinsen irgendwann schon wieder steigen werden, und in Nibelungentreue an ihren Sparguthaben festhalten. Mit dieser Sparbuchmentalität wird es in einer Welt dauerhaft tiefer Zinsen nicht gelingen, den nötigen Wohlstand für einen sorgenfreien Ruhestand aufzubauen.

Reinhold: Welche Lösung haben Sie für dieses Anlegerproblem?

Schmitt: Aufgrund der gewaltigen Informationsflut unserer Zeit ist es zunächst einmal wichtig, sich von dem teils hysterischen Getöse an den Kapitalmärkten nicht verrückt machen zu lassen. Man braucht einen intakten Investmentkompass, der für die notwendige Orientierung sorgt und die vorherrschende Meinung kritisch-kontrovers hinterfragt. „Quer denken, geradlinig handeln“, lautet deshalb meine Devise. Für mich ist klar, dass das Ziel des realen Vermögenserhalts in einem Zeitalter von Null- und Negativzinsen nur durch die Beteiligung am unternehmerischen Produktivkapital zu erreichen ist. Denn Geld kann man drucken, gute Firmen aber nicht. Leider lassen sich viele Anleger von der Volatilität an der Börse abschrecken und sehen Aktien als den Inbegriff des Risikos. Zu Unrecht, denn gerade die Kursschwankungen sind es doch, die kaufmännisch denkenden Investoren immer wieder attraktive Opportunitäten bescheren. Antizyklik, Flexibilität und Geduld sind dabei gefragt. Wer mit der erforderlichen Weitsicht in ein sinnvoll diversifiziertes Portfolio investiert, dem ebnet die Börse den Weg zu finanziellem Wohlstand. Allerdings ist dieser Weg keine Einbahnstraße, denn zwei mal zwei ergibt an der Börse nicht vier, sondern fünf minus eins, wie André Kostolany einmal sagte. Um das „minus eins“, also die temporären Rückschläge, abzufedern und für mehr Ruhe im Depot zu sorgen, bietet sich der Einsatz defensiver Komponenten an, die dem Portfolio in volatilen Phasen Stabilität verleihen. Mit diesem Konzept lässt sich auch in einer Ära tiefer Zinsen und geldpolitischer Experimente verlässlich investieren.

Reinhold: Wie setzen Sie diese Anlagephilosophie in Ihrem Fonds um?

Schmitt: Der „Fortezza Valuewerk Plus“ ist ein flexibler Multi-Value-Fonds, der global in Aktien, Anleihen, Gold und Kasse investieren kann; Anlageschwerpunkte sind Europa und Nordamerika. Abgesehen von einer Mindestquote von 25 Prozent Kapitalbeteiligungen gibt es keine starren Investitionsgrenzen, so dass der Fonds sehr gut in der Lage ist, neue Opportunitäten zu nutzen, die veränderte Marktbedingungen mit sich bringen. Der Fonds vereint verschiedene Value-Quellen unter einem Dach und kombiniert diese mit defensiven Elementen, die das Portfolio in Stressphasen als Stoßdämpfer stabilisieren sollen – daher das „Plus“ im Fondsnamen. Sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen verstehen wir uns als Value Picker. Neben Aktien mit attraktivem Neubewertungspotenzial investiert der Fonds in sogenannte Zinseszins-Aktien, das heißt verlässliche Dividendenzahler mit robustem Geschäftsmodell und sauberer Bilanz, bei denen sich die gewaltige Kraft des Zinseszins-Effekts langfristig voll entfalten kann. Auch bei Anleihen agieren wir opportunistisch und selektiv, wobei der Fokus angesichts der Zinslandschaft auf Unternehmensanleihen gerichtet ist. Mit der Anlagestrategie Value Picking plus Stoßdämpfer wollen wir für unsere Investoren eine verlässliche Wertsteigerung erwirtschaften, ohne dabei halsbrecherische Risiken einzugehen.

Reinhold: Die Stoßdämpfer sollen für ein reduziertes Risiko sorgen. Wie genau erreichen Sie das?

Schmitt: Die Stoßdämpfer sind zentrale Elemente des Risikomanagements. Durch das stark gehebelte Finanzsystem und die permanenten Eingriffe der Notenbanken sind die Finanzmärkte extrem störanfällig geworden. Immer öfter kommt es zu heftigen Kursreaktionen. Mit dem Einsatz defensiver Portfoliobausteine tragen wir dieser neuen Normalität an den Märkten Rechnung. Dazu setzen wir drei Instrumente ein. Erstens eine flexible Kasse, die es erlaubt, Opportunitäten am Markt jederzeit wahrnehmen zu können. Zweitens, den Einsatz von Gold, das in der Ära des Gelddruckens gegenüber den ungedeckten Fiat-Währungen strukturell über Aufwertungspotenzial verfügt und als kostengünstige Versicherung gegen Unfälle im Finanzsystem dient. Die dritte Komponente sind Aktien mit „Sicherheitsnetz“. Darunter sind marktunabhängige, aktienrechtliche Spezialsituationen infolge von Übernahmen zu verstehen. Ein Beispiel sind Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträge, die eine Barabfindung und Garantiedividende zugunsten der Minderheitsaktionäre vorsehen müssen, so dass das Kursrisiko der Aktie begrenzt ist. Gleichzeitig besteht die Chance, dass die Konditionen bei der gerichtlichen Überprüfung im Spruchverfahren nachgebessert werden. Im Ergebnis sollen diese Stoßdämpfer dem Fonds in Stressphasen Stabilität verleihen und für ein asymmetrisches Rendite-Risiko-Profil sorgen.

