Für Deutschland sind die Rahmenbedingungen eigentlich ideal

Carsten Mumm
Carsten Mumm

Sicherlich hatten Ende Januar die Wenigsten gedacht, dass die Kursentwicklung an den internationalen Börsen so fulminant weitergehen würde wie in den letzten Wochen. Dass die ersten beiden Februar-Handelstage jedoch so schlecht ausfallen würden, dürfte die meisten Anleger dann doch überrascht haben. DFPA hat Carsten Mumm, Leiter Kapitalmarktanalyse und Chefvolkswirt des Bankhauses Donner & Reuschel, um seine Markteinschätzung gebeten.

DFPA: Herr Mumm, wie schätzen Sie die Kapitalmarktsituation nach dem Börseneinbruch ein?

Mumm: Die Zinswende hat bereits Mitte 2016 begonnen, ist jetzt aber in Form eines Überraschungsmoments erst richtig wahrgenommen worden. Dazu haben die neuesten US-Arbeitsmarkt- und Lohnkostenzahlen beigetragen. Weiterhin sehen wir die globale Konjunktur aber als robust an. Wirtschaftlichen Trendwenden geht in der Regel eine Phase der Konjunktur-Überhitzung vorher. Das Erreichen von Kapazitätsgrenzen führt zu Ausrüstungsinvestitionen und bessert die Auftragslage noch mehr.

DFPA: Wo sehen Sie die Märkte sich hinbewegen?

Mumm: Die US-Steuerreform hat zu einem zwölfprozentigen Anstieg der Gewinnerwartungen bei US-Unternehmen geführt. Das entspricht zugleich einer Zwölf-Monats-Reserve für die Konjunktur. Die „harten“ Fakten und die Stimmungslage sind für die Weltwirtschaft aber ohnehin vorteilhaft im Moment. Restrisiken bleiben die Inflation und die Zinshöhe. Erstere erwarten wir zwischen 1,5 und zwei Prozent. Helfen dürfte dem Aktienmarkt der Erfahrungshorizont der vergangenen 15 Jahre. Dieser hat viele Investoren zur Vorsicht gemahnt und entsprechend gibt es aktuell keinen vollständig ausgeschöpften Investitionsgrad bei den Aktien. Im Falle konjunktureller oder marktspezifischer Probleme kann die US-Notenbank zudem auch auf eine inzwischen durch Zinsanhebungen aufgebaute „Zinsreserve“ zurückgreifen. In Europa steht die Option des fortgesetzten beziehungsweise erweiterten Ankaufes von Anleihen durch die Notenbank EZB zur Verfügung. Ob vielleicht sogar einmal Aktien angekauft werden bleibt eine offene Frage. Schließlich sind Zentralbanken immer für unkonventionelle Maßnahmen gut.

DFPA: Sind steigende Zinsen und politische Unsicherheitsfaktoren nicht doch ein Manko für die Börsen?

Mumm: Deutliche Zinssteigerungen würden für die Peripheriestaaten der Eurozone von erheblicher Bedeutung sein. Allerdings relativieren aktuell negative Realzinsen und steigende Bruttosozialprodukte die Verschuldung. Und ja, am 4. März wählt Italien. Wir meinen, dass die Verfassung der Konjunktur zur Stabilisierung beitragen sollte. Insbesondere die gute Binnenkonjunktur dürfte das Protestwählerpotenzial begrenzen. Gleichtägig wird in Deutschland das Ergebnis des SPD-Mitgliederentscheides über die GroKo vorliegen. Für Deutschland sind die konjunkturellen und fiskalpolitischen Rahmenbedingungen eigentlich ideal um die Gelegenheit zur Schuldenaufnahme jetzt günstig zum Wohle von Digitalisierung und Infrastruktur vorzunehmen. Ideal, wenn auch politisch wohl kaum durchsetzbar wäre es, einen Ausgleich der Kapazitätsprobleme bei der Binnenkonjunktur durch den Einsatz europäischer Lösungen vorzunehmen.

DFPA: Wo sehen Sie den US-Dollar kurz- und langfristig?

Mumm: Für den Wechselkurs US-Dollar/Euro erwarten wir langfristig einen Anstieg des Euro, da der US-Konjunkturzyklus weit vorangeschritten ist. Zudem verengt sich die Zinsdifferenz perspektivisch eher, als das sie noch weiter steigt und die US-Steuerreform wird zu einem höheren Defizit führen. Bei rund 1,30 (aktuell 1,23) liegt die Kaufkraft-Parität des US-Dollar/Euro. Für das Zeitfenster der nächsten sechs bis neun Monate erwarten wir dagegen einen US-Dollar-Anstieg aufgrund der jüngsten Euro-Kursbewegung.

DFPA: Wie schätzt Donner & Reuschel das Thema digitales Asset Management ein?

Mumm: Das Asset Management zeichnet sich seit zehn bis 20 Jahren durch disruptive Entwicklungen aus. Auch die Digitalisierung gehört dazu und steht für eine Normalität im Sinne von laufender Veränderung. Donner & Reuschel hat vor diesem Hintergrund einen Wechsel weg vom prognosebasierten Vorgehen zu einer Systematik vorgenommen, die es dem Anleger erleichtern soll, in risikobehafteten Marktsegmenten zu investieren. So wird beispielsweise die Aktienanlage „aushaltbar“ gestaltet.

DFPA: Wie geht das?

Mumm: Dazu zählt der sogenannte „Best-of-Two“-Ansatz. Dabei wird zum Jahresbeginn hälftig in Aktien und Anleihen investiert. Im Verlauf des Jahres wird eine Umschichtung in die sich positiver entwickelnde Assetklasse vorgenommen. Das führt zu einem robusten, prozyklischen Anlageverhalten und entspricht letztlich einem Trendfolgemodell. Das heißt, der strategische Input stammt aus der Kurshistorie. Taktisch dürfen wir auch eine Barreserve halten. Leerverkäufe schließt die Strategie dagegen komplett aus. Seit dem Jahr 2001 bieten wir diesen Ansatz über Fondslösungen der „D&R Best-of-Two“-Serie zum Investment an. Weiterentwickelt wurde das Konzept zu einem „Best of Multiple Opportunities“-Ansatz der elf verschiedene Assetklassen berücksichtigt. Eine ähnliche Systematik, die D&R Marktnavigatoren, nutzen wir in der Vermögensverwaltung. Um zu kurzfristige und häufige Umschichtungen zu vermeiden, akzeptieren wir hier eine Marktschwankung von zehn bis 15 Prozent bevor wir gegensteuern.

DFPA: Was erwarten Sie selbst von Risiko und Return beim Fonds?

Mumm: Theorie und Erfahrung stoßen heute an ihre Grenzen. Es gibt keinen risikolosen Zins mehr. Vielmehr zinsloses Risiko. Auch sind Kursrückgänge um 50 Prozent in den vergangenen zehn Jahre an den Märkten zwei Mal zu verzeichnen gewesen, obwohl die mathematische Normalverteilungskurve dies eigentlich ausgeschlossen hätte.

Die Zielrendite liegt bei drei Prozent nach Kosten. Das Risiko ist mit dem einer zehnjährigen Bundesanleihe vergleichbar, also fünf Prozent Schwankung beziehungsweise ein Drawdown von zehn Prozent sollen nicht überschritten werden.

www.donner-reuschel.de

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