Reinhold: Ihre Anlagestrategie ist auf Antizyklik und Ausdauer angelegt. Was bedeutet das konkret?

Schmitt: Der Investmentansatz ist antizyklisch geprägt und basiert auf einer kaufmännischen Fundamentalanalyse, das heißt Trendfolgemodelle oder prozyklische Wertsicherungskonzepte á la Value at Risk spielen keine Rolle. Zudem wird der Fonds ohne Bezug auf einen Vergleichsindex aktiv gemanagt, aber nicht aktionistisch, das heißt es gibt keine Hauruck-Anpassungen der Allokation. Statt auf kurzfristiges Timing setzen wir auf Geduld, um das Potenzial des Aktienmarktes voll auszuschöpfen. Denn damit der Zinseszinseffekt seine ganze Kraft entfalten kann, braucht es Zeit. Investieren ist ein Marathonlauf und kein 100-Meter-Sprint. Der Zeitraum des Investierens ist somit viel wichtiger als der Zeitpunkt. Oder wie Warren Buffett einmal meinte: Eine Aktie, die man nicht zehn Jahre zu halten bereit ist, sollte man auch keine zehn Minuten halten.

Reinhold: Sie setzen Ihr Fondsprojekt mit der Fortezza Finanz AG um. Welche Vorteile ergeben sich daraus?

Schmitt: Als Value-Manufaktur ist die Fortezza Finanz AG kein völlig unbeschriebenes Blatt. Zu verdanken ist das dem 2013 initiierten Fonds „Fortezza Finanz – Aktienwerk“. Mit ihrer Value-Strategie bei europäischen Nebenwerten haben Jochen Waag und Wolfgang Altmann exzellente Arbeit geleistet, wodurch letztlich auch ich auf die Firma aufmerksam wurde. Mein Einstieg bei der Fortezza Finanz AG bietet viele Vorteile. Statt mich mit einer Vielzahl regulatorischer und administrativer Themen beschäftigen zu müssen, kann ich mich voll auf das Fondsmanagement und die Kommunikation mit den Investoren konzentrieren. Außerdem diskutieren wir intensiv über Investmentideen und die Marktlage. Die üblichen Anlagekomitees finden Sie bei uns jedoch nicht, denn Gremienentscheidungen führen tendenziell zu gleichgeschalteten Meinungen. Wir dagegen schätzen klare Zuständigkeiten mit Skin in the Game. Als Ideengeber und Fondsberater stehe ich deshalb für die Strategie und Performance des „Fortezza Valuewerk Plus“ in der Verantwortung und bin selbstverständlich auch mit eigenem Geld im Fonds investiert. Denn: Wir sitzen mit unseren Investoren in einem Boot: Sie angeln, wir rudern.

Reinhold: Sie haben mehrere Jahre bei Flossbach von Storch gearbeitet. Wie äußert sich das in Ihrem Fonds?

Schmitt: Nach dem Abschluss meiner Dissertation bei Professor Wenger bin ich 2008 zu Flossbach von Storch gestoßen. Kurz darauf brach Lehman Brothers zusammen; die Welt stand am Abgrund. Im Rückblick war diese Extremsituation die beste Schule, denn ich habe gelernt, welchem Druck man als Fondsmanager standhalten können muss. Mit einem so passionierten und inspirierenden Investor wie Bert Flossbach zu arbeiten, hat mich natürlich sehr geprägt, gerade was das kaufmännische Abwägen von Chancen und Risiken betrifft. Allerdings muss jeder Portfoliomanager seine eigene Handschrift entwickeln. Im „Fortezza Valuewerk Plus“ können Sie das zum Beispiel an den aktienrechtlichen Spezialsituationen erkennen, mit denen ich mich schon in meiner Doktorarbeit intensiv beschäftigt habe.

Reinhold: Die Märkte sind zuletzt wieder sehr volatil gewesen. War das ein guter Zeitpunkt für den Fondsstart?

Schmitt: Absolut. Mit dem „Fortezza Valuewerk Plus“ verfolgen wir ja gerade das Ziel, für die von Volatilität und Turbulenzen geprägte Ära monetärer Experimente eine verlässliche Anlagestrategie anzubieten. Die Zeiten des Schönwetterinvestierens sind vorbei. Daher bauen wir in unsere Anlagestrategie ganz bewusst Stoßdämpfer ein, um der Unberechenbarkeit und Störanfälligkeit der Finanzmärkte Rechnung zu tragen. Vor volatilen Börsen ist mir daher überhaupt nicht bange. Ganz im Gegenteil: Für antizyklisch und langfristig denkende Anleger wie uns bieten Kursschwankungen immer wieder lukrative Investmentopportunitäten, denn der Kapitalmarkt ist kurzfristig ein Stimmungsbarometer, langfristig jedoch eine Waage, wie Benjamin Graham die Börse beschrieben hat.

Reinhold: Welche Anleger sind in Ihrem Fonds richtig aufgehoben und warum?

Schmitt: Wir richten uns mit dem „Fortezza Valuewerk Plus“ an Investoren, die in einer Welt ohne Zinsen eine verlässliche Anlagestrategie suchen, die es ermöglicht, am langfristigen Ertragspotenzial des Aktienmarkts zu partizipieren, dabei aber stets den dauerhaften Schutz des Vermögens im Auge behält. Das können institutionelle Investoren wie Banken, Vermögensverwalter oder Family Offices sein, die den Fonds wegen seines asymmetrischen Rendite-Risiko-Profils als Baustein in ihren Kundendepots einsetzen. Geeignet ist er aber auch für risikobewusste Privatanleger, denen wir mit unserem vermögensverwaltenden Ansatz professionelle Unterstützung in einem immer anspruchsvolleren Anlageumfeld bieten. Generell freuen wir uns über jeden Anleger, der unsere Begeisterung für wertbasiertes Investieren teilt und eine unaufgeregte, nachvollziehbare Anlagestrategie als Kontrast zur Hektik und Hysterie an der Börse präferiert.

Dr. Dirk Schmitt von der Fortezza Finanz AG (Nürnberg) ist Entwickler und Fondsberater des Ende 2018 aufgelegten Mischfonds „Fortezza Valuewerk Plus“. Der aktiv gesteuerte Fonds investiert global in Aktien, Anleihen und Edelmetalle. Die Fondsauflage erfolgte gemeinsam mit der Service-KVG Hansainvest und dem Berenberg Vermögensverwalter Office als Verwahrstelle.

www.fortezzafinanz.de

Zurück

interviews

Datenschutzeinstellungen

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell, während andere uns helfen, diese Website und Ihre Erfahrung zu verbessern.
In dieser Übersicht können Sie, einzelne Cookies einer Kategorie oder ganze Kategorien an- und abwählen. Außerdem erhalten Sie weitere Informationen zu den verfügbaren Cookies.
Gruppe Essenziell
Name Contao CSRF Token
Technischer Name csrf_contao_csrf_token
Anbieter
Ablauf in Tagen 0
Datenschutz
Zweck Dient zum Schutz der Website vor Fälschungen von standortübergreifenden Anfragen . Nach dem Schließen des Browsers wird das Cookie wieder gelöscht
Erlaubt
Gruppe Essenziell
Name PHP SESSION ID
Technischer Name PHPSESSID
Anbieter
Ablauf in Tagen 0
Datenschutz
Zweck Cookie von PHP (Programmiersprache), PHP Daten-Identifikator. Enthält nur einen Verweis auf die aktuelle Sitzung. Im Browser des Nutzers werden keine Informationen gespeichert und dieses Cookie kann nur von der aktuellen Website genutzt werden. Dieses Cookie wird vor allem in Formularen benutzt, um die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen. In Formulare eingegebene Daten werden z. B. kurzzeitig gespeichert, wenn ein Eingabefehler durch den Nutzer vorliegt und dieser eine Fehlermeldung erhält. Ansonsten müssten alle Daten erneut eingegeben werden.
Erlaubt
Gruppe Analyse
Name Google Analytics
Technischer Name _gat,_ga_gid
Anbieter Google
Ablauf in Tagen 1
Datenschutz https://policies.google.com/privacy
Zweck Tracking
Erlaubt
Gruppe Essenziell
Name Contao HTTPS CSRF Token
Technischer Name csrf_https-contao_csrf_token
Anbieter
Ablauf in Tagen 0
Datenschutz
Zweck Dient zum Schutz der verschlüsselten Website (HTTPS) vor Fälschungen von standortübergreifenden Anfragen. Nach dem Schließen des Browsers wird das Cookie wieder gelöscht
Erlaubt
Gruppe Essenziell
Name FE USER AUTH
Technischer Name FE_USER_AUTH
Anbieter
Ablauf in Tagen 0
Datenschutz
Zweck Speichert Informationen eines Besuchers, sobald er sich im Frontend einloggt.
Erlaubt